Michael Nielen

Seit 50 Jahren geht es »bej Tünn«

Bergbuir. »Mir jonn bej Tünn« heißt es in und rund um Bergbuir seit 50 Jahren – obwohl sich in der Kult-Gaststätte kein Tünn, sondern Anita und Norbert Geller um die Gäste kümmern.
Viele schöne Momente erlebten Anita und Norbert Geller in ihrer Gaststätte »Bej Tünn« in Bergbuir, die jetzt ihr 50-jähriges Bestehen feiern konnte.

Viele schöne Momente erlebten Anita und Norbert Geller in ihrer Gaststätte »Bej Tünn« in Bergbuir, die jetzt ihr 50-jähriges Bestehen feiern konnte.

Bild: Michael Nielen

Als die Gaststätte am Donnerstag, 5. Dezember 1974, zum ersten Mal ihre Türen öffnete, stand tatsächlich ein Tünn hinter dem Tresen – nur hieß die Kneipe damals noch »Gaststätte Beul«. Doch nun mal alles der Reihe nach …

Am Donnerstag, 5. Dezember 2025, konnten Anita und Norbert Geller das halbe Jahrhundert »Bej Tünn« feiern – mit vielen treuen Stammkunden, von denen einer die beiden Gastleute auf das Jubiläum überhaupt erst hinwies, weil er schon bei der Eröffnung mit von der Partie war. »Uns wäre das sonst glatt durchgegangen«, schmunzelt Norbert Geller.

Die Geschichte beginnt mit Anita Gellers Eltern. Vater Anton, von allen nur Tünn genannt, war Schreiner und hatte seine Werkstatt im Haus. »Die Menschen saßen zusammen bei einem Bier, und da kam irgendwann die Idee: Du könntest ja eine Kneipe machen«, erinnert sich die Wirtin. Gesagt, getan: 1974 eröffneten Gerta und Anton Beul ihre Gaststätte. »Obwohl sie offiziell auf meine Mama lief, hieß es im Dorf schon immer: ‚Mir jonn bej Tünn‘«, erzählt Anita Geller.

Als ihr Vater 1995 starb und sie mit ihrem Mann Norbert die Kneipe übernahmen, war der Name schnell klar. »Die Männer nannten die Kneipe ja eh immer ‚Bej Tünn‘. Und da haben wir gesagt: Okay, dann soll die Kneipe auch so heißen.«

In den 50 Jahren ist »Bej Tünn« für viele zu einem Stück Heimat geworden. »Wir haben richtig Glück mit unseren Gästen. Das sind alles richtig liebe und angenehme Menschen«, ist Norbert Geller sehr froh über die Kundschaft, die in der Gaststätte verkehrt und ihr seit vielen Jahren die Treue hält. »Toll ist auch, dass die Jugendlichen aus dem Ort zu uns kommen«, freut sich Anita Geller.

»Ich habe von Kind an immer mitgearbeitet«, erinnert sie sich. Nicht nur die Speisekarte hat sich über die Jahrzehnte gewaltig gewandelt. »Früher gab es am Wochenende bei Mutter eine riesige Schüssel Kartoffelsalat, Kotelett oder Schnitzel. Später kamen Frikadellen dazu und Rollmops, der in riesigen Gläsern da stand«, schmunzelt sie. Heute ist ihre Küche weit über Bergbuir hinaus bekannt – vor allem für ihre Salate. Acht verschiedene frische Salate mit der legendären Salatsoße, deren Rezept nicht verraten wird, stehen unter anderem auf der Speisekarte. »Wir haben keinen Konvektomaten oder so etwas. Schweinefilet, Steak, Schnitzel oder Salat – bei uns kommt alles frisch auf den Tisch«, betont Anita Geller stolz. Unterstützt wird sie seit vielen Jahren von Marion Jansen und weiteren Helfern.

Die Atmosphäre »bej Tünn« schätzen auch die Mitglieder von 23 Kegelclubs, die in der Gaststätte ihre Vereinsheimat gefunden haben. »Mittwoch und Donnerstag ist für die Kegelclubs«, erklärt Anita Geller. »Freitags und am Wochenende ist jeder willkommen.«

»Die Kneipenkultur von früher gibt es nicht mehr«, sagen Anita und Norbert Geller. Früher seien die Männer nach Feierabend für zwei, drei Bier vorbeigekommen. Das sei vorbei. Anita Geller erinnert sich noch daran, wie früher in der Kneipe heftig über Gott und die Welt diskutiert wurde. »Mein Vater hatte immer ein Lexikon dabei, in dem nachgeschlagen wurde, wenn ein Begriff oder Sachverhalt geklärt werden musste«, schmunzelt sie. Heute gibt es dafür das Smartphone.

Besondere Momente hat es »bej Tünn« viele gegeben – sei es das Pferd, das plötzlich in der Kneipe stand, oder der Besuch des RTL-Fernsehteams zu Zeiten des »Dschungelcamps«. Oder, wie Marita und Harald Dorweiler zum Jubiläum schrieben: »Man könnte eine meterlange Papierrolle mit Begebenheiten und Sprüchen füllen, die ihren Ursprung in dieser ‚unserer‘ Kneipe haben.«


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