SP

Ärger um NeroHero: Open-Air-Spektakel abgesagt

In vier Monaten sollte eigentlich vor der Porta Nigra das Multi-Media-Performance "NeroHero" stattfinden. Bereits im Vorfeld hat es Ärger um die Veranstaltung gegeben, die von der Stadt Trier zusammen mit dem Mosel Musikfestival, dem Theater Trier und der Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm) veranstaltet werden sollte. Auf einer Presskonferenz wurde das Projekt nun abgesagt.

Kulturdezernent Thomas Egger teilte mit, die Multi-Media-Performance werde "verschoben und überdacht". Geplant war sie als kulturelles Highlight vor der Porta Nigra, bei dem Kaiser Nero im Mittelpunkt stehen und international renommierte Künstler mit Bürgern aus der Region zusammenarbeiten sollten. Grund für die Absage sei, dass "die finanziellen und politischen Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen". So fehlten Sponsorengelder in Höhe von 30.000 Euro. Schwerwiegender sei aber, dass der politische Rückhalt fehle, sagte Egger, und verwies auf eine am Dienstagabend veröffentlichte Pressemitteilung der Fraktionen von CDU und Grünen. Darin äußern sie die Sorge, dass ein Defizit in einer Größenordnung entstehen könnte, "das nicht zu verantworten sein wird". Zudem weisen sie auf fehlende Sponsorengelder, eine Reduzierung der Sitzplätze vor der Porta Nigra mit entsprechenden Mindereinnahmen und auf "bisher lediglich 200 verkaufte Karten" hin. "Durchschaubares Manöver" Emotional berichtete Egger, wieviel Arbeit und Herzblut alle Beteiligten um Karl Sibelius als künstlerischer Gesamtleiter in das Projekt gesteckt hätten. Die Pressemitteilung von CDU und Grünen sei ein "durchschaubares Manöver, mein politisches Überleben von diesem Projekt abhängig zu machen", sagte der Kulturdezernent. Egger und Sibelius bemängelten, es fehle das Vertrauen in die Arbeit, die für den Erfolg des Projekts geleistet werde.

Pressemittelung von CDU und Grünen

Die Stadtratsfraktionen der CDU und Bündnis 90/Die Grünen haben aus aktuellen Gesprächen mit dem Kulturdezernenten, Thomas Egger (SPD) den Eindruck gewonnen, dass das als kulturelles High-light für den Sommer 2016 geplante Multi-Media-Spektakel NeroHero sich zunehmend zum 'Rohr-krepierer' entwickelt. Sponsorengelder, die in der geplanten Höhe nicht fließen werden, eine Reduzierung der Sitzplätze vor der Porta Nigra von 2400 auf 1200 und damit einhergehende Mindereinnahmen, mangelnde Kooperation und Koordination zwischen den beteiligten Akteuren, bisher lediglich 200 verkaufte Karten, eine bereits im Ansatz unzureichende Vermarktung, insbesondere auf überregionaler Ebene. Der verantwortliche Dezernent Egger muss schnell erheblich gegensteuern. Ansonsten erwarten die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen ein Defizit in einer Größenordnung das nicht zu verantworten sein wird. Veranstaltung neu überdenken Vor diesem Hintergrund wird SPD-Kulturdezernent Thomas Egger aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen. Noch diese Woche müssen die Rettungsmaßnahmen und ein neuer Finanzplan vorgelegt werden. Primär sind die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen grundsätzlich an einer Realisierung von NeroHero nach wie vor interessiert. Aber nicht um jeden Preis und nur dann, wenn ein wirklich akzeptables und tragfähiges Konzept vorgelegt werden kann. Angesichts der städtischen Haushaltslage und der zu erfüllenden Aufgaben muss das Risiko kalkulierbar bleiben.
Angesichts dieser für die CDU-Fraktion sowie für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen überraschenden und aktuellen negativen Vorzeichen, müsse der Dezernent sich die Frage stellen, ob es nicht geradezu geboten erscheint, die Veranstaltung neu zu überdenken und auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, um in der Zwischenzeit einen kulturellen Leuchtturm zu entwickeln, der diese Bezeichnung verdient. Konsequenzen ziehen "Der Kulturausschuss hätte bereits viel früher von Egger informiert werden müssen. Jetzt müssen die Konsequenzen gezogen werden", so Udo Köhler (Vorsitzender CDU-Stadtratsfraktion) und Petra Kewes (Vorsitzende der Grünen-Stadratsfraktion) abschließend. "Es ist fatal, dass ein weiteres Großprojekt des Kulturdezernenten, welches die römischen Bauten bespiele, vom Scheitern akut bedroht ist." Beide Fraktionsvorsitzenden waren sich zudem einig, dass Triers römisches Erbe kulturell künftig sehr viel besser in Szene gesetzt werden müsse, als dies in der Vergangenheit geschehen ist.

Pressemitteilung der SPD

"Mit der Absage der Tanz-Performance 'NeroHero' vergibt Trier die Chance, die künstlerische Nutzung der antiken Stätten wiederzubeleben und eine enge Verbindung mit dem erfolgreichen Moselmusikfestival herzustellen. Der Grundgedanken war richtig. Trier hätte die Zugkraft des Nero-Jahrs nutzen müssen, ein neues kulturelles Highlight in den Welterbestätten zu platzieren. Auch das Moselmusikfestival hätte mit einer Eigenproduktion eine sinnvolle Erweiterung erfahren. Der renommierte spanische Tanzchoreograph Cesc Gelabert hätte für eine überregionale Beachtung sorgen können", kommentiert der kulturpolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion Markus Nöhl. Kritische Nachfragen "Nach der Information durch das Kulturdezernat über Probleme in der Vorbereitung, wurden kritische Nachfragen von CDU, SPD und Grünen gemeinsam formuliert und Lösungsvorschläge eingefordert. Die SPD-Fraktion war kritisch aber konstruktiv. Es ist mehr als bedauerlich, dass Schwarz-Grün mit ihrem Vorbrechen diesen gemeinsamen Pfad der Beratung voreilig verlassen hat", so Nöhl. Probleme in der Trierer Kulturpolitik "Das Zustandekommen der Absage verdeutlicht abermals Probleme der Trierer Kulturpolitik. Fehler in der Vorbereitung durch mangelnde Absprachen und Kommunikation sind zu beklagen. Doch statt die Beantwortung der gemeinsam formulierten Fragen abzuwarten, wird Öffentlichkeit gesucht und ein vorschnelles Ende eingefordert. Mit diesem öffentlichen Vertrauensentzug wurde Schwarz-Grün zu den Totengräbern des Kulturfestivals. Man darf sich fragen, ob hier nur Kulturpolitik oder doch eher machtpolitische Interessen der 'Verantwortungsgemeinschaft' im Vordergrund standen", ergänzt der Fraktionsvorsitzende Sven Teuber. "Chance vertan" "Wieder eine Chance vertan. Die Kulturstadt Trier hat es in den vergangenen Jahren nicht einfach gehabt. Wir sollten nicht sorglos mit den wenigen Profilierungsmöglichkeiten umgehen. Ein Miteinander aller Akteure ist gefragt, die bestehenden Probleme anzugehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Es droht, dass am Ende alle verlieren. Wir müssen befürchten, dass der kulturpolitische Image-Schaden nachhaltig ist", resümiert Kulturpolitiker Markus Nöhl. Foto: FF


Meistgelesen