Vernissage unter blauem Himmel

Ausstellungseröffnung "Reichtum durch Armut" über das Kloster Himmerod auf dem Marktplatz in Wittlich

Auf dem Marktplatz wurde die Ausstellung „Reichtum durch Armut – Aufstieg und Fall der Zisterzienserabtei Himmerod“ mit gut 200 Besuchern eröffnet. Bei strahlendem Sonnenschein betonte Bürgermeister Joachim  Rodenkirch die Stellung der Stadt Wittlich als Wirtschaftszentrum der Region, deren Ursprung durchaus auch in der Gründung Himmeroder Höfe in und unmittelbar neben der Stadt zu sehen ist.   Die Zisterzienser brachten im Hochmittelalter know how nach Wittlich, sei es in der Wasserwirtschaft, dem Weinbau oder der Landwirtschaft. Aus der Stadt Wittlich kamen nicht nur vier Äbte des großen Klosters, sondern mit Matthias Agricius auch ein bedeutender Dichter und Humanist des 17. Jahrhunderts. Diese gegenseitige Befruchtung ist bis heute ein Grund für die wirtschaftliche Prosperität der Stadt.    Abt Dr. Johannes Müller sprach ein Grußwort mit dem Schwerpunkt der Askese und dem Arbeitsethos der frühen Zisterzienser. Gemeinsam mit Altabt Bruno Fromme war er nach Wittlich gereist und begrüßte das Engagement der Stadt für das Kloster in seiner derzeitigen schwierigen Lage.   Im Rahmenprogramm der Ausstellung wird Abt Johannes noch über die „Pauperes Christi“ referieren (13. Januar 2016, 18 Uhr, Altes Rathaus) und mit Prof. Dr. Niko Paech (Universität Oldenburg) über die „Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ (15. Januar 2016, 19 Uhr, Kloster Himmerod) disputieren.   „Neun Mönche kamen in das Tal der Salm, das Bernard von Clairvaux als den wahren Schoß der Mutter Gottes bezeichnete“, begann Kuratorin der Ausstellung Dr. Barbara Mikuda-Hüttel ihre Ansprache. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kunsthistoriker Dr. Richard Hüttel hat sie die Ausstellung zusammengestellt.   Mikuda-Hüttel erläuterte den rasanten Aufstieg des Klosters Himmerod, die vielen Fertigkeiten, das große Wissen und das Engagement der Mönche. Schon bald besaß das Kloster über 150 Wirtschaftshöfe, sogenannte Grangien, in denen Himmeroder Gut verwaltet und gelagert wurden.   # In Köln und Speyer gab es Himmeroder Höfe; in Wittlich zeugt das Haus des Ehrenbürgers Wilhelm Schrot in seiner Größe und mit seinem einzigartigen Dach von der Bedeutung des Himmeroder Hofes.    Die Mönche lehrten die Bewohner von Eifel und Mosel moderne Verhüttung (Eisenschmitt), Fischzucht, Waldwirtschaft und vor allem Weinbau. Durch den Bau von Terrassen konnten die Weinberge wesentlich effektiver bewirtschaftet werden. Wein war im Mittelalter ein kostbares Gut, so dass die Optimierung des Weinanbaus und des Weinhandels als Resultat Traben-Trarbach neben Bordeaux in den 1920er Jahren zum weltweit größten Umschlagplatz für Wein machte.   Mit der Pest im 14. Jahrhundert, der Teuerung und schließlich dem 30jährigen Krieg verarmte Himmerod, um im 18. Jahrhundert eine neue Glanzzeit mit dem Bau der Barockkirche beginnen zu können. 1802 kam mit der Säkularisierung das Ende und der Ausverkauf des Klosters. Die Bedeutung erreichte das Kloster nach der Neugründung 1922 nie wieder.   Den 11. September 1235 stellte der Berliner Künstler Christian Ewald in einer szenischen Lesung mit akrobatischen Einlagen und in mehrfacher Hinsicht funkensprühendem Buch nach. Ewald ist auch der Künstler der Installation des Salmtales aus dem Jahr 1235, mit der die Ausstellung beginnt.   Die Ausstellung ist bis 31.Januar in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus in Wittlich (Di bis Sa 11 – 17 Uhr, So 14 – 17 Uhr) zu sehen.   Foto: Kulturamt Wittlich


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