Olefbrücke in Gemünd bleibt ein Problemfall
Die Tragwerksberechnung für die Gemünder Olefbrücke, auf die man bei der Stadt Schleiden lange warten musste, bringt ein ernüchterndes Ergebnis. Mittelfristig wird gar ein Neubau empfohlen.
Gemünd (mn/red). Es war eine dieser Maßnahmen, bei denen alles hätte glattlaufen sollen: Die Olefbrücke an der Dreiborner Straße – eine zentrale Verbindung innerhalb des Ortes – sollte nach der Hochwasserkatastrophe von 2021 saniert werden. Die Schäden an der Brückenabdichtung schienen beherrschbar, die Planung stand, 450.000 Euro waren im Wiederaufbauplan veranschlagt, drei Monate Bauzeit kalkuliert. Doch dann kam alles anders.
Im Oktober 2024 wurde beim Abfräsen des Straßenbelags deutlich, dass die Realität unter dem Asphalt nicht mit den vorliegenden Plänen übereinstimmte. »Die Beschaffenheit der Brücke passte schlicht nicht zu den statischen Berechnungsgrundlagen«, berichtet Waldemar Brost, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Tiefbau. Offenbar war bei der Sanierung der Dreiborner Straße in den Jahren 1994 bis 1996 deutlich mehr Material verbaut worden, als dokumentiert war.
Damit stand plötzlich ein ganz anderes Problem im Raum: die Tragfähigkeit der Brücke. Um die heute gültigen technischen Vorgaben zu erfüllen, ist ein bestimmter Aufbau nötig. Schon vor der geplanten Sanierung lag die Brücke nahe am Grenzwert. Wäre einfach weitergebaut worden, hätte sie am Ende womöglich nicht mehr für den regulären Verkehr zugelassen werden können, so Brost.
Die Folge: Baustopp, Rücksprache mit dem Statiker, vollständige Tragwerksberechnung. Was zunächst als »kurze Pause« gedacht war, zog sich über Monate. »Ich bin wirklich sauer über den langen Zeitraum, den die Neuberechnung gedauert hat. Das für spätestens April angekündigte und versprochene Ergebnis haben wir jetzt – im Juli – erhalten«, zeigt sich Bürgermeister Ingo Pfennings erbost. »Hätten wir das Ergebnis schneller gehabt, hätten wir längst reagieren können, und haben nun unnötig Zeit verloren – ein für alle Beteiligten, vor allem aber für die Bürger sowie die Gewerbetreibenden, ein unbefriedigender Zustand«, so Pfennings.
Das Ergebnis ist deutlich: Die Brücke liegt aktuell bei 130 Prozent der zulässigen Traglast. Eine Sanierung im bisherigen Umfang würde die Situation verschärfen. Die Statikexperten empfehlen daher mittelfristig einen Ersatzneubau – und bis dahin nur eine eingeschränkte Nutzung.
Die Empfehlung lautet: Lastbeschränkung auf 16 Tonnen ohne genehmigungspflichtigen Schwerverkehr – alternativ Nutzung als reine Fuß- und Radwegbrücke mit Durchfahrtmöglichkeit für Rettungsfahrzeuge. Außerdem wird eine jährliche Sonderprüfung mit besonderem Augenmerk auf Rissbildung empfohlen sowie der Verzicht auf die ursprünglich geplanten Brückenkappen.
Dass die Situation für Anlieger, Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibende mehr als unglücklich ist, ist auch der Verwaltung bewusst. Bürgermeister Pfennings angeordnet, die Brücke schnellstmöglich neben Fußgängern auch für Rollstuhl-, Rollator- und Radfahrer befahrbar zu machen. Die Zielsetzung sei, möglichst zeitnah eine dauerhafte Befahrbarkeit der Brücke zumindest für Pkw zu realisieren, so Pfennings.
Die Fachabteilung prüft derzeit mit allen Beteiligten – vom Statiker über die Baufirma bis zum Straßenverkehrsamt – ob eine reduzierte Nutzung tragfähig wäre. Eine andere offene Frage: Haben die eingedrungenen Wassermassen aus dem Jahr 2021 womöglich zu erheblichen Korrosionsschäden im Inneren geführt? Auch das soll nun näher untersucht werden.
»Neben der Problematik des Fachkräftemangels begegnen uns bei nahezu jeder Baustelle Probleme, die der Historie geschuldet sind – seien es zu lange ausgesetzte Wartungs- und Sanierungsintervalle bis hin zu fehlenden oder gar falschen Unterlagen. All das trägt leider massiv dazu bei, dass kaum eine Baustelle ohne negative Überraschungen und damit verbunden Verzögerungen abläuft«, so Waldemar Brost.