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Jutta Kruft

Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit geht in und um Koblenz teils deutlich zurück.

Die Winterpause auf dem regionalen Arbeitsmarkt fiel diesmal kurz aus: In und um Koblenz geht die Zahl der Arbeitslosen im März teilweise deutlich zurück. Zum Monatsende zählten die Statistiker der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen in der Stadt 3.669 arbeitslose Menschen. Das sind 69 weniger als vor vier Wochen und 699 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sinkt um 0,1 Punkte auf 5,9 Prozent. Im März 2021 lag sie bei 7 Prozent. Deutliche entspannt hat sich auch die Lage im Landkreis Mayen-Koblenz, wo die Zahl der Arbeitslosen um 143 auf nun 3.698 zurückgegangen ist. Vor einem Jahr waren hier noch 799 Frauen und Männer mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 3,2 Prozent. Das sind 0,1 Punkte weniger als im Februar und 0,6 weniger als im März 2021. "Der regionale Arbeitsmarkt erholt sich damit weiter von den extremen Krisen der letzten beiden Jahre", meint Thomas Becker, der stellvertretende Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. Im Moment beobachte man sogar eine sehr frühe Frühjahrsbelebung, was wohl vor allem dem ungewöhnlich schönen Wetter der letzten Wochen geschuldet sei. "Sonne und milde Temperaturen haben die Menschen nach zwei Corona-Jahren mit schmerzhaften Einschränkungen in Scharen nach draußen getrieben. Davon konnten sowohl Handel als auch Gastronomiebetriebe profitieren." Allerdings spiegelten die Zahlen nicht unbedingt die Realität wider. So seien die verschiedenen Branchen sehr unterschiedlich stark betroffen. Außerdem gebe es neue Herausforderungen, die dem Arbeitsmarkt zusetzen könnten, betont der Experte. "Die Corona-Zahlen steigen in nie gekannte Höhen. Der Krieg in der Ukraine und die mit ihm einhergehenden hohen Energiepreise setzen den Menschen und der Wirtschaft zu. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies in den nächsten Monaten auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Der Stresstest ist auf jeden Fall noch nicht zu Ende." Hoch ist in der Region nach wie vor der Bedarf an Fachkräften. 353 Stellenangebote aus Koblenz und 239 aus dem MYK-Kreis nahm der Arbeitgeberservice in den letzten vier Wochen auf. Zum Monatsende waren damit knapp 3.800 offene Stellen aus der Region gemeldet. Das sind 760 mehr als vor einem Jahr. Ein wichtiges Instrument zur Abfederung der Krisenfolgen waren in den letzten beiden Jahren die Regeln zum erleichterten Bezug von Kurzarbeitergeld (KuG). Derzeit werden allerdings nur noch relativ wenige neue Anträge gestellt. In der Region waren es in den letzten vier Wochen 27 Betriebe, die für 689 Personen KUG-Anzeigen einreichten. In den Hochzeiten von Pandemie und Flutfolgen war das anders. So registrierte die Arbeitsagentur im März vor einem Jahr 70 Anzeigen für 1.641 Personen und vor zwei Jahren sogar 830 Anzeigen für 9.152 Personen. Insgesamt gab es seit Beginn der Pandemie in Koblenz und im Landkreis Mayen-Koblenz 5.807 betriebliche Anzeigen für 75.986 Beschäftigte. Da die Folgen des Ukraine-Krieges für den Arbeitsmarkt derzeit nicht abschätzbar sind, hat der Gesetzgeber die Sonderegeln trotz abflauender Nachfrage noch einmal verlängert: Das Ende der Bezugsdauer wurde auf den 30. Juni dieses Jahres festgelegt.

Ausbildungsmarkt erholt sich langsam

Deutlicher langsamer als der Arbeits- erholt sich der Ausbildungsmarkt von den Krisen der letzten beiden Jahre. 1.157 junge Menschen aus Koblenz und dem Landkreis MYK meldeten sich seit Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres im September bei der Berufsberatung, um sich bei der Berufswahl unterstützen zu lassen. Ihnen stehen 1.825 Ausbildungsstellenangebote von regionalen Betrieben gegenüber. Vor zwei Jahren, also unmittelbar vor Beginn der pandemiebedingten Einschränkungen, waren zu diesem Zeitpunkt 1.575 Jugendliche und 2.035 Stellenangebote registriert. "Das zeigt sehr deutlich wie viel Verunsicherung zwei Jahre Corona hinterlassen haben. Besonders die jungen Leute leiden unter eingeschränkten Orientierungsmöglichkeiten und einem Schulbetrieb im Katastrophen-Modus, die ihren Schulabschluss geprägt haben", betont Thomas Becker. Der Trend, erst mal weiter zur Schule zu gehen statt sich für einen Beruf zu entscheiden, werde dadurch noch verstärkt. "Die Zahlen zeigen aber auch eine demografische Entwicklung auf, in der wir zunehmend Probleme haben, Stellenangebote zu besetzen - auch und besonders bei der Ausbildung." Noch sei es allerdings zu früh, die Lage abschließend zu bewerten. "Wir wissen aus Erfahrung, dass viele Jugendlichen sich gern etwas mehr Zeit lassen, bevor sie sich ernsthaft mit der Frage nach ihrer beruflichen Zukunft beschäftigen, während Arbeitgeber ihre Stellenangebote eher früher melden. Es ist deshalb durchaus möglich, dass sich das Bild im Laufe der nächsten fünf Monate noch deutlich verändern wird. Vor allem auch deshalb, weil viele Messen und Orientierungsangebote wie etwa die Azubi- und Studientage oder die Azubispots in Koblenz noch ausstehen." Dennoch appelliert Becker an die jungen Leute, sich lieber früher als später damit auseinanderzusetzen, wie es nach der Schule für sie weitergehen kann. "Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass eigentlich jeder seinen Traumjob finden kann. Um herauszufinden, was das ist, braucht man aber ein bisschen Zeit. Wer auf den letzten Drücker kommt, läuft viel eher Gefahr, eine falsche Wahl zu treffen." Termine bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur können auch kurzfristig unter der Hotline 02611 - 405 444 vereinbart werden. Die Beratung ist kostenlos.


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