»Tiere sind mein Leben«
»Tiere sind mein Leben«, sagt Sevgi Elif Istemi. Damit bezieht sich die Euskirchenerin allerdings nicht nur auf ihren Arbeitsalltag als praktizierende Tierärztin, sondern auch auf ihre Freizeit. Einen wirklichen Feierabend gibt es für Istemi nicht, denn wenn sie sich nicht um die tierischen Patienten in der Praxis kümmert, ist sie buchstäblich für ihre »Privatpatienten« da. »Das sind verletzte oder ausgehungerte Wildtiere, die bei mir abgegeben werden«, sagt die Veterinärin.
Einer dieser Privatpatienten ist ein Uhu-Weibchen, dass bei einem Verkehrsunfall verletzt wurde. »Ein freundliches Ehepaar hat das Tier gefunden und zu mir gebracht. Ich musste den Uhu zwölf Tage lang zwangsernähren, weil er nicht von selbst gefressen hat. Auch fliegen konnte das Tier anfangs nicht«, sagt Istemi. Deshalb bekommen die Greifvögel in ihrer Obhut auch Flugtraining in der eigenen Voliere. »Ich kann keinen Greifvogel auswildern, der nicht fliegen kann. Das wäre ein Todesurteil«, erklärt die Tierärztin. Die Chancen für das Uhu-Weibchen in Kürze wieder in die Freiheit entlassen zu werden, stehen gut. Das Flugtraining zeigt Wirkung. Auch ein Bussard, der völlig ausgehungert und flugunfähig im Südkreis gefunden worden war, macht gute Fortschritte auf seinem Weg in die Freiheit.
Nie wieder fliegen wird allerdings der Habicht in Istemis Obhut. »Das Tier ist von einem Jäger angeschossen worden. Ich konnte die meisten Schrotkugeln entfernen, aber die Flügelverletzung war einfach zu schwer. Natürlich gibt es auch hoffnungslose Fälle. Dann muss das Tier eingeschläfert werden. Aber der Habicht ist absichtlich durch einen Menschen verletzt worden, deshalb finde ich, dass ich als Mensch Wiedergutmachung leisten muss. Der Greifvogel wird darum bei mir seinen Lebensabend verbringen, ohne Angst haben zu müssen erneut Opfer einer Straftat zu werden«, erklärt die Tierärztin ihre Motivation.
Nicht nur Greifvögel kommen bei Sevgi Elif Istemi unter. Auch Igel werden aufgepäppelt. Und sie ist sich sicher, dass der Klimawandel Schuld daran, dass es im Februar Igel-Jungtiere gibt. »Ein 200 Gramm schweres Igel-Junges, das zudem noch verletzt ist, würde es ohne Hilfe niemals bis ins Frühjahr schaffen. Selbst mit 600 Gramm übersteht ein Igel den Winter nicht«, weiß die Tierärztin. Auch zwei Wasserschildkröten haben für eine begrenzte Zeit ein Zuhause bei Istemi gefunden. »Die möchte ich gerne in gute Hände abgeben. Auch damit ich endlich nochmal meine Badewanne benutzen kann«, sagt sie nicht ganz im Ernst.