Schumacher

Sie gehen doch noch nicht so ganz . . .

Wiesbaum. Die Hilfsorganisation »Dachzeltnomaden« wird am Samstag, 1. Juli, einen Teil des Materials verkaufen.
In ihrem Camp im Higis in Wiesbaum wollten sie Anschied feiern, die Dachzeltnomaden. Aus der Abschiedsfeier wird eine 700-Tage-Party, denn sie werden bleiben.

In ihrem Camp im Higis in Wiesbaum wollten sie Anschied feiern, die Dachzeltnomaden. Aus der Abschiedsfeier wird eine 700-Tage-Party, denn sie werden bleiben.

Bild: Thilo Vogel

Eigentlich wollten sie am Samstag, 1. Juli, endgültig Abschied aus dem Flutgebiet an ihrem Standort im Higis in Wiesbaum feiern. Zwar wird die Party wie geplant ab 18 Uhr dort steigen, aber eine kleinere Einheit der Hilfsorganisation Dachzeltnomaden gGmbH (DZN) wird jetzt doch bleiben und den Flut-Opfern tatkräftige Hilfe spenden. Ganz klein hat die Geschichte der DZN angefangen: Drei Tage nach de Flutkatastrophe in der Nacht zum 15. Juli 2021, hatten sie ein Event mit gut 300 Gästen veranstaltet. Dort haben sie gleich Spenden gesammelt für die Flutopfer. Ansehnliche 14000 Euro kamen damals zusammen.

700 Einsatztage

Viel bedeutender war jedoch die Entscheidung von sieben der Gäste, dass sie für sieben Tage an die Ahr fahren und dort selbst mit anpacken wollten. Aus den geplanten sieben Tagen sind mittlerweile 700 Einsatztage geworden, an denen sie mehr als 170000 Helferstunden geleistet haben in sage und schreibe 413 von der Flut zerstörten Häusern. Sie haben nicht nur unglaublich viel Woman- und Manpower mobilisiert und damit vielen betroffenen Menschen in den Flutgebieten helfen können, sondern auch Material mobilisiert. Es wurde entweder gespendet oder aus Spenden gekauft. Die Fahrzeuge, Werkzeuge, Bohrhämmer, Aggregate, Pumpen, Gartengeräte, Arbeitskleidung, das Küchenmaterial und vieles mehr hätten die Hilfeleistungen überhaupt erst möglich gemacht. Um helfen zu können, mussten sie ihr Camp in der Nähe einrichten.

Wie sie nach Wiesbaum auf das Grundstück des Unternehmens Mehrtec im Higis kamen, weiß Inhaber Udo Adrinay: Er war selbst an seinem Wohnort Müsch von der Flut betroffen mit einem Haus, das er nicht selbst bewohnte. »Weil ich als Ortsbürgermeister in dieser Zeit andere Dinge zu tun hatte, war ich froh, dass sich die Dachzeltnomaden um unser Haus gekümmert haben.« Sie hätten ganz pragmatisch viele der betroffenen Häuser in seinem Ort von Schlamm befreit und anschließend entkernt. Ihn habe das persönliche Engagement der Leute derart beeindruckt, dass er ihnen gerne 6000 Quadratmeter seines Grundstückes im Higis kostenlos überlassen habe. Seitdem ist ein Großteil der Fläche belegt mit 15 See-Contanern für Werkzeug und Material, sowie Versorgungszelten und Aufenthaltsräumen.

Lager wird verkleinert

Weil sie ab sofort in einer deutlich kleineren Gruppe vor Ort bleiben werden, wollen die DZN ihr Lager verkleinern. Was sie nicht brauchen, werden sie verkaufen, der Erlös kommt wiederum den Flutopfern zugute. Der Abverkauf findet am Samstag, 1. Juli, von 11 bis 17 Uhr, statt. Um 18 Uhr startet die in »700-Tage-Party« umbenannte Feier, Helfer und Betroffene sind genauso willkommen wie alle Unterstützer von DZN. Info: www.dzn-hilfe.com


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