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Es muss nicht immer Uni sein: Karriere auch ohne Studium
Überforderung, falsche Fächerwahl, Motivationsmangel, finanzielle Probleme oder einfach eine bessere Alternative: Es gibt viele Gründe, warum junge Menschen ihr Studium abbrechen. Oft ist diese Entscheidung die richtige, denn Erfolg kann man auch ohne Hochschulabschluss haben. Die Agentur für Arbeit und die beiden Wirtschaftskammern helfen Studienaussteigern bei der beruflichen Neuorientierung zu helfen.
Spaß an der Arbeit anstatt Lernfrust - es gibt viele Möglichkeiten, um auch ohne Studium Erfolg zu haben. Foto: Fotolia
Spaß an der Arbeit anstatt Lernfrust - es gibt viele Möglichkeiten, um auch ohne Studium Erfolg zu haben. Foto: Fotolia
33 Prozent der Bachlor-Studenten an Universitäten und 23 Prozent an Fachhochschulen schaffen es nicht zum Examen. Das hat eine 2014 veröffentlichte Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ergeben. Für die Betroffenen bedeutet das Scheitern einen Verlust an Zeit, Geld und Selbstvertrauen. Aber auch die Hochschulen und die Wirtschaft spüren die Folgen der hohen Abbrecher-Quote. "Schon jetzt sehen wir: Es gibt zu viele Akademiker und zu wenige Praktiker. Finden sich zu wenige Auszubildende, kann das Expertenwissen aus den Unternehmen im schlimmsten Fall nicht ausreichend weitergegeben werden und die Zukunft steht auf wackligen Füßen", sagt Ursula Bartz, Pressesprecherin der Industrie- und Handelskammer (IHK). "Denn wenn nicht genügend Fachkräfte ausgebildet beziehungsweise rekrutiert werden können, kann ein Unternehmen auf lange Sicht nicht mehr alle Aufträge annehmen und abwickeln – und damit auch nicht mehr wachsen. Auf der anderen Seite könnten die Arbeitslosenzahlen bei den Akademikern steigen."
Gründe für den Studienabbruch
Laut der Agentur für Arbeit in Trier gibt es gibt insbesondere zwei Gründe, wieso junge Menschen ein Studium abbrechen. Erstens: Sie stellen fest, dass das Studium nicht zu ihnen passt und entscheiden sich für ein anderes Studienfach, eine andere Hochschule oder eine Ausbildung. Zweitens: Sie müssen ihr Studium beenden, weil sie die erforderlichen Klausuren nicht bestanden haben. "Viele Studierende hadern mit ihrem Studium, weil sie sich bereits vor Studienbeginn nicht ausreichend informiert haben. Sie haben die Anforderungen und Inhalte des Studiums allgemein oder des konkreten Faches falsch eingeschätzt", sagt Thomas Mares, vom Hochschulteam der Agentur für Arbeit Trier.
Mehr Abiturienten, weniger Qualität
Wie viele junge Menschen in der Region Trier jedes Jahr ihr Studium abbrechen, ist schwer zu sagen. "Konkrete Zahlen gibt es nicht, da die Kategorie 'Studienabbrecher in der Ausbildung' offiziell nicht erfasst wird. Wir stellen jedoch immer häufiger fest, dass zwischen Abitur und Lehrbeginn teilweise zwei und mehrere Jahre liegen, was auf Studienabbrecher schließen lässt. Wir gehen deshalb davon aus, dass inzwischen mindestens ein Drittel unserer neuen Lehrlinge mit Hochschulreife vorher ein Studium abgebrochen haben", sagt Günther Behr, Geschäftsführer der Trierer Handwerkskammer (HWK). "Die Hauptgründe liegen in einer jahrelangen bildungspolitischen Fehlorientierung", sagt er. So seien unter dem Stichwort "mehr Chancengerechtigkeit" die Abiturientenquoten sprunghaft angestiegen. "Es dürften wohl bald bis zu 70 Prozent eines Jahrgangs ein Hochschulreifezeugnis haben. Die Aussagekraft und Wertigkeit schulischer Abschlüsse und Zeugnisse ist nicht mehr gegeben. Die jungen Menschen wissen deshalb auch gar nicht, wo sie stehen und vertrauen noch auf die Formel", so Behr.
Problematische Berufsorientierung
Ein anderes Problem liegt laut den Kammern aber auch in der Berufsvorbereitung. "Die Berufsorientierung insbesondere an Gymnasien hat oft das Studium im Fokus, so dass sich die Schüler viel zu wenig mit den Möglichkeiten der dualen Ausbildung auseinandersetzen und das Studium wählen, obwohl es gar nicht zu ihnen passt", sagt Ursula Bartz. Ähnlich sieht es auch die Trierer Arbeitsagentur. Eine gute und frühzeitige Berufsorientierung stelle die Weichen für eine erfolgreiche Berufskarriere, egal ob man sich für ein Studium oder eine Ausbildung entscheide. "Das Studium darf nicht gegen die betriebliche Ausbildung ausgespielt werden. Beide Ausbildungsformen sind gleichwertig und bieten vielseitige Karrierechancen", so Heribert Wilhelmi, Chef der Agentur für Arbeit. "Im Kern geht es darum, dass Jugendliche den Beruf ergreifen, der am besten zu ihnen passt."
Gute Karrierechancen nach der Ausbild
Gerade in der dualen Ausbildung stehen die Aussichten auf Erfolg aber besonders gut. So sei die Chance, mit einem Meister- oder Technikerabschluss eine adäquate Beschäftigung in einer unbefristeten Anstellung zu finden höher als mit einem Studium, so Ursula Bartz. "Und mit einem Hochschulabschluss verdient man keineswegs generell mehr als ein Nicht-Akademiker."
Beratungsangebote
HWK
Gemeinsam mit ihren Schwesterkammern in Rheinland-Pfalz/Saarland hat die Trierer Handwerkskammer hat im vergangenen Jahr das Beratungsprojekt „Vorm Hörsaal zum Handwerk" gestartet. Das Projekt soll Studierende über die guten Perspektiven im Handwerk zu informieren und ihnen maßgeschneiderte Lösungen für den richtigen Beruf und Karriereweg aufzuzeigen. Kontakt: Markus Feltes, Telefon 0651/207-264, E-Mail mfeltes@hwk-trier.de).
IHK
Anfang des Jahres hat sich die Trierer IHK mit den anderen drei IHKs im Land eine rheinland-pfalzweite Ausbildungskampagne gestartet. Auf www.durchstarter.de bieten die IHJs Infos rund um die duale Ausbildung, das duale Studium und die Weiterbildung an. Azubis selbst berichten dort in Blogs aus ihrem Joballtag. Die IHK bietet aber auch eine spezielle Beratung für Studienabbrecher an und spricht mit ihnen über ihre beruflichen Alternativen. Infos gibt es hier.
Career Service
Der Career Service ist ein Zusammenschluss von Agentur für Arbeit, Universität Trier und Hochschule Trier. Er berät junge Frauen und Männer zu deren Zukunftsperspektiven. Für Studienabbrecher gibt es seit gut einem Jahr ein neues Beratungsangebot, das ständig ausgebaut wird. Infos für Studenten der Uni, Infos für Studenten der Hochschule.
Gemeinsame Beratung
Universität, Hochschule, Agentur für Arbeit sowie HWK und IHK haben im vergangenen Jahr eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Diese hat zum Ziel, die Quote der Studienabbrüche zu reduzieren oder andernfalls eine berufliche Neuorientierung zu unterstützen. Jeden ersten Montag im Monat können Studienabbrecher zwischen 8.30 und 12.30 Uhr im Career Service Büro vorbeischauen und sich Tipps von den Ansprechpartnern der Arbeitsagentur und den beiden Wirtschaftskammern einholen oder Termine für individuelle Beratungsgespräche vereinbaren.
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