Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Wirtschaft im Kreis? Darüber sprach der WochenSpiegel mit IHK-Regionalgeschäftsführer Jonas Klein.
Herr Klein, können Sie schon eine Bestandsaufnahme und Perspektive für die wirtschaftliche Situation in der Pandemie im Kreis Birkenfeld geben?
Am stärksten betroffen von der Pandemie sind die Bereiche der Gastgewerbes. Hotels und Gaststätten waren mit am stärksten von den politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen. Existenzbedrohend ist die Lage aber auch bei vielen Soloselbstständigen, wie im Bereich Kosmetik oder Nagelpflege. Aber auch den Kinos sowie der Messe-, Event- und Veranstaltungsbranche ist durch die Corona-Beschränkungen seit fast einem Jahr die Geschäftsgrundlage entzogen.
Lage im Einzelhandel bleibt verheerend
Gerade in Idar-Oberstein leidet auch die wichtige Schmuckbranche unter den drastischen Reiseeinschränkungen der letzten Monate. Während aktuell insbesondere die Industrie wieder anzieht, bleibt die Lage gerade im Einzelhandel verheerend. Hieran haben auch fehlende Öffnungsperspektiven und schleppend ausgezahlte Wirtschaftshilfen ihren Anteil. Branchenübergreifend ist auch ein deutlicher Rückgang der Ausbildungsbereitschaft in den Unternehmen festzustellen. Zum 31. Dezember 2020 verzeichnen wir ein Minus von 13,5 Prozent an neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen im Landkreis Birkenfeld. Das sind 31 weniger Azubis als im Vorjahresvergleich. Krisenbedingt tun sich die Betriebe schwer, neue Auszubildende zu gewinnen. Während die Berufsorientierung nur noch digital stattfinden kann, ist es auch hier die große Unsicherheit, die die Planungsperspektive für Unternehmen und Schüler erschwert. Hoffnung machen Neugründungen wie der regionale Lieferdienst ribir.de, der sicher als Krisenprofiteur bezeichnet werden kann. Im Bereich Tourismus besteht die Hoffnung, dass sich die gestiegene Inlandsnachfrage verfestigt werden kann und diese Branche die Möglichkeit zur Erholung bekommt.
Wieviele Insolvenzen gab es im Zusammenhang mit Corona, welche Branchen sind besonders betroffen?
Aufgrund der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis 30. April 2021 ist die Zahl der Insolvenzen im Landkreis bisher gering. Es bleibt daher abzuwarten, ob zu diesem Stichtag vermehrt Insolvenzen angemeldet werden und welche dadurch tatsächlich in Zusammenhang mit den Corona-Beschränkungen stehen. Dennoch stehen hinter jedem Insolvenzverfahren das persönliche Schicksal der Unternehmer und vieler Mitarbeiter.
Wie sind Ihre Prognosen für das laufende Jahr, mit wie vielen Insolvenzen rechnen Sie? Welche Möglichkeiten haben Betriebe, dem entgegenzuwirken?
Die beschlossenen Maßnahmen und die Verlängerung des Lockdowns wird die existenzbedrohende Lage für viele Betriebe verschärfen. Daher ist es dringend nötig und längst überfällig, dass die finanziellen Hilfen schnell und einfach ausgezahlt werden. Neben der Beantragung der staatlichen Hilfen, habe viele Unternehmen in den letzten Monaten stark an digitalen Vertriebskanälen gearbeitet, um zumindest einen Teil der Umsatzeinbrüche aufzufangen. Klar ist aber auch, dass das nicht in allen Branchen möglich ist. Das Urlaubserlebnis in unserer Region lässt sich leider noch nicht per Internet übertragen.
Die Fragen stellte Klaus D. Desinger