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Plötzlich als Krimineller "abgestempelt"

Die vergangene Woche war für Timo Steffen (43) die Hölle. Eigentlich wollte er am Montag auf dem Cochemer Weinfest seinen Geburtstag feiern, aber es kam ganz anders, denn er wurde mit einem Mann verwechselt, der sich vor dem Cochemer Amtsgericht wegen sexuellem Missbrauch von Kindern verantworten muss.

Timo Steffen war bis vor einem Jahr Schwimmmeister und Betriebsleiter im Cochemer Moselbad. Dann wechselte er als Servicetechniker für Schwimmbadbau zu einer deutschlandweit renommierten Firma. Dass ihn die Zeit davor noch einmal einholen würde, hatte er bis zu besagtem Weinfestmontag nicht für möglich gehalten. Die Geschichte: Für Dienstag, 28. August, ist am Cochemer Amtsgericht ein Prozess gegen Mann wegen sexuellem Missbrauch von Kindern angesetzt. Dabei soll es sich, so eine Ankündigung des Amtsgerichts, um einen Bademeister handeln, der zur Tatzeit im Schwimmbad in Cochem beschäftigt gewesen sein soll. 2015 soll er dort ein Mädchen beim Training der Wasserwacht kennengelernt haben. Seit dieser Zeit soll er zu ihr Kontakt gehalten, ihr Geschenke gemacht und ihr ab Ende 2016 auch Liebesbriefe geschrieben haben. Die Staatsanwaltschaft legt dem Angeklagten zur Last das Mädchen von Anfang 2017 bis Juni 2017 unter anderem genötigt und sexuelle Handlungen, zum Teil gegen ihren erkennbaren Willen, an ihr vorgenommen zu haben. Nach der Veröffentlichung dieser Vorgeschichte im Internet auf www.wochenspiegellive.de beginnt für Timo Steffen die Leidensgeschichte. "Der Beschuldigte ist nur unwesentlich jünger als ich und sieht mir auch optisch noch ähnlich. Ich habe mit ihm, der nicht als Bademeister, sondern als Rettungsschwimmer angestellt war, rund vier Jahre im Moselbad zusammengearbeitet. Er war ein richtig guter Freund", erzählt Timo Steffen. Das Cochemer Moselbad hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort reagiert, und der Rettungsschwimmer schied umgehend aus dem Dienst aus - fast zeitgleich mit dem Wechsel von Steffen zu seinem neuen Arbeitgeber. Eine Parallelität, die ihn offensichtlich in die Beschuldigten-Ecke drängte. »Auf dem Weinfest wurde ich, der unter anderem in der Freiwilligen Feuerwehr und bei den Höhenrettern des DRK aktiv ist, plötzlich geschnitten und hinter meinem Rücken wurde getuschelt. Warum wusste ich erst, als ich am Abend meine Mails checkte und den Bericht über den bevorstehenden Prozess gesehen habe«, ist Steffen immer noch am Boden zerstört. "Die haben mich alle verdächtigt! Das war nicht nur ein Spießrutenlaufen. Ich habe einfach Angst, dass noch mehr passiert. Ich bin im Landesvorstand im Bund deutscher Schwimmmeister für die Jugend und die Ausbildung verantwortlich. Ich stelle etwas für meinen Beruf dar. Zudem habe ich einen Veranstaltungsservice und als DJ bin ich bei zahlreichen Karnevalsveranstaltungen in der Region im Einsatz. Diese Geschichte kann all‘ das, was ich in der Vergangenheit aufgebaut habe von jetzt auf gleich zerstören". Jetzt hofft Timo Steffen, dass diese Klarstellung wieder ein Leben in normalen Bahnen zulässt. Foto: privat


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