Nahe-Winzerin Laura Weber startet Bienen-Experiment
„Mit einer besonderen, artenreichen Mischung von Bodendeckern in Rebzwischenräumen und an den Zeilenenden schaffen wir für Bienen in diesem Weinberg einen natürlichen Lebensraum“, erklärt die 27 Jahre junge Winzerin. Sie hat deshalb gezielt Färber-Hundskamille (bot. Anthemis tinctoria), echten Wundklee, Heide-Nelke, Habichtskraut, Wilde Möhre, Gemeinen Wirbeldost, Knolligen Hahnenfuß, Wiesenknopf, WiesenSalbei, Leimkraut, Lavendel, Herbst-Anemonen, Sandthymian, Türkischen Mohn, Weißklee und Hohe Fetthenne ausgesät. Neben den Blühpflanzen bieten Obstbaüume am Rande des Weinbergs eine weitere Nahrungsquelle für Honigbienen. Und durch den Bau von Insektenhotels werden zusätzliche Brutmöglichkeiten für Wildbienen geschaffen. „Roter Riesling“: Lange Reife im „Bienengärtchen“ Für das Experiment hat sich Winzerin Laura Weber eine besondere Rebsorte ausgesucht: Den „Roten Riesling“. Im Gegensatz zum klassischen (weißen) Riesling hat diese Rebsorte (eine Kreuzung aus Heunisch und Rotem Traminer) eine festere Schale, die die Traube besser schützt. So können die Trauben wesentlich länger reifen – zudem kann die Beerenhaut nicht so einfach von Wespen aufgebissen werden, die den süßen Saft gerne aufsaugen. Doch Laura Weber sieht die Bienenvölker nicht als Rebstock-Schädlinge: „Durch die festere Schale dieser Rebsorte dürften die Trauben für Wespen und Bienen nicht mehr so attraktiv sein, zumal wir ihnen durch die artenreiche Begrünung des Weinbergs, brachliegende Weinbergsflächen und Wald andere Nahrungsangebote machen. Zudem wollen wir auch den Nektar der fleißigen Völker vermarkten – ein schmackhaftes Naturprodukt.“ „Experimentierfreudigkeit liegt in meinem Blut“ Auch wenn Winzer bei Kooperationen mit Imkern bisher oft eher skeptisch waren, ist Laura Weber zuversichtlich: „Auch wenn die Bienen beim Befruchten der Rebstöcke kaum eine Rolle spielen – weil das hauptsächlich durch Selbstbestäubung funktioniert – ist unstrittig, dass sie das wichtigste Nutztier der Menschheit sind“. Experimentierfreudigkeit liegt in ihrem Blut – sagte die Winzerin: „Mir geht es nicht nur darum, hervorragende Weine zu produzieren, sondern auszuprobieren, ob diese tollen Weine aus einem Weinberg kommen können, der von Frühling bis Herbst nach Blüten duftet, die von Bienen umsummt werden.“ Um die Weinberge vor Traubenwicklern zu schützen, die durch Fraßschäden Eintrittspforten für Pilzinfektionen schaffen, werden in Monzingen schon seit Jahren keine Insektizide mehr eingesetzt, sondern Pheromone - ein biotechnischen Methode: "Ein verantwortungsvoller Pflanzenschutz ist auch mit blühenden Pflanzen und Bienen im Weinberg möglich." Suche nach „Rebstockpaten“ – auch via Twitter Das Bewirtschaften des „Bienenga?rtchens“ ist keine leichte Aufgabe. Das hat sich schon beim Pflanzen der Rebstöcke gezeigt, berichtet Laura Weber: „In der Steillage von 60 Prozent ist Handarbeit gefragt. Dafür packen wir auch wieder unsere alten Maschinen aus – die alte Seilwinde und den Sitzpflug.“ Nun sucht das Weingut Naturfreunde und Weinliebhaber, die das Bienenprojekt im Weinberg unterstützen möchten – mit einer „Rebstockpatenschaft“: Paten können den bienenschonenden Weinanbau im „Bienengärtchen“ unterstützen (zum Beispiel den Bau weiterer Insektenhotels ermöglichen) und besuchen. Dafür erhalten sie regelmäßig Informationen über die Projektentwicklung sowie Wein und Honig aus dem „Bienengärtchen.“ Wer Interesse an einer solchen Patenschaft oder dem „Bienengärtchen“-Projekt hat, kann sich für den Newsletter des Weingutes anmelden (info@weingut-udo-weber.de) oder auch über den Kurznachrichtendienst Twitter informieren (unter: @Bienengaertchen). „Paradiesgarten“ mit Tradition: Auch Mönche pflegten Wein und Bienen Der Weinberg (der zur Einzellage „Monzinger Rosenberg“ gehört-1. Lage in der Preussischen Steuerkarte) trägt den Beinamen „Bienengärtchen“. Dieses von der Sonne verwöhnte Gärtchen ist nach Abgaben des Weingutes seit mehr als 300 Jahren im Familienbesitz. Bewirtschaftet wurde es schon weit fru?her: Urkunden belegen, dass der Weinberg bereits im Jahre 1574 von Mönchen aus dem Kloster Ravengiersburg als eine ihrer besten Parzellen genutzt wurde. Schon den Mönchen im Mittelalter waren sowohl Wein als auch Bienen nachweislich wichtig: Neben der Produktion von Honig bestäubten die fleißigen Bienen die klostereigenen Obstbäume und sorgten auch hier für eine gute