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Fehler machen und daraus lernen

Wittlich. Das Bildungszentrum für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen Eifel-Mosel hat in Wittlich ein hochmodernes Trainingszentrum (Skills Lab) für die Aus-, Fort- und Weiterbildung eingerichtet.
Bernd Geiermann (5.v.re.), der Leiter des Bildungszentrums für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen Eifel-Mosel in Wittlich, das Team und die Auszubildenden freuen sich über das hochmoderne Trainingszentrum (Skills Lab) für die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Anfang Oktober wird es  in Betrieb genommen.

Bernd Geiermann (5.v.re.), der Leiter des Bildungszentrums für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen Eifel-Mosel in Wittlich, das Team und die Auszubildenden freuen sich über das hochmoderne Trainingszentrum (Skills Lab) für die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Anfang Oktober wird es in Betrieb genommen.

Bild: Andrea Schulze

 Wittlich. „Mit dem Skills Lab, den wir Anfang Oktober in Betrieb nehmen, haben wir einen hochmodernen dritten Lernort geschaffen“, freut sich Bernd Geiermann, der Leiter des Bildungszentrums für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen Eifel-Mosel in Wittlich. Das Trainingszentrum bilde eine ideale Schnittstelle zwischen dem theoretischen Unterricht im Klassenraum, in dem die fachlichen Kompetenzen vermittelt werden, und der praktischen Ausbildung in den Einrichtungen. „In unserem Skills Lab können die Auszubildenden in einem geschützten Raum unter Videobeobachtung Prozesse aus der Praxis trainieren“, erläutert Christina Pick, Lehrerin für Physiotherapie. Zusammen mit Christine Grünewald, der stellvertretenden Leiterin des Bereichs Fort- und Weiterbildung, Christin Heinen, Lehrerin für Pflege, und Benjamin Wagner, dem Leiter des Standortes Bitburg, ließ sie sich zur Skills Lab-Trainerin ausbilden. Bei der Einrichtung des Skills Labs hat die Marienhaus Gruppe in die Zukunft investiert.  Unterstützt wurde sie dabei mit finanziellen Mitteln aus dem Digitalpakt der Bundesregierung.

 Realistische Handlungssituationen

„Unser Skills Lab, in dem wir realistische Handlungssituationen simulieren, besteht aus sechs Bereichen“, erläutert Bernd Geiermann. Diese sind ein Raum mit Pflegebad für die Langzeitpflege, ein Therapieraum für die Physiotherapie, ein Zimmer für pädiatrische Handlungssituationen und ein Patientenzimmer, wie man es in einer Klinik findet, ebenfalls mit Bad. Vervollständigt werden diese Räume durch einen Besprechungsraum und einen Empfang. Sie alle sind ausgestattet mit Kameras, Lautsprechern und Mikrophonen.

Ausstattung und Technologie

In einem Technikraum gibt es zwei Regieplätze mit je zwei Monitoren. Hier sitzen die Trainerinnen und können über die Kameras die Auszubildenden in ihren konkreten Lernsituationen beobachten und den Laienschauspielern Regieanweisungen geben. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit eine hochmoderne Simulationspuppe zu nutzen, die auf verschiedene Szenearien programmiert werden kann. Die Lernsituationen werden auf Video aufgezeichnet und anschließend mit den Übenden ausgewertet. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit die Lernsituationen Live in weitere Räume zu übertragen“, so Christin Heinen. Für die Azubis ist das wie im echten Arbeitsleben. „Wir können eine realistische Situation konstruieren, wie sie tagtäglich zum Beispiel in der Physiotherapiepraxis, auf den Stationen und in den Wohnbereichen erlebt wird“, sagt sie.

Praxisbeispiele und Trainingserfahrungen

Die Lernsituationen sind im jeweiligen Lehrplan eingebettet und werden umfassend vorbereitet. Es gibt ein Rollenskript, in dem das zu übende Szenario beschrieben wird und die Dialoge festgelegt sind. Die beiden Physiotherapieauszubildenden Matthias Emondts und Kira Theis waren die ersten, die das Skills Lab ausprobiert haben. Kira spielte eine 73-jährige Patientin, die nach einer Hüft-OP an der Bettkante mobilisiert werden sollte. Matthias war der Physiotherapeut, der die Mobilisation durchführte. Die Kameras hätten sie während des Trainings übrigens gar nicht wahrgenommen, berichten beide. Anschließend fand die Auswertung statt. „Beim Anschauen des Videos habe ich direkt einen Fehler entdeckt, die Lehrerin brauchte mich gar nicht darauf aufmerksam aufmerksam machen“, erzählt Matthias Emondts. „Ich habe einen Griff falsch angewendet. In der Situation am Krankenbett habe ich das nicht wahrgenommen, sondern erst als ich mich auf dem Monitor gesehen habe.“ Er hat das Training dann noch einmal wiederholt und alle Griffe richtig ausgeführt.

Förderung einer positiven Fehlerkultur 

 Auch wenn es für beide zunächst befremdlich war, sich auf dem Bildschirm zu sehen und zu hören, so sind sie sehr überzeugt vom Skills Lab: „Denn hier können wir Fehler machen und daraus lernen.“ Es sei sogar gut Fehler zu machen, ergänzen die Pflegeauszubildenden Luna Hildebrandt und Celina Gasnick, „denn dadurch nehmen wir unsere Schwachstellen wahr, können gezielt daran arbeiten und uns verbessern“, sagen sie. Zudem erhalten sie durch die Videotechnik eine realistische Selbstsicht. „Wir wollen im Bildungszentrum eine positive Fehlerkultur leben, die die Auszubildenden fördert. Dafür braucht man einen angstfreien Lernraum. Und den stellen wir den jungen Leuten zur Verfügung“, so Bernd Geiermann.

Im Skills Lab können die Lernenden ihre fachlichen und methodischen Fähigkeiten durch die soziale und persönliche Kompetenz erweitern. Hier wenden sie das an, was sie im Unterricht und in der Praxis erlernt haben und arbeiten zusätzlich an ihrer Kommunikation und Interaktion. Auch ihre Haltung und Einstellung zu den ihnen Anvertrauten wird geschult. Sie können ihr Einfühlungsvermögen trainieren, erläutert Bernd Geiermann. Für diese umfassende Ausbildung sei das Trainingszentrum ideal, freut er sich.

Ausblick auf zukünftige Nutzung

Das Skills Lab wird sowohl für die Ausbildung als auch für die Fort- und Weiterbildung in den verschiedenen Gesundheitsfachberufen genutzt. Zudem ist geplant, zukünftig die Räume auch für andere Berufsgruppen wie zum Beispiel die Schulung junger Ärztinnen und Ärzte, Notfallsanitäter und Notfallsanitäterinnen zur Verfügung zu stellen. „Sehr gerne würden wir das Skills Lab zukünftig für interprofessionelle Trainings nutzen, bei denen verschiedene Berufsgruppen gemeinsam in realistischen Szenarien zusammenarbeiten“, sagt Geiermann. Das Üben der interprofessionellen Zusammenarbeit kann das gegenseitige Verständnis unter den Berufsgruppen fördern. Das werde sich positiv auf die gemeinsame Arbeit in den Einrichtungen des Gesundheitswesens auswirken, ist er überzeugt.


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