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Bundeswehr testet im Kloster Ebernach

Nach den monatelangen Corona-Infektionen im Kloster Ebernach (wir berichteten), durch die acht Bewohner gestorben sind und aktuell immer noch zwölf Bewohner und fünf Mitarbeiter infiziert sind, unterstützt seit einigen Tagen nun die Bundeswehr die Behinderteneinrichtung. Sprecherin Sandra Schneemann: „Wir freuen uns, dass wir seit dem 11. Februar bei unseren Testungen von zwei Soldaten der Bundeswehr aus Büchel Taktisches Luftwaffengeschwader 33 unterstützt werden. Diese sind nun täglich, von Montag bis Sonntag, in einem eigens vorgesehenen Testraum stationiert, um dort Mitarbeitende, Besucher und externe Dienstleister von Kloster Ebernach mit Schnelltests abzustreichen.“ Für die Testung der rund 280 Bewohner stehen die Soldaten nicht zur Verfügung. Diese Testungen werden weiterhin von der Einrichtung selbst organisiert. Somit sei die Einrichtung in der Lage, ein „engmaschiges Testkonzept für alle Beteiligten vorzuhalten“. Wie kann es sein, dass trotz umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen in der Einrichtung sich das Corona-Virus weiter ausbreitet? Sandra Schneemann: „In Pflegeeinrichtungen oder auch Einrichtungen der Eingliederungshilfe leben Menschen in Wohngruppen wie in einem Haushalt zusammen. In einer Wohngruppe leben meist circa zehn bis 15 Personen. Dies ist ihr Zuhause und ihr Rahmen. Eine solche Wohnform erhöht per se das Ansteckungsrisiko, trotz sehr sorgfältiger Hygienemaßnahmen und FFP2-Schutzmasken. Die Mitarbeitenden müssen sehr nah mit und an den Bewohnerinnen und Bewohnern arbeiten. Sie helfen beim Aus- und Ankleiden, Anreichen von Essen, duschen und unterstützten bei der Körperpflege. Oftmals können Menschen mit Beeinträchtigungen die Schutzmaßnahmen nicht verstehen oder sich gar über einen längeren Zeitraum an eine Maskenpflicht oder eine Zimmerquarantäne halten.Ebenfalls leben in der Einrichtung Menschen, die aufgrund ihrer schweren und schwersten Beeinträchtigung einen erhöhten Speichelfluss haben. Es gibt Bewohnerinnen und Bewohner, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung jeden Gegenstand in einem Raum oder Zimmer anfassen. Dies bedeutet eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten.“ Die große Frage, die sich viele stellen ist, ob es Informationen darüber gibt, wie beziehungsweise wodurch das Corona-Virus in die Behinderteneinrichtung gelangen konnte? Sandra Schneemann: „Wir hatten in einem relativ kleinen Zeitfenster unterschiedliche Auslöser für das Infektionsgeschehen in verschiedenen Wohngruppen. Aus Respekt vor den einzelnen Personen und aus Datenschutzgründen möchten wir hier jedoch keine Einzelheiten zu Personen nennen und diese nicht anprangern. Auch bei dem jüngsten Ausbruch auf einer Wohngruppe können wir den Infektionsverlauf nachvollziehen. Die Realität hat leider gezeigt, dass trotz umfangreicher Testungen und Symptom-Monitoring immer wieder auch unerkannt Corona-positive Menschen das engmaschige Hygiene- und Sicherheitsnetz der Einrichtung durchbrochen haben.“ Was tut die Eirichtungsleitung beziehungsweise der Träger dafür, dass es nicht zu weiteren Toten in Ihrer Einrichtung kommt? Sandra Schneemann: „Wir bedauern sehr, dass in unserer Einrichtung bereits acht Bewohner verstorben sind. Dies ist nicht nur für die Angehörigen, Freunde und Betreuer eine schwere Bürde, sondern belastet auch die pflegenden Mitarbeitenden im Haus. Durch ihre Vorerkrankungen sind unsere Bewohnerinnen und Bewohner bei einem positiven Corona-Befund besonders gefährdet. Eine Einweisung ins Krankenhaus bei Erkrankung erfolgt durch die Hausärzte oder gegebenenfalls bei einer starken Verschlechterung durch Notärzte. Bis dato handelt es sich bei den verstorbenen Menschen um Bewohner über 60. Wir können nur weiterhin unsere Abstands- und Hygienemaßnahmen (Hygiene-Schleusen, Vollschutz) einhalten und die Quarantänemaßnahmen in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt sowie der Beratungs- und Prüfbehörde umsetzen.  Derzeit treffen wir zudem bereits alle Vorbereitungen für die Organisation und Durchführung der geplanten Impfungen, wobei ein konkreter Termin seitens des Landes bisher noch nicht feststeht.“

Kommentar Jetzt handeln! Von Mario Zender Was läuft schief bei der Corona-Bekämpfung im Kreis Cochem-Zell? Diese Frage muss man sich wirklich stellen, wenn man die Zahlen betrachtet. Kein Landkreis in Rheinland-Pfalz hat so hohe Ansteckungsraten wie der Kreis Cochem-Zell. Die Begründung einfach nur auf die hohen Ansteckungen in Einrichtungen zu schieben, ist zu kurz gedacht. Auch in anderen Landkreisen gibt es Behindertenheime, Seniorenzentren oder Krankenhäuser. Die Cochem-Zeller Politik muss nun reagieren und nicht weiter zuschauen! Warum wird nicht die Testung erhöht, etwa durch die Einrichtung einer Teststraße in jeder VG? Geld dafür ist da, der Kreis hat viel mehr Gelder vom Land erhalten als ausgegeben! Wenn alle Cochem-Zeller durchgetestet werden, werden die Zahlen vermutlich nochmal nach oben schnellen. Aber dann besteht Sicherheit, dass die, die es wissen, auch nicht weiter andere anstecken. Nur zu warten, bis das Ganze von selber vorbei ist und nur auf die Impfung hoffen, ist keine Lösung. In der Behinderteneinrichtung „Kloster Ebernach“ sind noch drei Wohngruppen betroffen, zwölf Bewohner und fünf Mitarbeiter infiziert. In den vergangenen Wochen sind hier reihenweise behinderte Menschen gestorben, bislang acht. Das Virus ist immer noch allgegenwärtig. Und noch ist keiner dort geimpft! Warum kann bei solchen Brennpunkten nicht eine Lieferung von Impfstoff extra angeliefert werden?

Und nun kommt die gefährliche Virusmutation B.1.1.7 (UK) dazu. Eine äußerst aggressive Virus-Variante, die deutlich ansteckender ist als das „normale“ Coronavirus. Ich verstehe nicht, dass politisch Verantwortliche im Kreis Cochem-Zell dieser Entwicklung offenbar zusiehen anstatt aktiv zu werden! Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de


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