Ludmilla Günter aus Daun bangt um ihre Familie und Freunde in der Ukraine. Derzeit hat sie ihren Cousin und dessen Familie bei sich aufgenommen – und ist begeistert von der hiesigen Hilfsbereitschaft.
Daun. Am 14. Februar hob Ludmilla Günter zum letzten Mal mit dem Flugzeug von ukrainischem Boden ab. Dass sich die Situation in ihrem Geburtsland in den folgenden zehn Tagen derart veränderte, hatte sie bei ihrem Besuch in Kiew noch nicht geglaubt. Dass ein russischer Angriff bevorstehen könnte, wurde zwar auch zu diesem Zeitpunkt schon spekuliert. »Wir haben gedacht, dass vielleicht im Osten etwas passieren könnte, aber das ist 1.000 Kilometer von uns entfernt. Da wir aus dem Westen kommen, waren wir eher relaxt. Niemand hätte gedacht, dass es so schnell geht und ein so großer Teil der Ukraine betroffen ist«, berichtet Ludmilla Günter: »Wir haben vor Kurzem noch mit meinem Vater einen Skiurlaub geplant.«
Seit 2004 lebt sie in Deutschland, hat hier studiert und wohnt inzwischen mit ihrer Familie in Daun. Ihre Eltern leben noch in ihrer Heimat, der kleinen Stadt Slawuta, rund 250 Kilometer westlich von Kiew entfernt. 15 Kilometer westlich liegt das Atomkraftwerk Chmelnyzkyj, rund 60 Kilometer entfernt ein noch aktiver Flughafen. Kampfhandlungen gibt es in Slawuta nicht, aber ständig seien Sirenen zu hören. Verlassen will Ludmilla Günters Familie die Ukraine nicht. Das liege insbesondere an dem enormen Zusammenhalt, der in der Bevölkerung seit dem Einmarsch der russischen Armee zu spüren sei. Nicht nur mit ihrer Familie, auch mit Freunden, die unter anderem in Kiew leben, steht sie im Kontakt. Ein Großteil des Lebens spielt sich in Bunkern und Kellern ab. Kälte und eine schlechte Versorgung mit Lebensmitteln, Heizung und Strom zehren an den Kräften der Menschen. Die Kommunikation läuft meistens schriftlich. Denn: »Viele erkundigen sich bei meinen Freunden, wie es ihnen geht. Jedes Mal davon zu erzählen, kostet Kraft«, berichtet sie.
Vor allem ältere Menschen haben sich entschlossen, nicht in die Bunker zu gehen – teilweise weil sie Familien den Platz überlassen wollen. Auch Ludmilla Günters Vater und seine Frau gehen nicht in den Keller, wenn die Sirene ertönt. »Sie suchen Schutz eng an einer tragenden Wand im Haus,« berichtet die junge Frau. Die Frau ihres Vaters arbeitet in einem großen Krankenhaus. »Es gibt viel zu tun«, habe sie gesagt. Angst vor den Bildern aus Kiew Bilder aus Kiew hat Ludmilla Günter sich noch nicht angesehen: »Ich habe Angst davor.« Die Kiewer Straßen und Plätze, die sie aus ihren Besuchen in der Hauptstadt kennt, zerstört zu sehen, sei viel zu schmerzhaft. »Ich hoffe, dass es gestoppt wird, bevor die ganzen Gebäude, die eine große Rolle in der Geschichte gespielt haben, zerstört werden.« Derzeit beherbergen die Günters in Daun Ludmillas Cousin und dessen Frau, seine zehnjährige Tochter und das eineinhalbjährige Baby. Die Familie war im Urlaub in Ägypten, wollte am 24. Februar in die Heimat zurückfliegen und hatte sich schon auf dem Flughafen für den Rückflug registriert, als die Flüge in die Ukraine gecancelt wurden. »Wir haben Kontakt aufgenommen und ihnen angeboten, sie hier aufzunehmen«, sagt Ludmilla Günter: »Sie fühlen sich total verloren und können es noch gar nicht richtig akzeptieren.« Ihr Cousin überlege, in die Ukraine zurückzukehren, um die Arbeit wiederaufzunehmen. Doch das sei zu gefährlich, so dass er sich zunächst Urlaub genommen hat.
Mut macht Ludmilla Günter der Zusammenhalt der Menschen in der Ukraine und die Unterstützung der Menschen in Deutschland. Ihr Sohn besucht das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun. »Der Schulleiter hat direkt hier angerufen und gesagt, dass die Tochter meines Cousins in der Schule angemeldet werden kann. Außerdem will er sich um einen Deutschkurs kümmern«, berichtet sie erfreut. Und auch die Nachbarschaft leiste eine wertvolle Unterstützung. Für einen privat organisierten Hilfstransport an die Grenze zur Ukraine hat Ludmilla Günter Spenden beigesteuert. Einen Großeinkauf wollte sie mit einem Freund bei Edeka Wirz in Daun starten. »Aber als wir die Situation erklärt haben, sagte der Inhaber, dass wir nichts bezahlen müssen. Das war sehr berührend und so klasse«, berichtet die Daunerin motiviert und dankbar. Eines stört Ludmilla Günter allerdings doch: Berichte darüber, dass russisch sprechende Menschen negativ angesprochen werden: »Ich finde es hart, dass sogar Kinder in der Schule darauf angesprochen werden.« Zum einen seien nicht alle russisch sprechenden Menschen gleich Russen. Und zum anderen nennt sie den Freund, der mit ihr die Hilfsgüter zusammengetragen hat. »Er stammt aus Russland und ist gegen den Krieg. Es war ihm wichtig, zu spenden und den Ukrainer zu helfen«, betont sie.
Weitere Hilfen im Landkreis Vulkaneifel
Diana Peters, Geschäftsführerin des Deutsches Rotes Kreuz (DRK) Kreisverband Vulkaneifel e.V., bittet insbesondere um Geldspenden. Sie seien "in der gegenwärtigen Lage die beste und wirkungsvollste Art, um die humanitäre Hilfe im Ausland zu unterstützen", sagt sie. Denn gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen würden Lagerhäuser und Transport- und Sortierkapazitäten binden. "Damit die Hilfe tatsächlich ankommt, bitten uns all unsere Schwestergesellschaften in der Ukraine und den Nachbarländern sehr eindringlich darum, die stark beanspruchten Logistik- und Hilfeleistungsstrukturen nicht zu blockieren", so Peters. Das DRK bittet um Spenden für die betroffene Bevölkerung: IBAN: DE63370205000005023307 BIC: BFSWDE33XXX Stichwort: Nothilfe Ukraine
Der
Caritasverband Westeifel e.V. will die vertriebenen Menschen aus der Ukraine, die in die Westeifel gekommen sind, vor Ort durch sozialrechtliche und soziale Beratung im Migrationsdienst der Caritas-Beratungsstellen in Daun, Bitburg und Prüm unterstützen. Ergänzend sind weitere Hilfsangebote im Aufbau - dazu sucht der Caritasverband noch Hilfe beim Kennenlernen und ersten Orientieren in der Region. Gesucht werden Menschen, die bereit sind, einzelne Personen oder Familien als Patinnen, als Paten zur Seite zu stehen, Kontakt aufzubauen und Kontakte vor Ort zu vermitteln. Wer sich engagieren möchte, kann sich für den Kreis Vulkaneifel bei Natalie Hahn per E-Mail an
n.hahn@caritas-westeifel.de melden (Eifelkreis: Jo Bach,
j.bach@caritas-westeifel.de). Die Helferinnen und Helfer erhalten Informationen für diese Tätigkeiten, es werden regelmäßige Austauschtreffen veranstaltet. Geplant ist für die nahe Zukunft, für die Geflohenen Treffen zu organisieren, bei denen sie Kontakte zu anderen Geflohenen und Einheimischen knüpfen können. Auch für diese Treffen sucht der Caritasverband ehrenamtliche Unterstützung. Zudem ist die Caritas auf der Suche nach Sprachmittlern und Dolmetschern für die ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit. Auch dazu werden Ehrenamtler gesucht. Ebenso wird finanzielle Unterstützung für die Hilfe in der Ukraine und ihren Nachbarländern, aber auch Hilfe hier vor Ort für Menschen, die im Eifelkreis oder Vulkaneifelkreis als Kriegsflüchtlinge ankommen, benötigt.
Konto: Caritasverband Westeifel e.V. Pax-Bank e.G., Trier BIC: GENODED1PAX IBAN: DE32 3706 0193 3003 9390 99 Stichwort: Ukraine Der Verein "
eifellicht e.V." aus der Vulkaneifel ruft die Bürgerinnen und Bürger zur Sammlung von Hilfsgütern und Spenden für die Leidtragenden durch Krieg und Vertreibung in der Ukraine auf. In enger Abstimmung mit den Partnern des Vereins an der ukrainischen Grenze in Rumänien werden für ein zentralen Verteilzentrum von Hilfsgütern im ukrainischen Czernowitz Sachspenden gesucht, die der Verein selbst direkt vor Ort übergeben will. Benötigt werden unter anderem Lebensmittel, unverderbliche Ware, große Zelte, Babynahrung, Klappbetten, Isomatten, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Bettzeug, Schmerzmittel, fiebersenkende freie Medikamente, Verbandsmaterial, Insulinspritzen, Desinfektionsmittel. Nicht benötigt wird Kleidung mit Ausnahmen von Winterjacken. Die Sammelstelle hat »eifellicht« im ehemaligen Baumarkt hinter dem HIT-Markt in Gerolstein eingerichtet. Die erste Anlieferungszeiten sind bereits am Freitag, 11. März, von 16 bis 20 Uhr, und am Samstag, 12. März, von 9 bis 16 Uhr. Auch Sammlungen von Einzelpersonen oder Gruppen sind möglich – die Übergabe kann mit dem Verein abgestimmt werden. Vor Ort werden zudem Helfer zum Sortieren und Verpacken benötigt. Auch Geldspenden nimmt der Verein an. Von ihnen werden im Handel größere Einheiten an Hilfsgütern gekauft. Weitere Informationen gibt es unter Tel. 0172/5602865 oder per E-Mail an
post@eifellicht.de. Spendenkonten:
Volksbank Eifel e.G., IBAN: DE06 5866 0101 0006 8656 03, BIC: GENODED1BIT. Oder:
Kreissparkasse Vulkaneifel, IBAN: DE98 5865 1240 0000 0320 60, BIC MALADE51DAU.
www.eifellicht.de Im Café Asyl in Daun findet am Sonntag, 13. März, um 14 Uhr ein Treffen mit Menschen aus der Ukraine statt, die kürzlich in Daun und Umgebung angekommen sind. Dann werden alle Informationen für ihren Aufenthalt in Deutschland besprochen. Alle neu angekommenen Ukrainerinnen und Ukrainer sind willkommen, auch mit ihren Betreuern. Bitte bringen aktuellen Corona-Tagestest mitbringen.