Bis zu 100 neue Windräder an Nahe und Glan?
"Klimawende Vorbildregion statt Windindustriegebiet" - so ist die Petition des Vereins Initiative Soonwald überschrieben. Mit der Petition, die über die Internetseite https://soonwald.de zu finden ist, möchte die Initiative eine "grundlegende Diskussion über die Zukunftsperspektiven unsere Region" anstoßen. Sie spricht sich gegen die "maßlosen neuen Pläne der Windkraftindustrie" aus und ruft stattdessen dazu auf, mittels anderer Wege die Vorzüge der Region zu fördern und zugleich die Ziele der Klimawende zu erreichen. Die Ausgangslage: Laut Initiative Soonwald bestehen aktuell offizielle Planabsichten in der Region für mindestens 17 neue Windkraftanlagen-Standorte, die eng beieinanderliegen und nach Genehmigung den Bau von über 100 zusätzlichen Windrädern ermöglichen würden.
Der WochenSpiegel hat Uwe Engelmann, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nahe-Glan, und Monika Kirschner, Gründungsmitglied der Initiative Soonwald, zu den Windkraftplänen und zur Petion befragt. Die beiden Interviews sind im gedruckten WochenSpiegel an der Nahe vom 16. Febraur 2022 veröfffentlicht.
Befürchtung: Region wird durch neue Windräder zu Windindustriegebiet
Die Ausbaupläne der Windkraftindustrie mit Schwerpunkt in der Verbandsgemeinde Nahe-Glan werde zu einer umfassenden Neugestaltung der Landschaft führen. "Das Ergebnis wird ein großes Windindustriegebiet Naheland sein", befürchtet Monika Kirschner, Gründungsmitglied der Initiative Soonwald. Die Befürchtung: Der Bau so vieler Windkraft-Anlagen mit Höhen von bis zu 250 Metern und mehr führe zu einem deutlichen Wertverlust unserer Heimat. "Es geht um weit mehr als die Frage, ob man Windräder ‚mag' oder nicht.", so Kirschner. "Zum Wertverlust von Immobilien gibt es belastbare Studien. Er beträgt je nach Situation zehn Prozent bis in Einzelfällen nahezu 100 Prozent. Das Minus bei der touristischen Wertschöpfung liegt im Schnitt bei 20 Prozent." Vor allem bei Naturtouristen und beim anspruchsvollen Qualitätspublikum gehe das Interesse massiv zurück. "Das ist für unsere Region besonders schmerzlich, da unsere Chancen genau bei dieser Zielgruppe aus den nahen Ballungsräumen Rhein/Main und Köln/Bonn liegen." Klimaschutz ist unabdingbar.
Soll in der Region nichts geschehen, um die Klimawende zu erreichen? Doch, es soll! Aber durch "hocheffiziente und nachhaltige Strategien", so die Initiative. Ja, um die Ziele der Energiewende zu erreichen, habe die Bundesregierung das Ziel formuliert, etwa zwei Prozent der Landes- und Gemeindeflächen für Windenergieanlagen zur Verfügung zu stellen. "Aber schon heute verfügt unsere Region über mehr Windenergie-Flächen als diese Zielvorstellung einfordert", so Kirschner. Die Pläne der Windkraftindustrie in unserer Region gingen weit über die Vorstellungen der Regierung hinaus. "Sie sehen schon jetzt etwa sechs Prozent der Flächen in der Verbandsgemeinde Nahe-Glan für neue Großanlagen vor." Noch seien fast alle regionalen Windkraft-Pläne "im Frühstadium und umkehrbar", so die Initiative Soonwald, die mit ihrer Petition eine "breite faktenbasierte Auseinandersetzung über den weiteren Ausbau der Windkraftindustrie in unserer Heimat und die Alternativen dazu" anstoßen möchte. "Die Bürger vor Ort müssen mitreden können", appelliert auch die Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner, Unterzeichnerin der Petition. Sie sei "genauso wenig gegen Erneuerbare Energien oder Windräder wie das die Initiative Soonwald ist", aber es komme auf den Standort und das Maß an. "Es geht nicht um ‚gegen Windkraft', sondern um das richtige Maß und ‚für den Soonwald'", so die Bundestagsabgeordnete.
Die Petition "Klimawende Vorbildregion statt Windindustriegebiet"
Die Petition der Initiative Soonwald ist über die Homepage https://soonwald.de oder via Direktlink https://bit.ly/petition-initiative-soonwald zu finden. Die Petition kann noch circa elf Monate lang unterschrieben werden. Bisher haben bereits rund 900 Bürgerinnen und Bürger unterzeichnet. Ablauf der Unterzeichnungsfrist soll die Petition an die Verbandsgemeinde Nahe-Glan, und den Kreis Bad Kreuznach übergeben werden.