Die eigene Identität auf Abwegen

»Wenn man eine Arbeit sucht und das Geld knapp ist, lastet sowieso schon ein immenser Druck auf einem. Dass es dann noch Betrüger gibt, die diese Situation ausnutzen, ist abscheulich«, Elke Bursch aus Laubach ist auch heute noch fassungslos, über das, was ihr im August diesen Jahres passiert ist. Bei der Jobsuche im Internet fiel sie gutgläubig auf Betrüger herein.

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»Nebenjob für jeden! Marktforschung ab 18 Jahren, Heimarbeit.(...) Arbeiten Sie von zuhause und teilen Sie sich Ihre Arbeitszeit ganz frei ein. Am Anfang jedes Monats erhalten Sie drei kleine alltägliche Haushaltsgegenstände, die Sie ganz nebenbei in Ihr Leben einfließen lassen können«, mit diesen Worten versuchte die Firma mit Sitz in Bayern Arbeitskräfte zu locken. Für einen Stundenlohn von elf Euro sollen Küchen- oder Hygieneprodukte getestet werden.
Elke Bursch kennt eigentlich die Masche der Betrüber - eine hoher Verdienst für wenig Arbeit - und geht sehr vorsichtig mit solchen Angeboten um. Doch die seriös gestaltete Webseite lässt sie erstmal nicht misstrauisch werden und sie antwortet per Mail auf das Stellenangebot. Die angebliche Personalleiterin der Firma meldet sich und steht Elke Bursch Rede und Antwort (Korrespondenz liegt dem WochenSpiegel vor). Ein Selfie mit Ausweis in der Hand Als sie schließlich zusagt, wird sie gebeten ein Foto von sich mit dem Personalausweis in der Hand zu schicken. Im Nachhinein kann die 50-Jährige nicht erklären, warum sie hier nicht misstrauisch geworden ist. Die Erklärung der Betrüger lautet: »Wir benötigen das Selfie mit der Rückseite Ihres Ausweises wo man Ihre Adresse sehen kann. Wir benötigen diese Daten um Ihnen ein Bestätigungsformular zu erstellen für das PostIdent-Verfahren.« Außerdem schickt sie noch ein Beispielbild. Elke Bursch geht davon aus, dass dies nötig ist, damit ihr die Produkte problemlos zugestellt werden können und sie füllt zusätzlich noch ein Formular aus. »Ich schäme mich in Grund und Boden, dass mir das passiert ist«, erklärt sie immer wieder. Als sie allerdings noch einmal auf das Formular schaut, stutzt sie. Dort steht nichts von der besagten Firma, sondern die Adresse einer Bank. Da beginnen alle Alarmglocken zu schrillen. Zu recht: Denn als sie bei der Bank anruft, erfährt sie, dass bereits jemand ein Konto in ihrem Namen eröffnet hat.
Elke Bursch informierte sofort die Polizei und erstattete Anzeige gegen Unbekannt.
Voller Hoffnung endlich etwas Geld zu verdienen war sie blind vor den Anzeichen, dass es sich hier um einen Betrüger handeln könnte. Polizei und Verbraucherzentrale raten zur Vorsicht Auch die Verbraucherzentrale Rheinland Pfalz weiß um diese Betrugsmasche und versucht vor unseriösen Stellenanzeigen zu warnen. Die besagte Firma aus Bayern ist ihnen direkt ein Begriff. »Informieren Sie sich in jedem Fall über die Firma, mit der Sie eine Zusammenarbeit planen. Je verlockender das Angebot ist, desto größer sollte ihr Misstrauen sein«, rät Christian Gollner von der Verbraucherzentrale.
Auch Karl Schmitz von der Kriminalpolizei Mayen hatte schon häufig mit ähnlichen Fällen zu tun: »Ziel ist es, Jobsuchende entweder um ihr hart verdientes Geld zu bringen, sie als sogenannte Paket- oder Finanzagenten zu missbrauchen, sich ihrer Identität zu bedienen, indem die Betrüger mit den gesammelten Daten im Namen ihrer Opfer Geschäfte tätigen, oder die persönlichen Daten ihrer Opfer zu veräußern.« Da die Betrüger jedoch immer erfinderischer und professioneller werden, sei es für das ungeübte Auge schwer dies zu erkennen. »Grundsätzlich gilt, dass jedes Angebot, bei dem Gebühren fällig werden, mit großer Wahrscheinlichkeit ein Betrug ist. Denn seriöse Unternehmen tragen diese Kosten in aller Regel selbst«, erklärt Karl Schmitz weiter.
Insgesamt gilt eine besondere Vorsicht bei der Freigabe persönlicher Daten, denn was die Betrüger damit anstellen können, ist verheerend, wie der Kripobeamte bestätigt: »Mit einer einfachen Ausweiskopie können Betrüger auf Internetplattformen Profile anlegen, Waren kaufen oder verkaufen. Testpersonen haben beispielsweise mit fremden Ausweisen Konten eröffnet, obwohl diese Personen keine Ähnlichkeit mit dem Bild auf dem Personalausweis aufwiesen.« Außerdem gibt es Fälle, bei denen Handyverträge geschlossen, Kredite aufgenommen oder eine Packstation für betrügerisch erlangte Waren angemietet wurden.
Im Fall von Elke Bursch wird derzeit noch ermittelt. Sie hofft, dass sie mit einem blauen Auge davon kommt und nicht noch mehr passiert. Die Webseite des Unternehmens ist mittlerweile abgeschaltet. Leider werden solche Verbrechen eher selten aufgeklärt, wie Schmitz bestätigt, da die Betrüger häufig aus dem Ausland agieren oder schnell untertauchen.

So erkennen Sie Betrüger im Netz

Persönliche Daten, werden sehr früh im »Bewerbungsprozess« abgefragt.
Potenzielle Bewerber werden bereits in der Anzeige oder im weiteren Verlauf des Bewerbungsprozesses aufgefordert, Geld im Voraus zu zahlen.
Überhöhte Gehaltsversprechen
Anrufe kommen nicht von der offiziellen Nummer des Unternehmens, sondern vom Handy.
Anonyme Anbieter. Keine Firmennamen, nur Chiffrenummern, Postfachadressen oder Telefonnummern.
Ein direktes Jobangebot mit Antrittstermin ohne Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Schlechter Schreibstil in den Anzeigen oder E-Mails.
Ausschließliche Heimarbeit ohne Präsenzzeiten in einem Büro.

(Quelle: KI Mayen) Foto: Pauly

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