

Bis gestern hatten 1.500 eine Online-Petition unterschrieben, die unter dem Slogan »Tierheim Kall darf nicht sterben« bis zum 7. Mai im Internet unter der Adresse http://chn.ge/1eU6vPC zu finden ist. Ins Netz gesetzt wurde die Petition vom »Tierschutzverein Kall und Umgebung«, der das Tierheim in Eigenregie gebaut hat und auch betreibt. Hintergrund für die ungewöhnliche Aktion war ein Umstand, von dem Markus Schmitz-Bongard, Vorsitzender des Tierschutzvereins, aus der Presse erfuhr. Verhandlungen mit Mechernich In dem Artikel hatte der Kaller Bürgermeister Herbert Radermacher erklärt, für die Verwaltung Verhandlungen mit dem Mechernicher Tierheim über die künftige Aufnahme von Fundtieren zu führen. Auslöser für die Verhandlungen ist die Ansicht, das Mechernicher Tierheim zum offiziellen Kreistierheim zu machen. Dem Konzept haben bislang alle Kommunen zugestimmt - bis auf die Stadt Weilerswist und die Gemeinde Kall. Dort wurde das Thema vorerst von der Agenda genommen und soll erst nach den Kommunalwahlen beraten werden. Vor diesem Hintergrund versteht Schmitz-Bongard die Notwendigkeit der Verhandlungen auch nicht. Kein Verständnis Die Abstimmung im Gemeinderat zur Teilnahme am Kreistierheim sei in Kall mehrfach von der Tagesordnung gestrichen, bis heute kein Beschluss gefasst worden. Der Kaller Tierschutzverein kritisiert, dass ohne Not und ohne vorher mit dem Tierschutzverein zu sprechen, Verhandlungen geführt würden. Schmitz-Bongard: »Das könnte zur Folge haben, dass das gerade neu errichtete Tierheim Kall in eine existenzbedrohende Lage geraten könnte.« Bislang hat der Tierschutzverein sich für die Kommune um die Tiere gekümmert, die im Gemeindegebiet herrenlos aufgefunden wurden. Für diese Arbeit erhält der Verein jährlich einen Festbetrag. Der Vertrag wurde bislang meist automatisch um jeweils ein Jahr verlängert. Kein Grund zu Klagen Schmitz-Bongard: »Der Tierschutzverein Kall hat seit Jahren die Fundtierversorgung für die Gemeinde Kall übernommen. Bisher ist es zu keinerlei Klagen seitens der Verwaltung gekommen«. Sollte die Gemeinde diesen Vertrag nun kündigen und die Umsetzung des Kreistierheims unterstützen, würde das bedeuten, dass zukünftig alle in der Gemeinde Kall aufgefundenen Tiere nach Mechernich gebracht und dann auf Pflegestellen im ganzen Kreis verteilt würden. Bisher könnten die Kaller Bürger ihre entlaufenen Tiere direkt im Tierheim in Kall wieder abholen. Zukünftig müssten die Kaller dann entweder nach Mechernich fahren oder auf eine Pflegestelle irgendwo im Kreis, um ihr Tier wieder abzuholen. Enttäuscht ist man beim Tierschutzverein auch darüber, wie ehrenamtliches Engagement missachtet werde. Rund 350.000 Euro hat die Errichtung des Tierheims gekostet. Schmitz-Bongard: »Und das sind nur die Materialkosten und der Preis für das Grundstück, das wir der Gemeinde abgekauft haben.« Das eigentliche Tierheim sei in vielen tausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit errichtet worden. Im Tierheim versorge man sich jährlich um rund 75 Fundtiere. Die Vermittlungsquote sei sehr hoch. Zusätzlich kümmere man sich um die Kastration von wildlebenden Katzen oder betreue Jugendliche, die im Tierheim ihre Sozialstunden ableisteten. "Keine andere Wahl" Der Kaller Bürgermeister Herbert Radermacher sagte gegenüber dem WochenSpiegel: »Ich habe momentan gar keine andere Möglichkeit, als künftig Fundtiere nach Mechernich zu schicken, weil das Tierheim Kall nicht über die nötige Genehmigung verfügt.« Über den lange gestellten Antrag ist laut Schmitz-Bongard beim Kreisveterinäramt noch nicht entschieden worden. Radermacher bedauert die ehrenamtlichen Helfer des Tierschutzvereins, »die nachvollziehbar etwas verunsichert sind«. Ihm selbst bleibe aber keine andere Wahl. Am Donnerstag, 8. Mai, sollen die Unterschrifen um 17.30 Uhr im Rathaus Kall übergeben werden.