Auf dem Holzweg
(edi). Simone Grimm befindet sich auf dem Holzweg, und das im positiven Sinn. Die Saarburger Architektin setzt beim Hausbau auf Holz, die für sie nachhaltigste Bauweise überhaupt: "Man muss in Kreisläufen denken", so die gebürtige Konzerin. "Wenn man klimagerecht bauen möchte, ist Holz eine sehr gute Wahl und nahezu alternativlos." Worauf dabei zu achten ist und welche natürlichen und recycelten Materialien auch für Sanierungsarbeiten zur Verfügung stehen, hat uns Simone Grimm anschaulich erklärt. Beim Stichwort Holz kommt sie ins Schwärmen. "Weil es eine ganz andere Atmosphäre erzeugt als beispielsweise Beton", sagt sie und erläutert weiter: "Holz ist lebendig. Es hat sowohl in der Verarbeitung als auch auf der Baustelle viele Vorteile. Es lässt sich leicht bearbeiten, trägt keine zusätzliche Feuchte ein und die Bauzeiten sind kürzer als beim konventionellen Bauen."
Auch die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, speichert CO2, verbraucht in der Herstellung und bei der Verarbeitung nur minimal Energie und hat kurze Transportwege, vorausgesetzt, es stammt aus regionalem Einschlag. Auch Raumerweiterungen und Aufstockungen gestalten sich "problemlos, schnell und unkompliziert", so die Architektin.
"Gewissensbisse bei der Fassadendämmung müssen nicht sein", ist die Architektin überzeugt. Auch hier gebe es sehr gute Alternativen, die die Gesundheit und die Umwelt nicht belasten. Beispielsweise wenn man statt Styropor Holzweichfaserplatten verwendet oder eine Holzkonstruktion mit Einblasdämmung aus Zelluloseflocken wählt. "Styropor erzeugt immer Sondermüll", macht Grimm auf ein weit verbreitetes Problem aufmerksam. "Das mag zwar unmittelbar kein Entsorgungsproblem darstellen, wird es aber mit Sicherheit für die nachfolgenden Generationen." Als nachhaltiger Dämmstoff, der extrem hohen Druck aushält, wasserdicht und frostsicher ist, hat sich auch Schaumglas bewährt. Es wird aus Recyclingglas oder Quarzsand hergestellt und überall dort eingesetzt, wo Bauteile mit dem Erdreich in Verbindung kommen. Als Platten kann es auch zur Dachdämmung eingesetzt werden.
Bewusst nachhaltig
Schon längst hat der Nachhaltigkeitsgedanke Einzug ins öffentliche Leben gehalten und verankert sich immer tiefer ins Bewusstsein. So sind die Gemeinden angehalten, bei Neubauten nachhaltig zu investieren. Auch verpflichten sich mittlerweile viele Hersteller, Baustoffe wieder zurückzunehmen, oder haben ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept.
Eine Entwicklung, die Simone Grimm ausdrücklich begrüßt, aber sie kennt es auch anders, war sie doch viele Jahre in die Projektsteuerung für Großbauprojekte involviert. "Da bleibt für den Gedanken Nachhaltigkeit nicht viel Zeit", erklärt die 46-Jährige. Druck, den man aushalten müsse - oder auch nicht. Die Erkenntnis, im Sinne der Nachhaltigkeit und damit zugunsten der Umwelt und des Klimaschutzes zu arbeiten, kam ihr nach einer selbst verordneten Auszeit: "Ich habe mich ganz bewusst zurückgezogen und mich gefragt: Was möchte ich? Was macht Sinn? Wer über sich hinausdenkt, nimmt viel mehr um sich herum wahr. Und stößt unweigerlich auf das Thema Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit."
Für den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung spielte auch der Kauf des über 170 Jahre alten Hauses in Saarburg eine wichtige Rolle. Der Umzug von der über 600.000 Einwohner zählenden Stadt Düsseldorf ins kleine Saarburg mit knapp über 7.500 Einwohnern war nicht nur ein Bekenntnis zur Heimat, sondern auch ein gelebter Schritt in Richtung nachhaltige Architektur.
"Ich war so viel unterwegs in meinem Leben, hatte immer eine gepackte Tasche", sagt Simone Grimm nachdenklich. Jetzt ist sie dort angekommen, wo sie auch etwas bewirken kann, um den Weg für die Holzbauweise zu ebnen und das Thema Nachhaltigkeit nach vorne zur bringen.
"Doch dafür braucht man auch die richtigen Partner", sagt sie. Die hat sie gefunden: Gemeinsam mit dem Holzbaucluster Rheinland-Pfalz sowie den Verbandsgemeinden Saarburg-Kell und Konz hatte sie für April dieses Jahres ein Symposium zum Thema "Update Holzbau, Zukunft zirkulär und regional" ins Leben gerufen. Die Resonanz? "Überwältigend", sagt sie stolz.