

Permanenter Stress wirkt sich sowohl auf das körperliche als auch das seelische Befinden aus und kann unter Umständen zu Burn-Out und / oder Depressionen führen. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels, erklärt uns Stressmanagement-Trainerin Anette Rump (Foto), Inhaberin der Praxis Königsweg – Stress- und Gesundheitsmanagement in der Kurhausstraße in Bad Kreuznach, im Interview. Frau Rump, welche Probleme bringt denn stetiger Stress mit sich? Interessant ist zunächst einmal die Frage: Was ist das eigentlich - Stress? Stress ist nämlich ein sehr komplexes Geschehen und findet auf vielen Ebenen gleichzeitig statt - auf physischer, psychologischer und sozialer Ebene. Doch wir sollten auch Frieden schließen mit dem Stress an sich, denn er ist ein natürlicher Bestandteil allen Lebens und kann nicht vermieden werden. Unser biologisches Stresssystem stammt noch aus der Frühzeit der Menschheitsentwicklung und ist dafür konstruiert, automatisch und blitzschnell auf eine Bedrohung zu reagieren. Deswegen nehmen auch unsere Wachheit und Reizbarkeit zu, die Herzfrequenz (und somit der Blutdruck) nimmt zu, um im Fall der Fälle kampf- oder fluchtfähig zu sein, die Muskelspannung erhöht sich und die Atmung wird flacher und schneller. All diese Reaktionen des Organismus sind an und für sich sinnvoll, um bei Gefahr reagieren zu können. Doch früher normalisierten sich die Körperfunktionen wieder nach kurzer Zeit. Unsere Umwelt hat sich jedoch stark verändert, die Taktung von Stressreizen deutlich erhöht und somit wird bei chronischem Stress der Körper in permanente Alarmbereitschaft versetzt. Dass dies auf Dauer krank macht, liegt auf der Hand. Wer das verstanden hat, kann den permanenten Stressreizen rechtzeitig entgegenwirken, indem er sich Freiraum für Entspannungsphasen schafft. Es gibt also positiven Stress, der uns weiterbringt und fördert, und negativen Stress, der krank macht. Wie können denn solche Entspannungsphasen im Alltag aussehen? Stress und Entspannung bedeuten für jeden einzelnen von uns etwas Anderes. Der erste Schritt in die Entspannung ist, erst einmal selbst herauszufinden, was verursacht meinen Stress und wie kann ich am besten entspannen. Die meisten Menschen wissen ziemlich genau, was sie nicht wollen, nämlich den blöden Job, die finanziellen Probleme, die schlechte Beziehung, den Stress mit den Kindern, krank sein, einsam sein… und so weiter. Hier gilt es, an diesem Punkt nicht stehen zu bleiben, sondern sich zu fragen, was will ich denn – und vor allem, wie kann ich es erreichen. Manchmal benötigt man an diesem Punkt etwas Hilfe von außen, um die Situation besser einschätzen zu können. Das kann jedoch durchaus auch selbst gelingen. Entspannung mag für den einen Meditation, Achtsamkeitstraining oder ein gutes Buch lesen bedeuten, für den anderen wiederum ist es der Sport, die heiße Badewanne oder Kochen. Wichtig ist, dass man es auch tut und die Entspannungszeiten sehr bewusst im Alltag einplant und auch einhält. Stressbewältigung in Form von Gesprächen, mentalem Training, gesunder Ernährung und vor allem Bewegung kann ich nur jedem ans Herz legen, auch als Burn-Out-Prophylaxe. Wer allerdings schon tief in Depressionen, Angststörungen oder Burn-Out drinsteckt, sollte sich auf jeden Fall in eine Therapie begeben und einen Arzt aufsuchen. Welchen Einfluss hat das Arbeitsumfeld auf die psychische Gesundheit? Zahlreiche Studien beschäftigen sich damit. Viele belastenden Faktoren können im Job natürlich zusammenkommen: Termin- und Leistungsdruck, schlechtes Betriebsklima. Die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet länger als 40 Stunden in der Woche oder verzichtet häufig auf Pausen. Gerade Führungskräfte haben Probleme damit, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Die Gestaltung des Arbeitsumfeldes hat also eine enorme Wirkung auf das Wohlbefinden. Betriebe und Führungskräfte haben das längst erkannt, das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist immer mehr auf dem Vormarsch. Ihr persönlicher Entspannungstipp? Ich habe zwei! Erstens: Sich am Tagesbeginn zehn Minuten für sich selbst nehmen, in Ruhe überlegen, wie der Tag heute aussehen soll, sich im Geiste konkrete Minipausen oder Entspannungsmomente vorstellen – und sie dann im Laufe des Tages auch durchführen. Das TUN kann einem niemand abnehmen. Zweitens: Meditation. Ein paar Minuten nur am Anfang. Meditation fördert nachhaltiges Entspannen, eine wache Geisteshaltung und bedeutet den Ausstieg aus dem Gedankenkarussell.