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Michael Nielen

Hahn glänzt golden auf der Kirchturmspitze

Dottel. Die Dotteler Kirche St. Antonius wird umfassend saniert. Jetzt kehrte der frisch vergoldete Wetterhahn zurück auf die Turmspitze.
»Es gibt eine Community, die hat es speziell auf vergoldete Kirchturmhähne abgesehen«, berichtet der Architekt Thomas Staerk, dessen Büro spezialisiert ist auf kirchliche Bauten, »deshalb werden die obersten Gerüst-Etagen auch gleich wieder zurückgebaut.« »Gleich« meint dabei, sobald der frisch vergoldete Hahn der Dotteler Kirche St. Antonius wieder an seinem angestammten Platz »sitzt« – nämlich auf der Spitze des 28 Meter hohen Glockenturms.

Im Zuge der Sanierung des Kirchdaches wurde auch der verwitterte Hahn nach rund 50 Jahren wieder restauriert und neu vergoldet. Keine Selbstverständlichkeit, wie Franz Weigel vom Kirchenvorstand der Pfarrei St. Antonius Dottel/Scheven weiß: »Aus Kostengründen bestehen Wetterhähne oft nur noch aus Kupfer.« Die Pfarrei habe sich aber bewusst entschieden, den Hahn auf eigene Kosten wieder zu vergolden: »Wir wollen damit auch zeigen, dass wir uns auf die Zukunft ausrichten, anstatt Kirchen aufzugeben.«

Das weiß auch Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser zu schätzen: »Ich bin froh, dass das Bistum Aachen und die Pfarrei St. Antonius Dottel/Scheven Geld in die Hand nehmen, um die Dotteler Kirche zu sanieren. In Zeiten, in denen Kirchen eher rückgebaut werden, ist es umso begrüßenswerter, dass eine der ältesten Kirchen der Region erhalten und gut in Schuss gehalten wird.«

Das Dotteler Gotteshaus ist in der Tat eines der ältesten im Altkreis Schleiden. In der jetzigen Form stammt es aus den 1700er Jahren, doch die Entstehung geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Wie auf einer Chroniktafel in der Kirche nachzulesen ist, soll dort schon zur Karolingerzeit um 800 eine Holzfachwerkkirche gestanden haben. In der »Vor-Steinfeld-Ära«, berichtet Franz Weigel, wurde von Dottel aus die gesamte Region seelsorgerisch betreut.

Die Sanierung des Kirchendachs war bereits länger in der Planung, seit 2010 traten verstärkt Schäden auf. Ein Gutachter des Bistums Aachen hatte nun dringend zur Umsetzung geraten, um noch teurere Folgeschäden zu verhindern. Eingebunden war auch der Denkmalschutz, der 145.000 Euro zur Sanierung der historischen Schieferbedachung beisteuert.

»Wie ein Fingerzeig Gottes ...«

Das Bistum Aachen, so die Mitarbeiterin Nora Gerbaulet, übernimmt gemäß der aktuellen Förderrichtlinien bis zu einer Summe von 300.000 Euro 60 Prozent und darüber hinaus 70 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von rund 565.000 Euro. Inklusive Hahnrestaurierung bleibt für die Pfarrgemeinde ein Rest von rund 150.000 Euro. Franz Weigel: »Wir haben gut gespart, das schaffen wir.« Da die Kirche eingerüstet ist, soll im Zuge der Sanierungsarbeiten auch die Fassade neu gestrichen werden.

»Schieferdächer gibt es heute kaum noch«, weiß Dachdeckermeister Werner Scholzen von der ausführenden Firma Esch und Scholzen. Dementsprechend verstehen sich auch nur noch wenige Fachbetriebe auf die Kunst, diese zu restaurieren, denn dazu sei eine besondere Ausbildung nötig. Da ist es ein Glücksfall, dass dieses Knowhow noch vorhanden ist. »Mein Vater war Deutscher Meister im Schieferdachbau, und auch ich habe mich schon früh damit beschäftigt«, so Werner Scholzen. In dem Metier werde noch gearbeitet wie vor 500 Jahren.

Mit einer kleinen Gruppe wagte sich auch Pfarrer Klemens Gößmann über die Gerüstleitern hinauf bis zur Kirchturmspitze, wo er den frisch glänzenden Wetterhahns segnete. »Für mich ist das auch ein Zeugnis des Glaubens«, sagt er. »Der Kirchturm, auf dem der Hahn nun wieder golden leuchtet, ist wie ein Fingerzeig zum Himmel.«


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