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"Kein Job für Weicheier"

Temperaturen weit über der 30 Grad-Grenze und tropische Nächte – der Kreis schwitzt. Wen die Hitze besonders hart trifft und wer sich über einen der wohl kühlsten Arbeitsplätze der Region freuen kann.

"Ich bin eine echte Frostbeule", sagt Frank Oferath und zieht sich erst einmal einen dicken Pullover und eine Weste über. Bereits 34 Grad zeigt das Thermometer an diesem Dienstagvormittag. Doch der 59-Jährige hat das Glück, an einem der kühlsten Arbeitsplätze der Region zu arbeiten. Er ist Hausmeister in der Dokumentationsstätte Regierungsbunker Am Silberberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler. "Wir haben hier das ganze Jahr über eine konstante Temperatur von zwölf Grad. Früher wurden hier sogar Champignons gezüchtet. Deswegen empfehlen wir unseren Besuchern auch bei diesen Außentemperaturen, sich etwas über zu ziehen. Die Führungen dauern rund 90 Minuten und da kann einem schon ordentlich kalt werden", sagt Oferath, der sich die Stelle des Hausmeisters zusammen mit vier Kollegen teilt. "Jeder von uns arbeitet eine volle Woche und hat dann vier Wochen frei. Und ich bin gerade besonders froh darüber, dass ich bei dieser Hitze hier im Bunker sein darf." Ein Sonnenanbeter sei er nämlich nicht, auch wenn seine sonnengebräunte Haut das vermuten lässt. "Ich fahre viel Rad, aber lange halte ich es in der Sonne - im Gegensatz zu früher - nicht mehr aus." Ein echter "Glücksgriff" sei daher die Stelle für den ehemaligen Soldaten: "So kalt, wie es im Bunker ist, ist unser Arbeitsklima überhaupt nicht", ergänzt Oferath schmunzelnd. Schmoren vor Grill und Fritteuse Über ein wenig Abkühlung würde sich auch Heinz Thüllen freuen. Denn der 64-Jährige hat wohl einen der heißesten Arbeitsplätze im ganzen Kreis. Täglich ist er mit seinem Hähnchenwagen von Standplatz zu Standplatz unterwegs und steht rund acht Stunden hinter der heißen Theke. "Das ist kein Job für Weicheier!", bringt es Thüllen auf den Punkt, der an diesem Tag vor dem Hit-Markt in Ahrweiler steht. Bereits seit 14 Jahren fragt er: "Was darf's heute für Sie sein?" An Tagen wie diesen, an denen es weit über 30 Grad heiß wird, kommt aber auch der gelernte Metzger an seine Grenzen. Im Rücken hat er zehn Brennaggregate auf denen Haxen, Schenkel und ganze Hähnchen vor sich hin grillen. Vor ihm steht die Fritteuse für die Pommes - rund 180 Grad heißes Fett inklusive. "Hier drin hat es ungefähr 55 Grad. Man muss sich vorstellen, man würde sich vor einen geöffneten Backofen stellen, nur schlimmer." Auf die Frage, wie er es bei diesen hohen Außentemperaturen in seinem Imbisswagen aushält, antwortet er mit einem Lächeln: "An diesen Tagen nehme ich das mit dem 'Trinkgeld' wörtlich. Ich trinke acht bis neun 0,7 Liter Flaschen Wasser und einen Liter Kaffee. Außerdem nehme ich Magnesium und lege mir immer wieder ein feuchtes Handtuch in den Nacken." Fast jeder zweite Kunde würde ihn "bedauern" und Sätze wie "Sie braten da drin selbst ja auch" wären an der Tagesordnung. Thüllen selbst nimmt es sportlich, nur einen Satz hört er nicht gerne: "'Kalt wird Ihnen da drin aber nicht' - das finde ich dann nicht mehr ganz so witzig." Alarm auch für unsere "grüne Lunge" Aber nicht nur vielen Menschen machen diese Extremtemperaturen zu schaffen. Auch die Natur ist in Alarmbereitschaft. Die anhaltende Hitze und die daraus resultierende Trockenheit der Böden führen auch im Kreis Ahrweiler zu einer erhöhten Gefahr von Wald- und Flächenbränden. Der aktuelle Waldbrandindex steht im Kreis auf Stufe 4 (hohe Gefahr) von insgesamt fünf Stufen. Die Kreisverwaltung Ahrweiler und Kreisfeuerwehrinspekteur Michael Zimmermann rufen die daher zu umsichtigem Verhalten auf. Spaziergänger sollten darauf achten, keine Glasflaschen oder -scherben zurückzulassen, da durch den sogenannten Brennglaseffekt Feuer verursacht werden können. Wer mit dem Auto fährt, sollte keine brennenden oder glimmenden Gegenstände aus dem Wagenfenster werfen. Das gilt auch auf der Autobahn oder entlang anderer Straßen kann es zu Böschungsbränden kommen. Grillfans sollten ausschließlich auf dafür ausgewiesenen Plätzen grillen und Verbotsschilder respektieren. Wer Brände oder Rauchentwicklung bemerkt, sollte umgehend den Notruf 112 wählen.


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