

Das Züchten von Pferden ist schon eine komplizierte Wissenschaft für sich. Längst nicht jede Paarung verspricht Erfolg. Daher ist es verständlich, dass die Züchter jedes Mal mit Spannung die Geburt eines neuen Fohlens erwarten. Für die Blankenheimer Islandpferdezüchter Achim Nelles und Dagmar Scholl hat sich das Warten auf »Hannibal vom Recherbusch« richtig gelohnt.
»8,33« lautete die Gesamtbestnote von der erfahrenen Wertungsrichterin Barbara Frische, die in Blankenheim insgesamt 35 Stut- und Hengstfohlen von diversen Züchtern eingehend beurteilte. »Besonders langliniges, elegant gebautes Fohlen mit hochweiten Bewegungen, sehr guter Balance, viel Tölt und sehr guter Gangverteilung«, lobte sie abschließend den siegreichen Hannibal, der seitdem zusätzlich das Prädikat »Elite-Fohlen« tragen darf.
Die Freude war natürlich groß bei Nelles und Scholl. Dennoch mussten sie erst einmal abwarten, denn unzählige Fohlenbeurteilungen in weiteren Bundesländern sollten noch folgen, bevor ein abschließendes Deutschland-Ranking vom Verband erstellt werden konnte.
Am Ende landete Hannibal auf Platz eins, womit beide Züchter eindrucksvoll ihr feines Gespür für Qualität statt Quantität bewiesen. »Wir legen in unserer Zucht großen Wert darauf, geprüfte Pferde einzusetzen oder bei jungen Tieren zumindest Eltern zu wählen, die ebenfalls leistungsgeprüft sind. Wichtig sind uns ein einwandfreier Charakter, schöne, klare Gänge, ein korrektes Gebäude und Pferde, die man selbst gerne reitet«, erläutert Achim Nelles.
Ein wesentlicher Baustein des Erfolgs sind gute Vererber – Vater wie Mutter, manchmal wirken sogar noch die Gene von Omas und Opas entscheidend mit. »Hannibals Papa Stjörnustaell frá Dalvík hat nahezu alles gewonnen, was man gewinnen kann. Er ist ein absolutes Ausnahmepferd und ein echter Traum-Deckhengst«, verrät Nelles. Stjörnustaell siegte bei internationalen Islandpferdeturnieren wie Europa- und Weltmeisterschaften sowie bei nationalen Meisterschaften in Island und Norwegen. Die Mutter ist eine noch recht junge, großrahmige und leichtrittige Stute mit tollen Gängen. Mit dieser Kombination scheinen die Züchter ins Schwarze getroffen zu haben.
In WorldFengur, der internationalen Datenbank für reinrassige Islandpferde, wurde der junge braunfarbene Hengst bereits eingetragen. Dort sind Informationen zu über 500.000 Tieren hinterlegt – Stammbäume, Nachkommen, Körungen, Zuchtbewertungen oder auch Farben.
Seinem antiken Namensvetter macht Hannibal alle Ehre. »Er ist ein sehr mutiges, aufgewecktes, großes und menschenbezogenes Hengstfohlen«, beschreibt ihn Dagmar Scholl. Selbst auf der Fohlenschau in Blankenheim ließ er sich vom Publikum nicht aus der Ruhe bringen. Vor den Augen der Richterin und vieler Zuschauer präsentierte der fünf Monate alte Hengst routiniert seine klar getrennten fünf Gänge – Schritt, Trab, Galopp, Tölt und Pass. Die beiden letztgenannten gelten als typische Spezialgänge der isländischen Rasse.
Mit dem Recherbusch hat Hannibal das große Los gezogen. Dort findet er auf den weitläufigen Wiesen der Eifel ideale Bedingungen zum Aufwachsen. »Das Spielen mit anderen Junghengsten ist immens wichtig – nicht nur, um groß und stark zu werden, sondern auch, um charakterlich zu reifen«, sagt Scholl.
»Es macht uns die größte Freude, die Pferde von Geburt an zu begleiten, sie im Herdenverband aufwachsen zu sehen und später selbst einzureiten. Wir wollen nicht einfach vermehren – wir wollen wirklich züchten.«




