Wirbel um die Naheland-Touristik
In einem Brandbrief an den Birkenfelder Landrat Dr. Matthias Schneider und den Kreistag fordern alle Bürgermeister der vier Verbandsgemeinden und der Idar-Obersteiner Oberbürgermeister, die Verteilung der finanziellen Mittel für den Tourismus zu überdenken. Nicht zuletzt wegen rückläufiger Übernachtungszahlen ist die Naheregion Schlusslicht im Land.
Rückläufige Übernachtungszahlen
In dem Schreiben mit dem Titel »Zukunft des Tourismus im Landkreis Birkenfeld und der Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald« wollen die Bürgermeister Aufgaben, Ressourcen und Rollen im Kreis umverteilen, denn nur gemeinsam könne man die Zukunft des Tourismus bewerkstelligen. Hier liegt der Fokus freilich auf der Vermarktung des Kreises Birkenfeld, von den Kreuznacher Nachbarn ist nicht die Rede. Dahinter steckt wohl auch die Etablierung des neuen Touristik-Konzepts der Birkenfelder und Herrsteiner unter der Marke »EdelSteinLand«.
Dickes Treueschwur
Von solchen Vorstößen zeigt sich die Bad Kreuznacher Landrätin Bettina Dickes wenig begeistert. Sie spricht sich eindringlich für den Erhalt der NLT aus, allerdings räumt auch sie ein, dass die Strukturen dort deutlich geändert werden müssten. »Die NTL muss als Dachmarke erhalten bleiben, die das Förderantragswesen bedient und Mittel den verschiedenen Produkten, wie etwa dem Nationalpark oder Hildegardweg, zuteilt«, betont Dickes.
Jedes Produkt soll dann über einen eigenen Finanztopf verfügen, in die nur an diesem Projekt beteiligten Kommunen einzahlen. Das schaffe Transparenz. Die Umsetzung dieser Idee müsse nun debattiert werden. So soll es im Juni eine Klausurtagung geben, wo erörtert wird, welche Produkte wie intensiv beworben werden sollen und welche Strukturen dafür nötig sind.
Frühauf: Vorerst nicht austreten
Aus der NTL austreten möchte auch der Idar-Obersteiner OB Frank Frühauf zurzeit nicht. Über seinen Pressesprecher lässt er ausrichten, dass das Schreiben eine Aufforderung an Landrat und Kreistag sei, sich intensiv mit den touristischen Strukturen zu beschäftigen. Ein »Aus« der NTL stehe für ihn jedoch momentan nicht zur Debatte, allerdings müsse sie sich neu aufstellen.
Landrat Schneider erklärt, dass der Brief der Bürgermeister das Ergebnis eines Workshops sei. Der Ältestenrat sei im Frühjahr 2017 einer Empfehlung der Kreisverwaltung gefolgt, durch die lokalen Touristiker als Fachleute der Kommunen eine Situationsanalyse und Aufgabendefinition durchzuführen. Daraus resultierte besagter Workshop. Schneider: »Weitere Arbeitsschritte zur Aufgabendefinition sind nun nötig, um die Ressourcenbereitstellung auf Seiten der VGs und des Landkreises berechnen zu können. Die ist auch so zwischen beiden vereinbart.
Schneider: Mutmaßung ist voreilig
Die Mutmaßung, dass damit das Ende der Naheland-Touristik oder eine Absetzbewegung in den Kommunen gemeint ist, ist sehr voreilig«, resümiert der Kreischef. Aber auch er bekräftigt, dass die NTL sich strukturellen Veränderungen unterwerfen müsse, um für die Ansprüche des Tourismus zukünftig gewappnet zu sein.
Dies betreffe jedoch alle regionalen Tourismusorganisationen in Rheinland-Pfalz, weswegen das zuständige Ministerium einen Arbeitskreis und der Landtag eine Enquete-Kommission eingerichtet hätten, um Antworten für einen zukunftsorientierten Tourismus zu finden. »Hier hat Rheinland-Pfalz auch nach Meinung von Fachleuten Nachholbedarf«, weiß Schneider. Das Statistische Landesamt erfasse nur einen Teil des Zuständigkeitsbereiches der NTL. Zu dieser gehört auch die Gemeinde Nohfelden im Saarland mit dem Bostalsee. »Insofern sind die Meldungen des Landesamtes falsch, weil dessen Analyse an der Landesgrenze Halt macht«, moniert der Landrat.