Weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigte: So lautet kurz gefasst die Bilanz des Arbeitsmarktes vom vergangenen Jahr. Diese stellte Heribert Wilhelmi, Leiter der Agentur für Arbeit, nun im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Dabei ging er auch auf die Herausforderungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt ein und gab einen Ausblick auf das neue Jahr.
Im Jahresdurchschnitt waren 2015 11.089 Menschen ohne Job – das sind 402 weniger als 2014. Die Arbeitslosenquote ist unter die Vier-Prozent-Marke auf 3,9 Prozent gesunken. Mit 4,5 Prozent (entspricht 12.665 Personen) war die Arbeitslosigkeit im Februar am höchsten. Ihren Tiefststand erreichte sie im Juni mit 10.254 arbeitslosen Menschen und einer Quote von 3,6 Prozent. "Der Arbeitsmarkt in unserer Region zeigt sich weiterhin stabil. Die Wirtschaft ist gut aufgestellt und die Arbeitskräftenachfrage bleibt hoch", sagte Heribert Wilhelmi.
Mehr freie Stellen
Die Arbeitsmarktbilanz zeigte auch, dass Unternehmen weiterhin nach qualifiziertem Personal suchen: Im Jahresverlauf wurden im gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und der Jobcenter 13.605 freie Stellenangebote registriert. Das sind 349 Ausschreibungen mehr als im Jahr zuvor. Im Schnitt konnten die Arbeitssuchenden der Region aus 3.644 Jobofferten wählen. Besonders gut waren die Aussichten eine Stelle zu finden in der Zeitarbeit (948 freie Stellen), im Gastgewerbe (414 Stellenausschreibungen), im verarbeitenden Gewerbe (405 Jobangebote), im Handel (370 freie Stellen) und im Gesundheits- und Sozialwesen (356 Stellenausschreibungen). "Das produzierende Gewerbe, der Handel, die Gastronomie und Hotellerie sowie das Gesundheitswesen sind traditionell starke Branchen in der Region. Sie beschäftigen viele Mitarbeiter und haben einen hohen Personalbedarf", so Heribert Wilhelmi zusammen. Auch die steigende Zahl an Stellenmeldungen aus der Zeitarbeit zeige, dass es der Wirtschaft gut gehe. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Agentur für Arbeit Trier hier ein Plus von fast sieben Prozent. "Die Zeitarbeit ist ein Barometer für die Wirtschaftsentwicklung. Wenn der Mitarbeiterbedarf in der Entleihbranche steigt, deutet dies auf einen wirtschaftlichen Aufschwung hin", sagte Wilhelmi.
Verwaltungen suchen Mitarbeiter
Neu ist hingegen sind die zahlreichen Stellenangebote bei der öffentlichen Verwaltung. 534 Offerten meldeten Behörden 2015 der Arbeitsagentur. Das sind 34 Prozent mehr als 2014. Heribert Wilhelmi führt diese Entwicklung auf den erhöhten Personalbedarf im Zusammenhang mit dem Zustrom von Flüchtlingen zurück: "Alle Verwaltungen auf kommunaler Ebene, im Land oder im Bund, die mit der Unterbringung, Betreuung und Integration von Flüchtlingen betraut sind, stellen zusätzlich Leute ein, um diese Aufgabe zu meistern", so Wilhelmi.
Projekte für Flüchtlinge
Auch in der Arbeitsagentur sind Projekte zur Integration von Flüchtlingen gestartet. So informiert sie gemeinsam mit dem Land bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen über den deutschen Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Flüchtlingsnetzwerker begleiten junge Flüchtlinge bei der Ausbildungssuche und die Beschäftigungspiloten, die Anfang 2016 ihre Arbeit aufnehmen, unterstützen Flüchtlinge, die in den verschiedenen Ortschaften der Region Trier wohnen, bei ihren ersten Kontakten mit der Arbeitsagentur.
Herausforderungen für das neue Jahr
Mit Blick auf 2016 nennt Wilhelmi jedoch nicht nur die steigende Zahl von Flüchtlingen als Herausforderung für den Arbeitsmarkt. "Die Arbeitsmarktsituation in der Region ist sehr robust. Daran wird auch die Flüchtlingswelle nichts ändern, auch wenn es zu einem vorübergehenden Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen kann", erklärte der Behördenchef. "Entscheidend ist, dass Arbeitgeber benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft berufliche Perspektiven eröffnen. Dazu gehören langzeitarbeitslose Menschen genauso wie Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund."
Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen
Arbeitsagentur und Jobcenter wollen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen an einem Strang ziehen. Im vergangenen Sommer ging in der Region das aus dem Europäischen Sozialfond finanzierte Bundesprogramm zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit an den Start. Sieben Betriebsakquisiteure wurden bei den Jobcentern eingestellt. Sie beraten Arbeitgeber, die bereit sind langzeitarbeitslose Menschen einzustellen, und unterstützen die Arbeitnehmer in der ersten Phase der neuen Beschäftigung. 17 Langzeitarbeitslose haben über das Programm bereits einen Job gefunden.
Berufliche Qualifizierung
Aber auch für Arbeitslose ohne Berufsabschluss wird einiges getan: "Die berufliche Qualifizierung entscheidet häufig darüber, ob Menschen dauerhaft eine sichere und gut bezahlte Anstellung finden. Gleichzeitig brauchen viele Unternehmen in der Region gut ausgebildete Mitarbeiter", erklärte Wilhelmi. Deshalb hat die Agentur für Arbeit bereits im Herbst 2013 die Initiative "AusBILDUNG wird was" ins Leben gerufen, die geringqualifizierten Erwachsenen bis 35 Jahren zu einer Ausbildung verhilft. Aktuell absolvieren über 80 junge Frauen und Männer über das Programm eine Lehre oder eine Weiterbildung, an deren Ende ein Berufsabschluss steht.
Neuer Rekord
Die gute Wirtschaftssituation und die hohe Arbeitskräftenachfrage haben dazu geführt, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einen neuen Rekord erreicht hat. Im Juni 2015 (das ist die aktuellste Statistik) waren 168.019 Menschen in der Region Trier sozialversicherungspflichtig beschäftigt – das sind so viele wie nie zuvor und 3.204 mehr als im Juni 2014.
Blick in die Region
Die Region Trier, zu der neben der Stadt Trier, die vier Landkreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und Vulkaneifel gehören, zeichnet sich durch eine stabile Wirtschaftslage mit niedriger Arbeitslosigkeit aus. Der Kreis Bitburg-Prüm ist sogar Spitzenreiter in Rheinland-Pfalz. Nirgendwo sonst im Land ist die Arbeitslosenquote so niedrig wie im Eifelkreis. Im Jahresdurchschnitt 2015 lag sie bei 3,2 Prozent. Platz zwei der Rangliste der niedrigsten Arbeitslosenquoten teilen sich der Rhein-Pfalz-Kreis und der Kreis Trier-Saarburg mit jeweils 3,4 Prozent, gefolgt vom Kreis Bernkastel-Wittlich mit einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent. Die Vulkaneifel liegt mit 4,4 Prozent im Vergleich der Landkreise im Mittelfeld. Ein Blick auf die kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz zeigt, dass auch die Stadt Trier sehr gut abschneidet. Mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent landet sie auf Platz zwei. Nur in Landau ist die Arbeitslosigkeit im Jahr 2015 noch niedriger gewesen.