Kind, Karriere und Lebensfreude

Viele junge Mütter werden in ihrer beruflichen Karriere durch die Familienphase ausgebremst. Ein ganz natürlicher Vorgang? Nein. Judith Klassmann-Laux macht nach einem Jahr Elternzeit vor, dass dies nicht so sein muss. Und sie setzt sich dafür ein, dass dies auch für andere Frauen kein unausweichliches Schicksal ist. »Ich verstehe mich nicht als Feministin«, sagt sie, »ich bin einfach nur überzeugt, dass es selbstverständlich sein sollte, Beruf und Privatleben gut miteinander vereinbaren zu können.« Auch und gerade auf dem Land. Sie wuchs im Westerwald auf, in einem 1000-Einwohner-Dorf, und ist schon von Kindesbeinen mit den besonderen Herausforderungen und den positiven Seiten des Landlebens vertraut. Dank eines ausgeprägten Faibles für Fremdsprachen war ihr Traumberuf zunächst EU-Dolmetscherin, doch der damals neue Diplom-Studiengang Sozialwissenschaften mit Modulen in Kommunikation und Sprachen an der Uni Landau begeisterte sie sofort. Auch Wirtschaft und Politik gehörten zu ihren Schwerpunkten.

Perfekte Konstellation

Ein Auslandssemester in Wien bestärkte sie nur noch mehr, im ländlicheren Rheinland-Pfalz zu bleiben. Mit den besonderen Bedürfnissen und Problemen der hier typischen mittelständischen Unternehmen kam sie intensiv in Kontakt, als sie nach ihrem Studium und einer kurzen Lehrtätigkeit an der Uni Landau 2007 ins Institut für Mittelstandsökonomie (Inmit) an der Uni Trier wechselte. »Da lernte ich auch die Vulkaneifel näher kennen, ebenso die Arbeit der WFG… und meinen jetzigen Ehemann«, erzählt Judith Klassmann-Laux. Als dann die WFG einen Job für Existenzgründungsberatung ausschrieb, war klar: Das war für sie beruflich wie privat einfach perfekt. Zum Thema Gründungsberatung kam später die so genannte Bestandspflege – die Unterstützung bereits etablierter Unternehmen in der Vulkaneifel – hinzu und dann auch die Prokura der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Ihre Projekte wurden immer vielfältiger: zum Beispiel Innovationen im »Land, wo die Ideen sprudeln«, Internetkompetenz »Clever durch das Netz« speziell für Firmengründerinnen oder Fachkräftegewinnung und Technologietransfer. Auch als Lotsin durch den Fördermitteldschungel von EU-, Bundes- und Landesförderprogrammen bewährt sie sich – und behält selbst beim Anblick der kompliziertesten, umfangreichsten Formulare die Nerven. Stets hält sie einen guten Draht nach Mainz, etwa zum Wirtschaftsministerium oder zur Investitions- und Strukturbank.

Kein Elfenbeinturm

Und ihr eigenes Leben? »Mein Mann und ich absolvieren mit unserem kleinen Kind natürlich eine Art Crashkurs in Sachen Work-Life-Balance«, schildert sie lächelnd den Unterschied zwischen der Theorie, die sie einst im Inmit kennen lernte, und der Praxis. »Ich kann jetzt Frauen, die als Angestellte oder Selbstständige Kindererziehung mit Karriere verbinden wollen und müssen, viel besser verstehen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Unterstützung durch die Eltern und Schwiegereltern ist.« Nicht im Elfenbeinturm zu denken, sondern ganz handfest im wirtschaftlichen Geschehen zu sein macht Judith Klassmann-Laux Spaß. »Es ist auch anstrengend, aber es gibt immer wieder Neues, Faszinierendes.« So liegt ihr besonders am Herzen, junge Eifeler zum Bleiben oder Rückkehren nach dem Studium zu motivieren. »Hier gibt es so viele Chancen, tolle Jobs und Kultur… das wissen viele gar nicht.« Mit Berufsinfotagen und Exkursionen der WFG will sie das ändern. Wichtig ist ihr auch das Engagement für den Ladies Circle 43, dem einzigen Charity Club für junge Frauen in der Vulkaneifel, in dem sie Mitglied ist und Präsidentin war. »Da sind richtige Freundschaften entstanden, es ist für mich auch ein Stück Heimat.« Jeder Club fördert gemeinnützige Projekte in der Region, im Land und weltweit. So wird das NaturErlebnisZentrum Darscheid unterstützt. Judith Klassmann-Laux verbindet so in ihrem Leben vieles, das als Gegensatz galt: Wohltätigkeit und Gewinnorientierung, »weiche« Beziehungen und »harte Fakten«… Wirtschaftsfördererin sein ist alles andere als eindimensional. (ako)

Weitere Infos:

www.lc43-vulkaneifel.de; www.wfg-vulkaneifel.de. Am 28. Juni werden in der Filiale Daun der Volksbank RheinAhrEifel die Preisträger des diesjährigen Schüler- und Studierendenwettbewerbs »Funkensprüher« bekannt gegeben.