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Edith Billigmann

Die Klippenspringerin

Region. (EDI) Ein Sprung aus 20 Metern Höhe? Für Klippenspringerin Anna Bader  reine Routine. Wir haben die Vollblut-Sportlerin in Ihrer Heimat Morbach besucht.
Ihre ersten Sprünge nach dem schweren Sturz im Wettkampftraining hat Anna auf dem Sprungturm in Morbach absolviert. Mit Erfolg. Mittlerweile hat sie die diesjährige WM-Quali geschafft.

Ihre ersten Sprünge nach dem schweren Sturz im Wettkampftraining hat Anna auf dem Sprungturm in Morbach absolviert. Mit Erfolg. Mittlerweile hat sie die diesjährige WM-Quali geschafft.

Bild: Edith Billigmann

Für Klippenspringerin Anna Bader sind Sprünge aus großer Höhe eigentlich keine große Sache. Doch im vergangenen Jahr verletzte sie sich bei einem Übungssprung schwer. Ausgang ungewiss. Jetzt hat sie ihr Comeback gefeiert. Anna Bader ist heute im Portrait unserer Serie »Menschen der Region«. Ein Leben ohne Klippenspringen grenzt für Anna Bader (39) an Freiheitsberaubung. Dass der schwere Unfall im vergangenen Jahr ihr nicht nur physisch zugesetzt, sondern sie auch psychisch ans Limit gebracht hat, verwundert nicht. Bei einem Sprung aus 20 Metern Höhe hatte sie ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, war bewusstlos geworden und musste aus dem Wasser gerettet werden.

Bauchgefühl contra Sicherheit

"Eine Fehlentscheidung, an diesem Tag kurz vor dem Wettbewerb einen neuen Sprung zu üben", geht sie scharf mit sich ins Gericht. Ihr Bauchgefühl hatte sie damals davor gewarnt, waren doch die Bedingungen nicht gerade ideal gewesen. "Ich hätte auf Sicherheit springen müssen", weiß sie heute. Der Zeit als solcher kann sie dennoch etwas Gutes abhaben. Wie wichtig der familiäre Zusammenhalt ist und was wahre Freundschaften bedeuten, hat sie einmal mehr zu schätzen gelernt. Und sie hat eine folgenschwere Entscheidung getroffen und ist zurück in ihre Heimat nach Morbach gezogen.

Angst, nicht mehr gesund zu werden

"Ich hatte Angst, nicht mehr gesund zu werden und nicht mehr für meine Kinder da sein zu können", schildert sie die zermürbende Zeit, die von Schmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und schließlich schweren Depressionen geprägt war. Sich der Angst zu stellen, sollte eine der schwersten Herausforderungen werden, die sie jemals im Zusammenhang mit Sport erlebt hat. Geholfen hat ihr dabei ihr Partner Kris Kolanus, selbst Weltklassespringer und deshalb Vertrauter beim Training. Große Unterstützung erhielt sie aber auch von ihren Eltern, und dabei vor allem von ihrer Mutter Angelika Kern-Bader, ehemalige Leistungsturnerin, mehrfache Deutsche Meisterin, zweifache Olympiateilnehmerin - und ihr großes Vorbild schon von Kindesbeinen an.

Den eigenen Kindern Vorbild sein

"Meine Mutter war berufstätig und hat trotzdem die Familie mit drei kleinen Kindern super gemanaged. Das war nicht immer einfach", erzählt Anna bewundernd. Ihren Kindern ein starkes Vorbild zu sein, nicht aufzugeben - das war auch für sie der Ansporn, wieder über die Klippe zu springen. Den Anfang hat sie in Morbach gemacht - auf dem ihr schon seit Kindheit vertrauten Sprungturm. Mittlerweile hat sie sich für die Weltmeisterschaft in Japan qualifiziert.

 

Extra:

Anna Bader kehrt in alter Form zurück

  • Anna Bader gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Klippenspringerinnen. Sie ist siebenfache Europameisterin und gewann bei den Schwimmweltmeisterschaften 2013 die Bronzemedaille.
  • Von 2012 bis 2013 war sie Teil der weltweit größten Wassershow in Macau.
  • Anna hat mit ihrer Weltcup-Teilnahme im Mai 2023 die WM-Quali für Japan geschafft.
  • Was man sonst noch über Anna Bader wissen sollte: Anna ist Lehrerin für die Fächer Englisch und Erdkunde.
  • 2013 hat sie es in die deutsche Ausgabe des Männermagazins "Playboy" geschafft.

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