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Roscheider Hof: Ausstellung zeigt Foto-Portraits

Eine Fotoausstellung im Freilichtmuseum Roscheider Hof zeigt Passbilder aus der Nachkriegszeit.
Peter Prinz mit der Kamera seines Vaters in den Ausstellungsräumen des Freilichtmuseums Roscheider Hof. Die Bilder entstanden kurz nach Kriegsende und zeigen die Mitarbeiter der Konzer Firma Zettelmeyer. Foto: Willems

Peter Prinz mit der Kamera seines Vaters in den Ausstellungsräumen des Freilichtmuseums Roscheider Hof. Die Bilder entstanden kurz nach Kriegsende und zeigen die Mitarbeiter der Konzer Firma Zettelmeyer. Foto: Willems

Die Menschen auf den Fotos blicken ernst in die Kamera. Das Leben hat Spuren in ihren Gesichtern hinterlassen. "Das sind Charakterköpfe, Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben", sagt die Geschäftsführerin des Museums, Ursula Ninfa. Die Männer und Frauen, die der Industriegraphiker Ernst Prinz zwischen 1946 und 1948 mit seiner Kamera porträtiert hat, sind laut Museum ehemalige Mitarbeiter der Konzer Firma Zettelmeyer, die geholfen haben, das Unternehmen nach dem Krieg wiederaufzubauen. Doch ihre Geschichten sind noch nicht erzählt. Auch die meisten Namen der Porträtierten sind noch unbekannt. Hier setzt das Museum auf die Mithilfe der Besucher. Mit ihrer Hilfe soll den Menschen ihre Geschichte zurückgegeben werden. Im Ausstellungsraum liegen Dokumente bereit, in denen Namen und weitere Informationen eingetragen werden können. "Wir haben schon ein paar Nachfahren gefunden, mit denen wir jetzt sprechen wollen", erzählt Ninfa. Die Ausstellung soll mit den Geschichten der Abgebildeten und persönlichen Gegenständen nach und nach ergänzt werden.

Parteiabzeichen wegretuschiert

Die Bilder stammen aus dem Nachlass von Ernst Prinz und wurden dem Museum geschenkt. Prinz, der 1935 in die Werbeabteilung der Firma Zettelmeyer kam und ab 1941 als selbständiger Industriegraphiker für Firmen im Raum Trier tätig war, fertigte gemeinsam mit seinem Bruder die Passbilder an. "Die Bilder wurden vor einem Bettlaken und ohne zusätzliches Licht gemacht", erzählt sein Sohn Peter (78), der zur Ausstellungseröffnung auch die alte Kamera seines Vaters mitgebracht hatte. "Zu Hause besaß er einen kleinen zwei mal zwei Meter großen Raum, um die Fotos zu entwickeln", sagt Prinz. Dabei sei es üblich gewesen, dass Parteiabzeichen auf der Kleidung nachträglich wegretuschiert wurden.

Lebensmittel statt Geld

Geld bekam der Fotograf für seine Bilder nicht. Nach dem Krieg waren Naturalien wertvoller. "Wir bekamen Kartoffeln und Gemüse dafür", erinnert sich sein Sohn. Neben den Fotos sind in einer Vitrine weitere Arbeiten seines Vaters, wie Werbematerialien und Prospekte der Firma Zettelmeyer zu sehen, die Ernst Prinz gestaltete. Peter Prinz kann sich eine Ausstellung im Städtischen Museum in Trier vorstellen. Das Freilichtmuseum will auch weiter auf Ausstellungen in Museumsgebäuden setzen. "Wir sind eigentlich ein Ganzjahresbetrieb. Und wir haben den Vorteil, über große Ausstellungshallen zu verfügen", sagt Geschäftsführerin Ursula Ninfa. Die Ausstellung läuft noch bis 20. November diesen Jahres. MW


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