Stefan Pauly

Derber Schlag für die Kultur: "Lokhalle" zu!

Über viele Jahre hat sich die "Art Arena Lokhallen", als Veranstaltungslocation einen guten Ruf erworben. Egal, ob Klassik, Comedy, Rockmusik, Lesungen oder Karneval - alle Veranstalter und Vereine fühlten sich gut aufgehoben. Doch damit ist endgültig Schluss. Was sich seit Jahreswende andeutete, wurde jetzt zur Gewissheit.

Das Tonstudio, das in den vergangenen Jahren als Künstlergarderobe genutzt wurde, ist seit Anfang August bereits an eine Christliche Gemeinschaft vermietet, bestätigt Helmut Sareyko, Besitzer der "Lokhalle". Ein Kauf oder eine dauerhafte Anmietung der Stadt ließ sich nicht realisieren. "Ich habe der Stadt alle Möglichkeiten gegeben. Die Politik hat anders entschieden und damit muss man sich abfinden. Ich denke, dass sich der Komplex selbst getragen hätte", so Sareyko. "In punkto Finanzierung sind wir leider zu einer anderen Einschätzung gekommen und dies, obwohl Herr Sareyko uns sowohl beim Kaufpreis als auch bei der Pacht aus meiner Sicht faire Angebote unterbreitet hatte", erklärt Mayens Oberbürgermeister Wolfgang Treis. Die Entscheidung gegen den Kauf oder eine Anmietung sei der Haushaltssituation geschuldet. "In diesem Jahr mussten wir ein Defizit von rund 5,5 Millionen Euro einkalkulieren. Das heißt, wir können uns keine weiteren Kosten aufbürden. Es ist zwar bedauerlich, dass wir jetzt keine Veranstaltungshalle in dieser Größe mehr haben, aber wir können es nicht ändern. Wir müssen sprichwörtlich ,Baustellen' schließen und keine neuen aufmachen", so der Stadtchef. Letztlich bleiben für Veranstaltungen nur die "Halle 129", das Bürgerhaus im Stadtteil Hausen, die Kirchen für klassische Konzerte und die Burghalle, die aber aus mehreren Gründen nicht dauerhaft zur Verfügung steht. Die Veranstaltergemeinschaft Mayen ("Kreissparkasse Mayen", "MHT", Stadt Mayen, WochenSpiegel) wird mit dem Gastspiel der "Springmaus" im November erstmals die Stadt verlassen und in die Hochsimmerhalle nach Ettringen ausweichen. "Es sind die Versäumnisse der Vergangenheit, in der es uns nicht gelungen ist eine vernünftige Halle zu positionieren. Jetzt ist keine Finanzierung mehr möglich. In Mayen droht ein erheblicher Kulturverlust. Wir müssen grenzübergreifend denken. Ich begrüße es, dass die Hochsimmerhalle in Ettringen zur Nutzung zur Verfügung steht.", sagt Bernhard Mauel, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat, der wie sein SPD-Kollege Rolf Schäfer einen Verlust für Mayen sieht. "Zahlreiche kulturelle und übrige Veranstaltungen können in finanzieller Hinsicht nur durchgeführt werden, wenn der Veranstalter auf einer gewissen Besucherkapazität aufbauen kann", befürchtet Schäfer. Für die FWM ist die Veranstaltergemeinschaft Mayen ein äußerst gelungenes Beispiel für die notwendige Kooperation zum Erhalt und Ausweitung des kulturellen Angebotes in Mayen. "Dazu gehört selbstverständlich auch die Hochsimmerhalle in Ettringen. Sie ist eine von weiteren Nutzungsmöglichkeiten in unserer Region und zudem der Stadt Mayen, in vielerlei Hinsicht, nahe gelegen", hofft Hans-Georg Schönberg von der FWM. Für Ekkehard Raab von der FDP-Fraktion ist das Ende der Lokhalle als Veranstaltungshalle bedauerlich, aber aus finanzieller Sicht alternativlos. "Das Abwandern nach Ettringen sehe ich nicht so tragisch, da es doch egal ist, ob die Ettringer zu den Veranstaltungen nach Mayen fahren oder die Mayener nach Ettringen. Es ist besser als nichts", gibt Raab zu bedenken. Ob die Entscheidung Auswirkungen auf die Veranstaltergemeinschaft haben wird bleibt abzuwarten. "Ich hoffe und gehe auch davon aus, dass es keine Auswirkungen haben wird", ist Oberbürgermeister Wolfgang Treis optimistisch. Foto: Archiv/Seydel


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