Klaus Desinger

Spagat zwischen Primark-Idee und Edelstein-Outlet

Designierter Oberbürgermeister Frank Frühauf tritt am 1. März seinen Dienst an und will den Dialog suchen: »Ich habe das Gehör für Unternehmen«

Frank Frühauf war einmal Rettungssanitäter. Das allein reicht sicher nicht aus,  um die angeschlagene Stadt aus dem Sumpf zu hieven.  Aber diese Erfahrung könnte für ihn hilfreich sein.  »Lieber früh auf, als spät dran« war das Motto des Oberbürgermeister-Kandidaten Frank Frühauf (46) im Wahlkampf. Der CDU-Hoffnungsträger setzte sich im Herbst gegen Amtsinhaber Bruno Zimmer knapp durch und tritt am 1. März sein Amt als Stadtoberhaupt an. Der WochenSpiegel sprach mit dem designierten Oberbürgermeister. Terminkalender jetzt schon voll »Die Liebe zu meiner Heimatstadt, die Geschicke der Stadt mitzugestalten«, das waren die Motive, die Frühauf zur Kandidatur veranlassten. Am 2. März geht's los mit den ersten wichtigen Terminen für den gelernten Kfz-Mechaniker. Amtsleitertreffen, danach Zusammenkunft des Stadtvorstandes. Allgemeine Themen werden dann besprochen, der Sachstand der verschiedenen Projekte aufgedröselt. Schon jetzt ist Frühaufs Terminkalender proppenvoll. Als Bürgermeister hatte er schon Einblicke in verschiedene Sachgebiete, künftig leitet er die Behörde, ist Personalchef von 520 Mitarbeitern, von der Erzieherin der städtischen Kita bis hin zum Schneepflugfahrer des Baubetriebshofs. In Wirtschaft vernetzt Frühauf wird nicht müde, seine gute Vernetzung in der Wirtschaft zu betonen. »Ich habe das Gehör für Unternehmen, eine andere Sicht- und Denkweise als mein Vorgänger«, gibt sich der OB in spe optimistisch. Ein Hauptaugenmerk legt er auf die Implementierung des schnellen Internets. »Das A & O für jede Kommune«. Außerdem müsse man neue Wege suchen, gemeinsam mit den Unternehmen, fragen, wo der Schuh drückt. Intensiv will er sich auch um den seit Jahren leerstehenden Hertie-Komplex bemühen. Auch an anderen Standorten wie Bingen oder in NRW sei der Kaufpreis hoch gewesen, aber dort habe man sich auf eine erträgliche Summe geeinigt. Schwester im Bundestag »Ich werde Kontakt zu  Sebastian Mogos-Lindemann (Projektleiter der CR Investment Management, Anm. d. Red.)  aufnehmen, um Konzepte auszuloten und auch mit den potenziellen Investoren reden«, sagt Frühauf.Als ehemaliger Rettungssanitäter muss der Christdemokrat, dessen Schwester Antje Lezius im Bundestag sitzt, nun erste Hilfe für seine arg gebeutelte Stadt leisten. Die Abwanderung vor allem junger Leute stoppen, aber es auch den Älteren so angenehm wie möglich machen. Ein Edelstein-Outlet schwebt ihm vor. Von Schloss Oberstein zeigt er auf eine brach liegende Halle. Wenn dort ein Primark wäre, das würde junge Menschen anziehen. Frühauf hat Visionen, er ist ehrgeizig, muss darauf achten, dass er im operativen Geschäft Erfolge erzielt und dennoch für den gesamten Verwaltungsapparat samt seiner zeitraubenden und arbeitsintensiven Bürokratie Rechnung tragen kann. Er ist Unternehmer, war Mitinhaber der Frühauf  & Lezius Grundstücksverwaltungs GmbH und Frühauf Tanken + Rasten. 2008 wurde er dann Bürgermeister, schon damals hatte er als OB kandidiert, unterlag jedoch Zimmer. Abschalten in Bad Füssing 1998 trat der Weierbacher Bub in die CDU ein, von 2004 bis 2009 saß er im Stadtrat. Überregionale Bekanntheit kam ihm als Bundesvorstand der Wirtschaftsjunioren zuteil. »Als junger Mann habe ich viel von der Welt gesehen, Asien, Lateinamerika. 300 000 Flugkilometer«, erinnert sich der neue Stadtchef. Heute lässt er es lieber gemächlich angehen: »Bad Füssing. Eine Woche Fahrradfahren, Spazierengehen, die heißen Quellen genießen. Aber auch ab und zu mal nach Spanien oder Städtetouren in Deutschland«, so schaltet der 46-Jährige ab. Frühauf liebt Fischgerichte Ebenso wie beim allabendlichen Spaziergang mit seiner Gattin durch Göttschied. »Oder bis zum Schloss, runter in die Fußgängerzone und mit der Linie 304 zurück«. Gerne kocht er auch gemeinsam mit seiner Frau. Lieblingsgerichte: »Natürlich Spießbraten, aber ansonsten alles, was es im Wasser gibt. Ich liebe Fisch.« Frühauf ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Der 19-Jährige besucht das Wirtschaftsgymnasium, sein Bruder (21) studiert Journalismus. Foto: Klaus Desinger


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