Mario Zender

Betriebe gehen gegen Zwangsschließung vor

Mayen. Nach Mafia-Ermittlung: Betreiber legen Widerspruch gegen Entziehung der Konzession ein.
Polizei-Spezialeinheiten führten Anfang Mai in Mayen einen der Verdächtigen ab.

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Polizei-Spezialeinheiten führten Anfang Mai in Mayen einen der Verdächtigen ab. Foto: Zender

Von Mario Zender

Nach der spektakulären Polizeiaktion gegen mutmaßliche Mitglieder der italienischen Mafia-Organisation »Ndrangheta«, bei der Anfang Mai sieben Männer aus Mayen festgenommen wurden, hatte die Stadt Mayen die betroffenen Betriebe schließen lassen (wir berichteten). Die Ordnungsbehörde hatte in Folge der Durchsuchungsaktionen die Gaststättenkonzessionen für die betreffenden Unternehmen entzogen. Die Folge: Die Betriebe, ein Restaurant und eine Eisdiele, mussten geschlossen werden. Seit Anfang Mai herrscht in den Betrieben, unmittelbar am Marktplatz, seitdem gähnende Leere. Wenn es nach den Betreibern geht, soll dies sich bald ändern. Nach WochenSpiegel-Recherchen gehen sie gegen die behördliche Schließung rechtlich vor. Auf Wochenspiegel-Anfrage bestätigt Oberbürgermeister Dirk Meid entsprechende WochenSpiegel-Informationen: »Die Verantwortlichen haben gegen die Entziehung der Konzession Rechtsmittel eingelegt. Dem Widerspruch haben wir nicht abgeholfen. Insoweit steht nun der Gerichtsweg offen.« Grund für die Entziehung der Konzessionen durch die Stadt Mayen, sind die Ermittlungen der Polizei. Diese richten sich gegen eine italienische Großfamilie kalabresischen Ursprungs, deren Mitglieder sich unter anderem im Raum Mayen und Koblenz niedergelassen haben. Insgesamt sieben Männer aus Mayen sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Sie sollen Mitglieder der Mafia-Organisation »Ndrangheta« sein. Gegen diese ging die Polizei Anfang Mai (wir berichteten) in einer europaweiten Aktion zeitgleich vor. Neben Deutschland wurden auch in Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien Objekte durchsucht beziehungsweise Haftbefehle vollstreckt. Die Ermittlungen haben nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwaltes Mario Mannweiler bestätigt, »dass die Gruppierung grenzüberschreitend agiert und Teil eines italienischen Familienverbundes ist, den die italienischen Strafverfolgungsbehörden der ‚Ndrangheta‘ zurechnen.« Die Beschuldigten sollen in Deutschland, namentlich auch in Rheinland-Pfalz, ein Geflecht aus Schein- und Briefkastenfirmen, eine Logistik bestehend aus Lagerhallen und Transportunternehmen sowie eine personelle Arbeitsstruktur aufgebaut haben. Spannend dürfte nun sein, was aus den geschlossenen Betrieben wird, die die Beschuldigen in Mayen geführt haben. Bestätigt das Verwaltungsgericht Koblenz die entsprechende Entscheidung der Stadt Mayen? Wenn dies nicht der Fall sein sollte, könnten auf die Stadt hohe Schadenersatzzahlungen zukommen. Die zahlreichen Freiluft-Sitzplätze auf dem Marktplatz, die nun im Sommer nicht bewirtschaftet werden, könnten möglicherweise sogar an einen anderen Unternehmer verpachtet werden, falls es Anfragen dafür gäbe. Auf Anfrage äußert sich dazu Oberbürgermeister Meid gegenüber dem WochenSpiegel: »Eine Verpachtung der freien Flächen auf dem Markt steht derzeit nicht zur Debatte, da es keine Anfrage nach diesen Flächen gibt. Sollte dies der Fall sein, würden wir dies individuell prüfen.« Bericht folgt!

 


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