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Von Angelika Koch

Eifelsteig überholt den Rheinsteig

Der rund 300 Kilometer lange Eifelsteig gehört zu den fünf besten deutschen Fernwanderrouten und überholt an Erlebnisqualität sogar den Rheinsteig. Der Trend zum Wandern nimmt weiter zu.
Der Eifelsteig gehört zu den fünf besten deutschen Fernwanderrouten im Lande. Hier sind Wanderer an der Kuckucksley bei Gemünd unterwegs. Foto: ET

Der Eifelsteig gehört zu den fünf besten deutschen Fernwanderrouten im Lande. Hier sind Wanderer an der Kuckucksley bei Gemünd unterwegs. Foto: ET

Immer wird Wolfgang Reh, Projektmanager bei der Eifel Tourismus (ET) GmbH, mit derselben Frage gequält: Wie viele Wanderer nutzen den Eifelsteig? „Es gibt keine Zählstellen, also ist das nicht genau bezifferbar“, lautet seine Antwort. Aber der Anfang April 2009 offiziell ins touristische Leben gerufene Premiumweg von Aachen nach Trier mit seinen 15 Einzeletappen durch 15 verschiedene Anrainerkommunen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gilt als absolute Erfolgsgeschichte, so viel ist klar. Allein über die ET wurde im vergangenen Jahr ein Umsatz von 620.000 Euro gemacht mit Gästen, die hier den Eifelsteig buchten – ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zu 2015 mit seinem Supersommer.

Zertifizierung

Jetzt wurde dem Premiumfernwanderweg zum dritten Mal die europaweit wichtige Zertifizierung durch das Deutsche Wanderinstitut gewährt. Dafür wird jeder Kilometer unter die Lupe genommen, wie Klaus Erber, erster Vorsitzender des Instituts, erläutert: „Insgesamt gibt es 320 Einzelmerkmale, die geprüft werden: Beschaffenheit des Wegs und der flankierenden Pfade, Beschilderung, Natur und Kultur entlang der Wegeführung und mehr. Es muss abwechslungs- und erlebnisreich sein!“ Breite geschotterte Wirtschaftswege durch Fichtenplantagen oder vorbei an industrieller Landschaftsnutzung? Geht gar nicht! Der Eifelsteig überholt mit nun 56 Erlebnispunkten – noch im Vorjahr waren es 51 – seit 2016 sogar den berühmten Rheinsteig und liegt im Ranking dicht hinter dem Salzalpensteig.

Wegepaten

Der Erfolg hängt, wie Eifelvereins-Vorsitzende Mathilde Weinandy am praktischen Beispiel erläutert, auch am Engagement der Wegepaten, die vor Ort die Strecken intakt halten und bei Bedarf reparieren oder die Beschilderung erneuern. Allein im Bereich Prüm arbeiten 26 Ehrenamtler und leisten rund 1000 Stunden im Dienst des Wandervergnügens für Einheimische und Touristen. Weinandy, selbst oft auf dem Eifelsteig unterwegs, macht eine Beobachtung: „Es sind sehr viele jüngere Leute unterwegs, oft Paare oder Gruppen. Wandern ist längst nicht mehr eine Freizeitaktivität für Ältere. Erber bestätigt: „Gerade vor der Familienphase steigen Berufsanfänger oder Studierende ins Wandern ein.“

Strategie

Damit sieht sich Klaus Schäfer, ET-Geschäftsführer, auch in der modernen Marketingstrategie für den Eifelsteig auf dem richtigen Weg. „Zum Beispiel mit den neuen YouTube-Clips ‚Weg der Elemente‘ wählen wir eine sehr emotionale Ansprache, es werden von jungen Protagonisten echte Geschichten über die prägenden Elemente der Eifel – Wasser, Vulkane, intakte Natur und frische Luft – erzählt. Auch in Texten und Fotos dreht sich alles um positive Emotionen.“ Das Stichwort heiße „slow travel“, übersetzt: Die modernen Touristen wollen keine Sehenswürdigkeiten abhaken, sondern Entspannung als Ausgleich zum Alltagsstress. Dafür suchen sie vermehrt die Mittelgebirgsregionen im Inland auf. Und auf dem Eifelsteig kann man – so die Werbebotschaft – perfekt den Augenblick genießen und entschleunigen. Eine Vorliebe für bestimmte teilregionale Abschnitte des 313 Kilometer langen Steigs – etwa in der Nordeifel oder in der Vulkaneifel - können die Touristiker nicht ausmachen: „Wanderer sind Jäger und Sammler. Viele bekommen beim Gehen Appetit auf mehr und ‚machen‘ dann im Laufe ihrer Jahresurlaube den gesamten Eifelsteig“, erläutert Reh.

Appetitmacher

Als Appetitmacher soll auch die vom Eifelverein gestartete Aktion „MITeinander in der Eifel wandern“ dienen. Ohne Beiträge, Mitgliedschaften oder bürokratische Hürden kann jede und jeder einfach nach Anmeldung bei den Eifelsteig-Touren der Eifelvereins-Wanderführer mitmachen. „Der entscheidende Mehrwert ist das Erleben des Miteinanders in Verbindung mit kompetenter Begleitung“, betont Weinandy. „Die Wanderungen verbinden Generationen, fördern Freundschaften und integrieren Menschen, die soziale Kontakte außerhalb ihres gewohnten Umfeldes suchen.“ Ideal also für Eifelneulinge, Singles oder Leute, die in den Wanderspaß erstmal hineinschnuppern wollen. www.eifelsteig.de


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