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Das Corona-Virus und ein Mayener im Nahen Osten

Das Corona-Virus verändert die Welt: Die Pandemie macht auch vor Jordanien nicht Halt. Der Mayener Achim Engler lebt seit 2013 in der Hauptstadt Amman. Dort unterrichtet er Deutsch als Fremdsprache an der Deutsch-Jordanischen Hochschule. Er berichtet vom dortigen Kampf gegen das Corona-Virus, das die ganze Welt in Atem hält.

Ruckzuck und rigoros: So reagiert die Regierung Jordaniens in diesen Tagen der Corona-Pandemie. Und das alles, noch bevor das Virus hier richtig Fuß fassen kann. Lediglich ein Corona-Infizierter ist offiziell registriert, als das Land seine Schotten dicht macht, Schlag auf Schlag. Schulen und Unis bleiben zum Start der vergangenen Woche dicht. Schon am nächsten Tag starten die letzten Flieger Richtung Ausland, rein ins Land dürfen nur noch Jordanier: Die jedoch werden vom Flughafen direkt in die Quarantäne gebracht, rund 5.000 Einheimische sind unter anderem in Hotels am Toten Meer und in Amman untergebracht. Ausgangssperre Wieder nur ein Tag später: Eine 14-tägige Ausgangssperre bricht an, nur für Essenzielles dürfen wir das Haus verlassen. An jeder Straßenecke sichtbar: das jordanische Militär - das Notstandsgesetz ist in Kraft. Das Haus verlassen brauchen wir aber auch nicht unbedingt: Bequem per App lassen wir uns nicht nur das Abendessen, sondern auch die Einkäufe aus dem Supermarkt bis an die Wohnungstür liefern – ohne Hamster. In der Zwischenzeit schnellen die Zahlen hoch (rund 100 Menschen sollen in Jordanien an Corona infiziert sein, während ich diesen Text verfasse) und die Vorbereitungen in der Uni, respektive zu Hause, laufen auf Hochtouren: Innerhalb einer Woche soll der komplette Unterricht auf Online-Learning umgestellt werden, auch der Deutschunterricht. Bis zu 22 Studenten per Skype auf die B1 Prüfung vorzubereiten? Das ist eine Herkulesaufgabe. Aber bis Sonntag ist es noch lang in dieser ereignisreichen Woche. Home-Office in Amman Also was tun, damit uns die Decke nicht auf den Kopf fällt? Meine Frau hat Home Office, als Ingenieurin muss sie Feinarbeiten am neuen Ritz Carlton Hotel vornehmen. Unterdessen teste ich Skype mit meinen Studenten. Es klappt mehr schlecht als recht, doch woran liegt's? Gerade wird es in den Nachrichten verkündet: Für die nächste Zeit ist mit schlechter Internetverbindung zu rechnen. Logisch, da das ganze Land zu Hause ist. Was kommt noch? Schnell die Lage auf Facebook checken, solange es noch geht. Auch in Amman sind Touristen gestrandet, sie konnten das Land nicht rechtzeitig verlassen, das stramme jordanische Handeln der letzten Tage war einfach zu schnell für sie. Straßen werden abgeriegelt Hermetisch abgeriegelt werden indes die Zugangsstraßen von und nach Amman, da es auch hier ein paar Unbelehrbare gibt. Unbelehrbare, die wissentlich Falschmeldungen im Internet verbreiten, werden strafrechtlich verfolgt und angezeigt. Eine Meldung auf Facebook lässt jedoch die Sektkorken knallen: Eines der unzähligen Alkoholgeschäfte Ammans bietet in diesen Krisenzeiten einen kostenlosen Lieferservice an, wer will da noch das Haus verlassen? Das Haus verlassen darf ab Freitagmorgen 7 Uhr niemand mehr, schrilles Sirenengeheul verkündet eine radikale Ausgangssperre: Sogar Supermärkte und Bäckereien müssen für drei Tage schließen. Polizei und Militär fahren Patrouille und kontrollieren die vereinzelten Autos auf den Straßen: Lediglich Beschäftigte im Gesundheitssektor dürfen noch draußen sein. Wer dennoch auf den Straßen ist, wird mitgenommen und ins Gefängnis gebracht. Was mag nächste Woche kommen? Warten wir es ab, mehr können, dürfen und wollen wir momentan auch nicht tun. Fotos: privat


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