Wer ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ableistet, muss mehrere verpflichtende Wochenseminare belegen. Jetzt 30 junge Menschen ihre Seminarwoche im Haus Dalbenden in Urft verbracht. Die Seminarleiterin setzte sich mit dem Caritasverband für die Region Eifel in Verbindung und erkundigte sich nach Möglichkeiten, einen Kontakt zwischen den FSJ'lern und Flüchtlingen herzustellen. Dorothea Muysers, Koordinatorin der Caritas Flüchtlingshilfe, lud die gesamte Gruppe daher in die internationale Sprechstunde im katholischen Pfarrheim St. Nikolaus Kall ein. Durch einen Gegenbesuch in Urft kamen gleich mehrere Treffen zustande.
„An zwei Tagen kamen jeweils 10 FSJ'ler nach Kall. Dort konnte in lockerer Atmosphäre ein erster Kontakt zu Zuflucht Suchenden aufgenommen werden“, berichtet Dorothea Muysers. In Gesprächen bei Kaffee und Tee oder spielerisch beim Billard und Kicker haben die jungen Frauen und Männer regen Austausch gepflegt. Die Begeisterung füreinander unterstrichen die Aussagen einiger FSJ'ler beim Abschied: "Ich möchte gern noch länger bleiben! So toll habe ich es mir nicht vorgestellt."
Gemeinsam kochen
Eine weitere Begegnung fand im Seminargebäude des Hauses Dalbenden statt. Dort kamen alle 30 FSJ'ler mit 30 Zuflucht suchenden Frauen, Männern und Kindern zusammen, um gemeinsam zu kochen. In einem bunten Sprachengemisch wurden köstliche Gerichte zubereitet. Schwierigkeiten mit der Verständigung gab es keine, mit Gurke, Brett und Messer ausgerüstet sprach man in Taten statt Worten. „Beim anschließenden gemeinsamen Speisen wurden die Kontakte vertieft, es wurde Englisch eingesetzt oder eben einfach improvisiert“, beschreibt Muysers die Kommunikation untereinander.
Erfahrungen
Die Erfahrung dieser Begegnungen wurde noch einmal durch drei Statements, die drei der jungen Freiwilligen anschließend an Dorothea Muysers mailten, deutlich.
So schrieb der 20-jährige Simon:
Nach all dem Negativen was man so durch die Medien hört, freut es mich, mal selbst eine Gruppe von Flüchtlingen erlebt zu haben. Das Abendessen mit den Flüchtlingen war super, sie haben versucht, sich gut zu benehmen und zu lernen, sie haben sich - dafür, dass sie erst eine solch kurze Zeit in Deutschland sind - gut artikuliert. Die Tatsache, dass Flüchtlinge sich ausschließlich schlecht benehmen, wurde für mich dabei ganz klar widerlegt. Das zeigt mal wieder, dass man nicht jeden über einen Kamm scheren darf. Eine super Erfahrung, die ich jederzeit wieder machen würde!
Die 19-jährige Dania meinte:
Die Erfahrung, sich mit Flüchtlingen auszutauschen, habe ich sehr interessant gefunden. Zu Beginn hatte ich Bedenken, dass wir keine Verständigung haben würden, da wir ihre Sprache nicht sprechen und sie unsere noch nicht so gut. Das war aber gar nicht der Fall, alle haben sich sehr bemüht, einen Austausch stattfinden zu lassen, es war ein Sprachmischmasch und man hat sich notfalls mit Händen und Füßen verständigt. Die Menschen waren alle sehr nett und ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, da man Gesichter zu den Geschichten aus den Medien bekommt.
Und die ebenfalls 19 Jahre alte Kathi sagte:
Der Besuch im offenen Café hat mir sehr viel Spaß gemacht, da alle zuvor gemachten Sorgen wie "Was, wenn wir uns nicht verstehen? Hoffentlich langweilt sich niemand..." oder "Wie wird unser Besuch angenommen?" beim Betreten des Cafés sofort vergessen waren. Ich habe eine Menge sehr aufgeschlossene, witzige und wissbegierige Menschen kennengelernt, mit denen man Spaß haben und sich austauschen kann und von denen ich eine Menge lernen konnte. Ich wäre gerne noch länger geblieben und kann jedem nur empfehlen, diese positive Erfahrung auch zu machen!