Claudia Winderhag
von unseren Lesern

Der Mann mit dem schönen Hund

Frostie und sein Herrchen

Frostie und sein Herrchen

Bild: Claudia Winderhag

"Was ein toller Kerl!“. "Der ist soo süß!". Sätze, wie diese hört Georg Kordel oft, wenn er durch Trier spazieren geht. Menschen drehen sich nach ihm um, bleiben stehen und schauen verliebt hinterher. Schockverliebt! Doch, nach eigener Aussage, ist er selbst nur eher selten der Grund für genannte Reaktionen. Auslöser ist sein treuer Begleiter mit dem freundlichen Lächeln und den großen braunen Knopfaugen. Wer hin und wieder den Mattheiser Weiher oder den Weinstand am Hauptmarkt aufsucht, weiß längst um wen es hier geht. Frostie, so heißt der hübsche Herzensbrecher, ist ein Alaskan Malamute - "60 Kilogramm Fell und Liebe".  Auch jetzt, während ich mich mit seinem Herrchen unterhalte, bleiben wieder Passanten stehen und fragen ob sie Frostie fotografieren oder streicheln dürfen. Kinder erhalten auf diese Fragen nie ein Nein, bei Erwachsenen entscheidet die Sympathie.  Zufrieden und mit wedelndem Schwanz lässt sich der gutmütige Menschenmagnet dann kraulen - vorzugsweise hinter seinen flauschigen Ohren - und legt sich auch gerne mal auf den Rücken, wenn der Bauch an der Reihe ist, was die zuschauenden Besucher des Hauptmarkts hörbar in Begeisterung versetzt. "Das große Interesse und die vielen Fragen bin ich bereits von Frosties Vorgänger gewohnt," antwortet Georg auf die Frage, ob die viele Aufmerksamkeit auf Dauer nicht stressig sei, "Nervig sind nur die Menschen, die meinen Hund ungefragt anfassen oder mir vorschreiben wollen, wann und wo es meinem Hund zu heiß sei, ohne überhaupt seine Rasse zu kennen."  Frostie ist eben, genau wie sein Vorgänger, der 2020 im hohen Alter von - für diese Rasse ungewöhnlichen – 16 Jahren verstarb, ein Alaskan Malamute. "Eigentlich sollte es zunächst keinen Nachfolger geben, aber eines stand fest: wenn doch, dann nur wieder einen Malamut. Tja, und dann war da plötzlich der Tierschutz, der für Frostie ein Für-immer-Zuhause gesucht hat. Das konnte kein Zufall sein." Alaskan Malamuts sind in Deutschland kaum bekannt. Meist werden sie mit Huskies verwechselt, sind vom Gemüt jedoch deutlich ruhiger und können mit bis zu 80 Kilogramm auch schon mal das dreifache ihrer sibirischen Kollegen auf die Waage bringen. Weitere auffällige Unterschiede sind die neugierigen großen braunen Augen und die fast immer heraushängende Zunge, was diesen Tieren ihre typische freche und liebenswerte Ausstrahlung verleiht. Aufgrund Größe, Kraft und Ausdauer halten sie ihre Menschen auf Trab. "In den letzten zwei Jahren sind wir weit über 7000 Kilometer zusammen gewandert" erläutert Georg und ergänzt lächelnd "inklusive Dickkopf".  Denn so herausragend schön diese Hunde auch sind, ist ihr Charakter ebenfalls sehr speziell. Die Erziehung verlangt Ausdauer und Konsequenz. Wer mit dem Gedanken spielt, solch einen "Bären" zuhause aufzunehmen, sollte sich im Klaren sein, dass die Erziehung eines Malamuts nie endet. Grenzen werden stets ausgetestet und was einmal "ausnahmsweise erlaubt" wurde, ist für alle Zeiten als "generell genehmigt" abgespeichert.  Während sich Frostie allmählich zur Hauptattraktion des Abends mausert, Kinder belustigt und für Fotos posiert, werden am anderen Ende der Leine freundlich Fragen beantwortet und ich lerne selbst auch noch ein paar rassetypische Fakten. Malamuts sind sehr kinderlieb, neugierig, ausgeglichen, streitschlichtend, beschützend, genügsam und - nicht zu vergessen - rudelbildend.  Letzteres merke ich, als ich mich später von Frostie und seinem Herrchen verabschieden möchte. Jetzt gehört mir all seine Aufmerksamkeit und die großen dunklen Augen schimmern leicht traurig "Bleib' bei uns". Schnell bin ich noch zu ein paar Extra-Minuten überredet - Kraulen, Kuscheln, Streicheln. Als ich dann doch seinem Charm widerstehen kann und mich auf den Heimweg mache, ertappe ich mich selbst dabei, wie ich mich nochmal nach den beiden sympathischen Trierern umdrehe. "Was ein toller Kerl!“.  Beide.

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