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Landratswahl: Kandidaten im Kurzinterview

Horst Gies (60) ist Landtagsabgeordneter und Erster Beigeordneter des Kreises Ahrweiler und tritt als Kandidat für die CDU an.
Cornelia Weigand (50) ist Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr und tritt als parteilose Kandidatin an.
Christoph Schmitt (35) ist Angestellter beim Bundeszentralamt für Steuern. Er ist Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, tritt aber als parteiübergreifender Kandidat an.
Dr. Axel Ritter (57) ist Architekt und tritt als parteiloser Kandidat an.
Zur Landratswahl treten Horst Gies (v.l.), Cornelia Weigand, Christoph Schmitt und Dr. Axel Ritter an.

Zur Landratswahl treten Horst Gies (v.l.), Cornelia Weigand, Christoph Schmitt und Dr. Axel Ritter an.

Bild: Privat

Welche ist die dringlichste Aufgabe beim Wiederaufbau? Welche Aufgabe ist davon abgesehen die dringlichste?
Gies: Mit Abstand am wichtigsten ist es, dass die Bürgerinnen und Bürger schnellstmöglich wieder in ihre Privathäuser ziehen können. Dafür benötigen sie dringend Planungssicherheit: »Wie und wann darf ich wieder aufbauen? Wie viel Geld bekomme ich dafür aus dem Wiederaufbaufonds und vor allem wann?« Das sind die Fragen, die die Menschen bewegen und die dringend beantwortet werden müssen. Darüber hinaus muss die Infrastruktur wieder aufgebaut werden: Schulen, Kitas, Straßen, Brücken, die Ahrtalbahn und Sportplätze, um nur einige zu nennen. In einem ersten Schritt habe ich bereits im September die Zukunftskonferenz ins Leben gerufen, in der mehr als 500 Ideen von Bürgerinnen und Bürgern für einen modernen Neu- und Wiederaufbau des Ahrtals gesammelt wurden. Unabhängig von diesen gewaltigen Herausforderungen müssen wir auch die drängenden Themen unserer Zeit im Blick behalten. Ich denke hierbei vor allem an den Klima- und Hochwasserschutz sowie das Zukunftsthema Digitalisierung.
Weigand: Oberste Priorität müssen die grundlegenden Bedürfnisse haben: Ein warmes Zuhause, passierbare Straßen, KiTas und Schulen, die Kindern und Jugendlichen Bildung und etwas Normalität ermöglichen. Oft werden wir zunächst mit Provisorien wie temporären Schulen oder Tiny Houses leben müssen. Parallel werden Schulen geplant, Nahwärme-Netze konzipiert, das eigene Haus oder Betriebsgebäude saniert. Dringlich sind auch ein Hochwasser-Vorsorgekonzept für das Ahr-Einzugsgebiet und ein optimierter Katastrophenschutz. Für die Zukunftsfähigkeit des Kreises ist der Erhalt der Betriebe und Arbeitsplätze von entscheidender Bedeutung. Gewerbe, Tourismus und Unternehmen müssen schnell wieder Tritt fassen können. Von der Flut betroffene und nicht direkt betroffene Orte stehen oft vor den gleichen Aufgaben, sei es Digitalisierung der Schulen, schnelles Internet zuhause und im Betrieb, Mobilität, Zustand des Straßennetzes oder interkommunale Gewerbegebiete. Alles ist im Hinblick auf Nachhaltigkeit umzusetzen. Wenn wir beim Aufbau zusammenarbeiten, können wir als gesamter Kreis gestärkt daraus hervorgehen.
Schmitt: Bei allen Infrastrukturprojekten und den weitreichenden Entscheidungen die nun anstehen, muss der Hochwasserschutz stets mitgedacht werden. Mir ist wichtig, dass der Hochwasserschutz im gesamten Kreis Ahrweiler künftig durch die Kreisverwaltung federführend verantwortet und umgesetzt wird. Eine klare und eindeutige Zuständigkeit auf Kreisebene ist für eine zügige Realisierung von Hochwasserschutzmaßnahmen notwendig. Zeitnahe Maßnahmen im Gewässersystem Ahr haben dabei absolute Priorität. Aber auch die anderen Bereiche des Landkreises Ahrweiler müssen unter dem Gesichtspunkt der Hochwasser- und Starkregenvorsorge intensiv in den Blick genommen werden. Natürlich muss der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur, unserer Kitas, unserer Schulen ebenso wie unserer Sportanlagen und Bürgerhäuser möglichst schnell vorangetrieben werden. Gleichzeitig gilt es die aktuelle Situation auch als Chance für einen Neustart und einen nachhaltigen, modernen und durchdachten Wiederaufbau zu begreifen. Diese komplexe Aufgabe muss im Schulterschluss mit den betroffenen Gemeinden und den Menschen vor Ort angegangen werden und aus der Kreisverwaltung heraus koordiniert werden.
Ritter: Ich selbst sehe die Bewältigung der Fluten als eine der dringlichsten Aufgaben beim Wiederaufbau. Wenn wir auch die größeren Fluten in den Griff bekommen wollen, und das wäre mein erklärtes Ziel als Landrat, dann wären wir beim Wiederaufbau mit umfangreichen Maßnahmen konfrontiert, die auf unterschiedliche Bereiche Auswirkungen haben werden, etwa im Zusammenhang mit der zukünftigen Ausweisung von neuen Baugebieten und Empfehlungen in Bezug auf die anzuwenden Bauweisen. Sollte ich gewählt werden, würde ich mich umgehend über die laufenden Planungen im Zusammenhang mit dem zukünftigen Hochwasserschutz informieren und selbst an einem Gesamtkonzept mitarbeiten, ggf. unter Einbeziehung meines Flutentlastungskonzepts. Auch an einem Generalmasterplan zur Förderung der strukturellen Entwicklung im Kreis würde ich aktiv mitarbeiten. Die anderen Teile des Kreises sollten bei der Bewältigung der Flutproblematik solidarisch mithelfen.

Welche(s) Ziel(e) möchten Sie am Ende der Amtszeit erreicht haben?
Gies: Ich möchte, dass unsere Heimat wieder zu dem Paradies wird, das sie für uns gewesen ist. Dazu gilt es, schnellstmöglich anzupacken und aufzubauen - modern, zukunftsorientiert, klimaschützend und fortschrittlich. Ob Digitalisierung, Erneuerbare Energien, Katastrophen- und Hochwasserschutz, Infrastruktur und Tourismus mit Hotellerie und Gastronomie oder unser Sozial- und Gesundheitswesen, alle Bereiche müssen neu gedacht und umgesetzt werden. So werden wir in acht Jahren einer der modernsten und innovativsten Landkreise in ganz Deutschland sein. Eine Katastrophe bietet auch immer Chancen. Die werden wir gemeinsam nutzen.
Weigand: In acht Jahren sollen die Menschen sagen können: Wir erkennen sichtbar, dass wir unsere vertraute Heimat zurückgewinnen. Wir sind dabei, die gesteckten Klimaziele mit Bausteinen wie Wärme und Strom aus regenerativen Energien wie Kraft-Wärme-Kopplung, Sonne, Wind, Biomasse und einem CO2-neutralen Mobilitätskonzept (z.B. ÖPNV, Wasserstoff- und E-Mobilität, Radverkehrskonzept) zu erreichen. Ein kreisübergreifendes Hochwasser-Vorsorgekonzept ist implementiert. Wir nehmen den Kreis stärker als Mittler- und Serviceeinrichtung wahr. Flächendeckende Digitalisierung als Standortfaktor für Bildung, Wohnen und Arbeiten ist auf dem Weg. Wir konnten die Ahr-Region als Tourismus-Destination von nationaler Bedeutung neu etablieren. Gute soziale Angebote und ein gestärktes Vereinsleben sind Motor für Zusammenhalt und Engagement.
Schmitt: Besonders wichtig ist mir die soziale Infrastruktur zu stärken. Die Kinder im Kreis Ahrweiler haben in den vergangenen zwei Jahren bereits sehr unter der Corona-Pandemie leiden müssen. Die jetzt zusätzlich schlimmen Erlebnisse der Ahrflut werden viele Kinder lange begleiten. Die Betreuung und Unterstützung der Kinder werden für mich daher immer oberste Priorität haben. Es gilt in diesen schweren Zeiten in allen Bereichen bestmögliche Angebote für die Kleinsten zu schaffen. Von der Kita bis zur weiterführenden Schule sowie in der Jugendarbeit, in den Vereinen und den vielen ehrenamtlichen Organisationen. Dazu zählt auch ein funktionierender Schülerverkehr. Hier müssen zeitnah Lösungen gefunden werden. Am Ende meiner Amtszeit möchte ich, dass die Menschen sagen können, dass unser Kreis Ahrweiler moderner, lebenswerter und familienfreundlicher geworden ist. Daneben möchte ich, dass der Landkreis sein Ziel bis 2030 C02 neutral zu werden, erreicht hat.
Ritter: Dass große Teile eines Flutentlastungskonzepts umgesetzt oder auf den Weg gebracht wurden. Dazu gehören neben passiven Wassersammelvolumina (Retentionsflächen, Wasserrückhaltebecken) auch aktive, an Pumpen angeschlossene Wassersammelvolumina, die im Verbund auch sehr große Flutwassermengen bewältigen könnten. Ein weiteres Ziel, die Klimaziele des Kreises vollumfänglich umzusetzen, ist erreicht: Aus dem Ahrtal ist ein SolAHRtal geworden, bei dem die Mehrzahl der Gebäude nun gut wärmegedämmt ist und mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Manche neuen Gebäude produzieren sogar mehr Energie, als benötigt wird, speisen diese in so genannte Smart Grids ein. Auch ist der Kreis nun gut bei der E-Mobilität gut aufgestellt, ist z.B. die Dichte an E-Ladesäulen vervielfacht worden. Mein Ziele, besondere alte Bauwerke zu erhalten und innovative Bauwerke zu fördern, sind eingetreten: Nun gibt es einen Mix aus traditionell geprägten mit neuartigen, besonders anpassungsfähigen Bauwerken.
 
Was qualifiziert Sie für das Amt des Landrats?
Gies: Der Wille, unsere Zukunft und den Neu- und Wiederaufbau zu gestalten, sowie den gesamten Landkreis modern weiter zu entwickeln, braucht Erfahrung, Netzwerk, Tatkraft und Teamgeist. Dabei ist es wichtig alle Generationen zu beteiligen. Dafür stehe ich. Zudem weiß ich durch mein Zweites Staatsexamen, wie Verwaltung funktioniert. Darüber hinaus war ich 18 Jahre lang Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes in den Kreisen Ahrweiler und Mayen-Koblenz sowie Geschäftsführer des Weinbauverbandes AHR. Als langjähriger Ortsvorsteher von Ahrweiler und aktives Stadtratsmitglied bin ich eng mit meiner Heimatstadt sowie der gesamten Region verbunden. Ich kenne die kommunalen Themen in allen Kommunen – im ganzen Kreis Ahrweiler. Seit 2011 bin ich zudem Abgeordneter im rheinland-pfälzischen Landtag. Dadurch bin ich auch in Mainz bestens vernetzt.
Weigand: Ich bin Naturwissenschaftlerin und bringe viele Fähigkeiten aus über 20 Jahren in Industrie und Behörde mit. Als Produktmanagerin habe ich erfolgreich Großprojekte geleitet. Dazu gehörten Führung, Budgetverantwortung, strategisches Handeln, Entscheidungen mit Weitsicht und Kreativität. Als Ausdauersportlerin habe ich Kraft und Durchhaltevermögen. Seit zehn Jahren lebe ich an der Ahr, begeistert von Land und Leuten. Seit Juli 2019 bin ich Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr. Seit der Flutkatastrophe engagiere ich mich auf Landes- und Bundesebene dafür, dass wir die nötige Unterstützung bekommen. Denn eines weiß ich: Unsere Region hat eine gute Zukunft. Ich bin parteilos und unabhängig, denn ich möchte Ansprechpartnerin der Menschen aller Orte und Fraktionen gleichermaßen sein. Mein Ziel ist eine sachorientierte, transparente Politik und es ist mir wichtig, bei Entscheidungen frei von parteipolitischen Vorgaben zu sein. 
Schmitt: Mit meiner beruflichen und politischen Erfahrung der vergangenen 15 Jahre bringe ich die Grundvoraussetzungen dafür mit, den dringend erforderlichen Neustart zu gestalten. Als Fraktionsvorsitzender auf Gemeinde- und Kreis­ebene gestalte ich seit vielen Jahren Politik vor Ort und weiß, wie man auch unter schwierigen Rahmenbedingungen gemeinsam Ziele durchsetzt. Diese Erfahrungen haben bei mir einen Politikstil geprägt, der sich an konstruktiven Lösungsansätzen orientiert und nicht an Parteigrenzen halt macht. Seit 13 Jahren arbeite ich als Diplom-Finanzwirt (FH) in einer Bundesoberbehörde und konnte dort wichtige Erfahrungen in den Bereichen Personalmanagement und Organisation sowie Verwaltungsmodernisierung und Digitalisierung sammeln.
Ritter: Ich bin im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der geeignete Kandidat, verfüge ich doch über mehr als 30 Jahre Erfahrung als Architekt bei der Renovierung und Modernisierung sowie Neuplanung von Gebäuden. Auch verfüge ich über ein großes Allgemeinwissen, bin teamfähig und belastbar. Außerdem kenne ich die Kreisverwaltung und auch die anderen Verwaltungen des Kreises durch die jahrzehntejahrelange Zusammenarbeit. Dazu gehören weitere umfangreiche Erfahrungen und Kenntnisse aus unterschiedlichen Bereichen, etwa solche aus unterschiedlichen Lehrtätigkeiten sowie im Zusammenhang mit eigenen Publikationen und öffentlichen Auftritten im In- und Ausland.

www.horstgies.de
www.cornelia-weigand.de 
www.neustart-aw.de
www.dr-axel-ritter-politiker.com


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