Katzenbabys: Niedlich, aber viel zu viele
»Füttern ist die eine Sache, aber ans Kastrieren denkt dabei kaum einer«, sagt Anne Stumm. Die Vorsitzende der Tierhilfe Rhein-Hunsrück muss diese Nachlässigkeit zusammen mit ihren ehrenamtlich arbeitetenden Kollegen am Ende »ausbaden«. Immer dann, wenn wieder ein Bürger anruft, weil verwahrloste Katzen durch den Ort rennen oder im Gartenhaus zehn Katzenbabys nach ihrer Mutter schreien. Bevor die Tiere verhungern, nimmt sie Anne Stumm bei sich auf. Sieben Räume stehen in ihrem Haus in Külz alleine für Katzen zur Verfügung. Füttern, aufpeppeln, zum Tierarzt bringen, impfen und kastrieren lassen - diese Aufgaben übernimmt die Tierhilfe. Anschließend versuchen Anne Stumm und die anderen Helfer, die Tiere zu vermitteln. »Derzeit kommen auf eine vermittelte Katze rund vier neue Tiere«, sagt die Vorsitzende. Manchmal kämen eben auch sieben Tiere auf einen Schlag - wie im Fall der Katzenbabys, die ein älterer Mann in seinem Gartenhaus gefunden hatte. »Katzen sind schlau. Sie suchen sich einen Ort, an dem sie in Ruhe entbinden können«, weiß Anne Stumm. Sie weiß, dass der Kampf gegen die Flut an Katzen einem Kampf gegen Windmühlen gleicht - solange die Menschen nicht sensibilisiert seien. »Natürlich ist es eine schöne Sache, wenn jemand eine zugelaufene Katze füttert, aber es wäre noch wichtiger, sie kastrieren zu lassen.« Ansonsten könne die Sache schnell ungeahnte Ausmaße annehmen: Das Weibchen würde schwanger, der Nachwuchs sei bereits im Alter von rund vier Monaten gebährfähig und könne sich untereinander vermehren. »Auf diese Weise entstehen binnen kürzester Zeit riesige Populationen«, so die Tierliebhaberin. Krankheiten würden sich schneller ausbreiten und Katzen verwahrlosen oder - im glücklichsten Fall - bei der Tierhilfe landen. Dort zieht Anne Stumm die Katzen dann mit der Flasche auf und versucht, sie zu vermitteln. »Wir helfen natürlich gerne, aber es muss erst gar nicht so weit kommen.« Sie appelliert an jeden Einzelnen, an Bürger und Ortsbürgermeister gleichermaßen nicht weg-, sondern hinzusehen und die Tierhilfe zu verständigen, bevor die Katze schwanger ist. So süß der Nachwuchs auch sei, er koste viel Geld, Zeit und Mühe. Im Durchschnitt 100 Euro - ohne die erforderlichen Impfungen - steckt die Tierhilfe in jede Katze, bevor sie vermittelt wird. Wenn sie denn vermittelt wird. »Gerade die Nachfrage nach Katzenbabys ist derzeit nicht groß«, weiß sie. Hinzu käme, dass die Tierhilfe eine Schutzgebühr von 25 Euro verlange, seien die Tiere geimpft, kämen Gesamtkosten von 85 Euro auf den neuen Besitzer zu. »Das ist einigen zuviel. Viele holen ihre Tiere dann lieber auf einem Bauernhof, wo es sie umsonst gibt«, sagt Anne Stumm. Nähere Info gibt es unter der Telefonnummer 0 67 61 / 51 23.