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Die Trierer AIDS-Hilfe und das Gesundheitsamt Trier-Saarburg haben wieder "Rosen ins Bordell" gebracht und dabei auch mit Prostituierten über Gesundheitsschutz, das neue Prostituiertenschutzgesetz und die neue Homepage für Sexarbeiterinnen gesprochen.
Tanja Zerfaß (l.) und Katja Sauer haben 140 Rosen an Prostituierte in Trier verteilt. Foto: FF
Tanja Zerfaß, Sozialarbeiterin beim Gesundheitsamt Trier-Saarburg, und ihre Kollegin Katja Sauer von der Trierer AIDS-Hilfe hätten selbst nicht mit dem großen Erfolg ihrer Aufklärungsaktion gerechnet. Die Idee, nicht nur Informationen und Kondome an die Prostituierten abzugeben, sondern die Frauen zugleich mit einer Rose zu überraschen, kam den beiden Fachfrauen erstmals 2015. Seitdem gehen die beiden jedes Jahr rund um den Internationalen Frauentag in die Trierer Bordelle, Laufhäuser und zum Straßenstrich und verteilen dort ihre gern gesehenen Präsente.
Zahl der Prostituieren leicht erhöht
Mittlerweile werden die beiden Streetworkerinnen von den Sexarbeiterinnen regelrecht erwartet. In diesem Jahr war die Resonanz auf die Aktion besonders groß, sodass Zerfaß und Sauer sich spontan dazu entschieden, auch noch an einem zweiten Tag ihre Blumen und Präventionsbotschaften zu überbringen. "Zwar hat sich die Zahl der Prostituierten in Trier auch leicht erhöht, aber vor allem liegt die große Resonanz der Aktion an dem Bekanntheitsgrad unseres Aufklärungsangebots. Daher konnten wir 2017 etwa ein Drittel mehr Frauen erreichen als noch vor zwei Jahren", erklärt Tanja Zerfaß, die zusammen mit der Gynäkologin Dr. Barbara Noldin-Bretz die Ansprechpartnerin für Prostituierte am Gesundheitsamt Trier-Saarburg ist.
Internetseite für Prostituierte
Der gestiegene Bekanntheitsgrad der aufsuchenden Arbeit ist nicht zuletzt auf die neue Website sexarbeit-trier.de zurückzuführen. Das für mobile Endgeräte optimierte Informationsportal für Trierer Prostituierte zu Fragen um Gesundheit, Verhütung, rechtliche Aspekte und Anlaufstellen im Notfall wurde 2016 von AIDS-Hilfe und Gesundheitsamt an den Start gebracht und verzeichnet seitdem bis zu 80 Seitenaufrufe pro Tag. Das Besondere: Die Inhalte wurden gemeinsam mit Prostituierten und Clubbetreibern erarbeitet und sind außer auf Deutsch auch auf Englisch, Russisch, Bulgarisch, Rumänisch und Spanisch abrufbar und audiovisuell aufbereitet.
Verunsicherung und Existenzängste
Ein weiterer Grund, dass immer mehr Frauen die Hilfe der Streetworkerinnen in Anspruch nehmen, ist das neue Prostituiertenschutzgesetz, das am 1. Juli 2017 in Kraft treten wird und dessen genaue Ausführungsbestimmungen bislang immer noch nicht konkretisiert wurden. Dies sorgt für Verunsicherung und vereinzelt sogar Existenzängste unter den Sexarbeiterinnen. Viele der Frauen befürchten, durch die nun verpflichtende Anmeldung und jährliche Gesundheitsberatung ihre Anonymität aufgeben zu müssen und so quasi als Prostituierte "zwangsgeoutet" zu werden.
Starke Diskriminierung
Denn trotz all der schönen Symbolik hinter der Aktion darf nicht vergessen werden, dass Sexarbeiterinnen nach wie vor eine der am stärksten diskriminierten und stigmatisierten Gruppen unserer Gesellschaft sind. Das Überreichen der Rosen als Zeichen der Wertschätzung ist somit auch als eine Maßnahme zur Entstigmatisierung zu sehen. "Es ist wichtig, dass die Sexarbeiterinnen merken, dass sie nicht das letzte Segment der Gesellschaft sind und dass auch ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen schützenswert und wichtig sind", so Sauer.
Aktion auch 2018
Für sie und ihre Kollegin Zerfaß steht schon jetzt außer Frage: "Rosen ins Bordell" soll auch 2018 seine Fortsetzung finden. Und dank der verschiedenen Trierer Blumenläden, die die Aktion seit dem ersten Jahr durch ihre Blumenspenden unterstützen, stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
Kontakt
Die AIDS-Hilfe Trier ist eine Beratungsstelle zu HIV, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Anonymes Beratungstelefon: 0651/19411. Die Beratungsstelle für Sexarbeiter am Gesundheitsamt Trier-Saarburg bietet neben Beratung auch gynäkologische Untersuchungen an. Telefon: 0651/715579; E-Mail: sexarbeit@trier-saarburg.de