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"Der Druck des Wassers war einfach zu stark"

Betreiber Andreas Herlitz hat viel investiert um sein Tanzlokal nach Corona wieder öffnen zu dürfen. Etwa in teuere Luftreinigungsmaschinen. Die, und das ganze Inventar, wurde jetzt beim Mosel-Hochwasser überflutet. Dennoch will Herlitz den "Schinderhannes" nicht aufgeben.

Es ist Cochems ältestes Tanzlokal und beliebt bei Einheimischen wie bei Touristen: 17 Monate musste Andreas Herlitz sein Tanzlokal „Schinderhannes“ wegen den Corona-Auflagen schließen. Samstag vergangener Woche war der Neustart. 35 Gäste darf er gleichzeitig in das Tanzlokal lassen, musste aber dafür extra teure Luftfilter anschaffen. „Wir waren froh, als wir endlich die Genehmigung hatten wieder zu öffnen.“ Einen hohen fünfstelligen Betrag hat Herlitz investiert, damit er öffnen kann. „Ich musste dafür einen Kredit aufnehmen.“ Als es dann am Samstag voriger Woche wieder losging, waren wir alle glücklich. Er, der das Lokal seit 2006 betreibt und seine Stammkunden ebenso. Die Freude hielt bis vergangenen Donnerstag, als das Hochwasser kam. „Wir hatten uns wie immer vorbereitet, Pumpen installiert und Abdichtungen festgemacht.“ Doch diesmal war alles anders. Anfänglich ließ sich das Wasser mit den Pumpen regulieren, bis zu drei Zentimeter stand es im Lokal. „Das war normal und wir konnten das auch handhaben“, so Herlitz. Doch der Druck der Unmengen an Wasser des Endertbaches war so groß, dass nach zwölf Stunden plötzlich das Wasser durch Lüftungsschächte drückte. „Die Kraft des Wassers hat die Absperrungen zerstört. Innerhalb von wenigen Minuten war das ganze Lokal bis fast zur Decke überflutet“, berichtet der 61-Jährige unter Tränen. „Ich bekam den Mund nicht mehr zu und dachte, verdammt wir haben verloren, alle Vorarbeiten und Vorsicht war umsonst, das war’s.“   Sofort schoss ihm durch den Kopf, wie er es seiner Familie beibringt. „Wie sage ich das meiner Frau, unserem Sohn mit Partnerin und Tochter die auch alle mit arbeiten? Die durch Corona schon kein normales  Einkommen haben. Und jetzt das.“ Herlitz hat sowas in den 15 Jahren, in denen er das Tanzlokal betreibt, noch nie erlebt. Alle Möbel, Musikanlage und die neuen Luftfilter wurden überflutet. Der Schaden ist noch nicht abzusehen. „Ich hoffe, dass wir einiges der Technik trocknen können,“ so Herlitz. Der Cochemer Gastronom ist trotz der Schäden optimistisch, dass er sein Tanzlokal bald wieder öffnen kann. „Viele Stammkunden haben mir geschrieben oder angerufen und ihre Hilfe angeboten. Das hat mich sehr bewegt“, so der 61-Jährige im Gespräch mit dem WochenSpiegel.  „Als alter Marathonläufer hat man Kampfgeist. Wir wollen den Kampf annehmen und den Schinderhannes nicht aufgeben. Gastronomie ist unser Leben und wir kommen mit dem Schinderhannes zurück“, so Andreas Herlitz.


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