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Emil Waas: Kunst zu überleben

In russischer Kriegsgefangenschaft malte Emil Waas von 1945 bis 1949 über 900 Miniaturen, die von Mitgefangenen aus Lagern herausgeschmuggelt wurden. Eine virtuelle Ausstellung im Internet und eine in der Europäischen Kunstakademie in Trier geben nun Einblicke in das Werk.

Ab dem 15. Dezember ist das Werk als virtuelle Ausstellung im Internet zugänglich. Die Website dafür wurde von der Fachrichtung Intermedia Desgin an der Hochschule Trier entwickelt. Aus diesem Anlass veranstaltet die Hochschule gemeinsam mit der Gedenkstätte für NS Opfer in Neustadt und der Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier eine vierwöchige Ausstellung in der Europäischen Kunstakademie Trier. Diese eröffnet am Donnerstag, 15. Dezember, um 19 Uhr mit einer Vernissage. Die Finissage findet am Sonntag, 15. Januar, um 14 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.   

Über den Künstler

Emil Waas war ab 1939 meist an der Ostfront und ab 1943 als Soldat in Russland eingesetzt. Kurz vor Kriegsende - im Frühjahr 1945 – kam er in russische Kriegsgefangenschaft. Fast fünf Jahre verbrachte er in verschiedenen Lagern. In diesem Zeitraum malte er über 900 Bilder im Miniaturformat, die unter anderem von Mitgefangenen bei ihrer Entlassung in Schuhen, Zigaretten und Streichholzschachteln aus den Lagern herausgeschmuggelt wurden. So hinterlässt er die "größte Kriegsgefangenenkunstsammlung der Welt und der Geschichte der Menschheit" (Britisches Kriegsmuseum, London). 

Motive der Seele

Die Miniaturenbilder zeigen nicht seine alltägliche Lebenssituation als Gefangener, vielmehr können die Motive als Spiegel seiner Seele verstanden werden; als eine Möglichkeit, seine Gefühle auszudrücken. In dem er aus seinen Erinnerungen heraus Bilder schuf, fand er in seinem tristen Alltag Sinn. Das Malen war für den Designer und Illustrator im wahrsten Sinne des Wortes eine "Kunst zu überleben".  Als Gefangener war Emil Waas gezwungen, schnell zu malen, um nicht erwischt zu werden und ein Format zu wählen, das leicht versteckt werden konnte.  Eine zusätzliche Schwierigkeit war die Beschaffung der Farben und Malutensilien. Als Malpapier dienten zum Beispiel Kalenderblätter, Rapportzettel, Fetzen von Zementsäcken. Statt Pinsel und Stift benutzte er auch seine Finger oder Vogelfedern, Stöckchen, Grasbüschel und Haare.  Die Farben stellte er zum Teil selbst aus Blättern, Gras, Ruß, Kartoffelschalen und sogar Blut her. Im Moskauer Lager 7453 entstanden die meisten Miniaturbilder, denn hier hatte er auch Zugang zu Medikamenten, wie Jod, Kaliumpermanganat und Methylenblau.

 


 


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