

Sie machen keinen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen, Religionen, Herkunft, Menschen mit oder ohne Behinderungen. Der Kinderschutzbund macht stark, fördert Fähigkeiten und wendet sich aktiv gegen Ausgrenzung - im Landkreis schon seit 40 Jahren.
In Deutschland gibt es nach dem Zweiten Weltkrieg kaum jemanden, der sich für Kinder und deren Schutz einsetzt. Dabei geht es den Jüngsten in der Gesellschaft schlecht: Sie müssen körperlich hart arbeiten, viele sind obdachlos und leiden Hunger. Um sie zu schützen, wird am 16. November 1953 der Deutsche Kinderschutzbund e.V. in Hamburg gegründet. Seit 1984 engagiert sich der Kinderschutzbund Bernkastel-Wittlich (KSB) für Offenheit, Toleranz, ein friedliches Miteinander, Gerechtigkeit und Solidarität. "Die Zukunft unserer Gesellschaft hängt von unseren Kindern ab - von den Werten und Fähigkeiten, die wir ihnen heute vermitteln," unterstreicht Jutta Merrem, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Bernkastel-Wittlich.
Nur betroffen zu sein reicht nicht
"Kinder sind die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Sie leiden am meisten unter Armut, Gewalt und Trennung der Eltern. Bei Kindern geht es um mehr als um Bedürfnisse. Es geht um Rechte!" Nur betroffen zu sein reiche nicht aus, aktives Handeln sei notwendig. "Die Lobbyarbeit, die Projekte und die Bildungsangebote sind Grundlage für die professionelle Arbeit des Kinderschutzbundes mit dem Ziel eines flächendeckenden Kinderschutzes im Land". Das engagierte Team des KSB, zu dem auch viele Ehrenamtliche gehören, hat in den letzten vier Jahrzehnten bewiesen, dass es spontan auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren kann. "Darauf sind wir auch besonders stolz", sagt Jutta Merrem. Das habe auch in Krisenzeiten wie Corona gut funktioniert.
Familien in ihrem Alltag unterstützen
2020: Der KSB baut seine Online-Beratungszeiten in den Fachstellen aus; regelmäßige Anrufe in die Familien finden ebenso statt wie Spaziergänge als Kontakt- und Beratungsmöglichkeit. Zusätzlich setzt das Team Videoclips um - Beziehungen werden so aufrecht erhalten und ausgebaut. Jutta Merrem blickt zurück: "Zum Ende des Jahres hat sich dann unserer Second Hand Laden "Kaufen mit Herz" mit einem Umzug vergrößert. Unter schwierigen Bedingungen sind wir von der Burgstraße an den Marktplatz gezogen - ein mutiger Schritt, den wir nicht bereut haben und den uns viele Kunden danken".
Hilfestellung und Austauschmöglichkeit gibt es nicht nur hier - auch Sprachkurse und das "Cafe Come together" werden sehr gut angenommen. Was ist aktuell die dringendste Aufgabe des KSB Bernkastel-Wittlich? "Die besteht immer darin, die Familien in ihrem Alltag zu unterstützen," unterstreicht Merrem. Aktuell gelte das auch für die steigende Zahl der Menschen mit Fluchterfahrung. Besonders durch die KSB-Beratungsstelle für Integration und Migration sowie die Ferienangebote gelinge es, Familien zu vernetzen, Freundschaften auszubauen und so eine zukunftsfähige Integration aufzubauen. Die niedrigschwelligen Beratungsangebote des KSB seien dabei meist kostenlos - "was für einen gemeinnützigen Verein allerdings oft eine Herkulesaufgabe ist".
"Wir sind dankbar für all die Hilfe"
Die Stadt Wittlich und der Landkreis Bernkastel-Wittlich bezuschussen die Arbeit des Kinderschutzbundes zwar seit langem: die Fachstelle Familienbildung, der Pflegekinderdienst, die Fachstelle für Migration und Integration, das Mehrgenerationenhaus.... Dennoch ist der Verein auf Spenden angewiesen. Jutta Merrem: "Wir sind dankbar für all die Hilfe, die Unterstützung und den Zuspruch, den wir über Jahrzehnte erfahren durften. Diese Gelder verwenden wir satzungsgemäß zum Beispiel für unsere Beratungs- und pädagogischen Freizeitangebote. Alleine durch die Mitgliedsbeiträge können wir unsere Angebote leider nicht finanzieren". Eine Mitgliedschaft sei aber im Hinblick auf die bundesweite Arbeit sehr wichtig. "Jede Stimme zählt, um politische Veränderungen im Sinne der Kinder herbei zu führen. . ."
Blick in die Zukunft
Mit der neuen Projektidee "Stadt-Land-Spaß" ist der Kinderschutzbund in das Jahr 2024 gestartet. "Die Idee entstand in unserem "Club der guten Taten". Die Kinder berichteten, dass in ihre Klassen immer mehr Kinder aus aller Welt kommen, die Orientierung in vielen Bereichen brauchen. Hier könnte die Entwicklung eines digitalen interaktiven Stadtplans helfen, damit auch diese Kinder Zugang zu den Möglichkeiten und Treffpunkten unserer Stadt bekommen", erzählt Jutta Merrem, die crossdigitales Engagement als Schlüssel zu jungen Zielgruppen wertet. "Wer heute mit seiner Zielgruppe kommunizieren will, muss eine Multi-Plattform-Strategie entwickeln und den dazugehörigen Dialog aufbauen. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen wollen wir diesen Zweig für den Kinderschutzbund Bernkastel-Wittlich aufbauen."
Dank Social Media hätten sich Nutzer vom passiven Rezipienten - zumindest zum Teil - zu aktiven Content-Produzenten gewandelt. "Unser digitaler, interaktiver Stadtplan von und für Kinder und Jugendliche zielt darauf hin, reale Spiel- und Lebensräume im digitalen und realen Raum erlebbar zu machen", so Jutta Merrem.
Extra
Großes Jubiläumsfest für alle