Das Zentrum für Sozialpädiatrie und Frühförderung Trier (SPZ) hat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Alle Leistungen sollen aber weiterhin in vollem Umfang bestehen bleiben.
Das Zentrum für Sozialpädiatrie und Frühförderung Trier und Zentrum für Erwachsene mit Behinderung Trier gGmbH arbeitet seit mehr als 30 Jahren mit entwicklungsgefährdeten und behinderten Kindern und Jugendlichen. Eine fast zwei Jahre laufende Auseinandersetzung mit den Krankenkassen bezüglich der Abrechenbarkeit von erbrachten Leistungen hat das SPZ in Liquiditätsschwierigkeiten gebracht. Um die Versorgung der Patienten im gewohnten Maße sicher zu stellen und die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, wurde die Geschäftsführung selbst aktiv. Sie hat Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Die Trierer Fachanwältin Christine Frosch hat das Mandat der insolvenzrechtlichen Generalbevollmächtigten. Sie unterstützt die SPZ Geschäftsführerin Dr. med. Susanne Heicappell beim Sanieren der gemeinnützigen GmbH und Aufrechthalten der sozialpädiatrischen und Frühförder-Leistungen. Das Trierer Amtsgericht hat den Antrag zugelassen.
Wichtiges Instrument zur Sanierung
Die Insolvenz in Eigenverwaltung sei ein wichtiges Instrument zur Sanierung und Restrukturierung eines Unternehmens in Schieflage, erläuterte Rechtsanwältin Christine Frosch, wenn eine Insolvenz nicht zu vermeiden sei, das Unternehmen aber über einen fortführungswürdigen Geschäftsbetrieb verfüge. Dieses Eigenverwaltungsverfahren biete sich an, wenn externe Gründe maßgeblich für die Krise des Unternehmens verantwortlich seien und die Geschäftsführung weiterhin das Vertrauen bei ihren Geschäftspartnern genieße. Zum vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht den Trierer Fachanwalt für Insolvenzrecht und Betriebswirt Jörg A. Wunderlich bestellt. Die Generalbevollmächtige Frosch wird mit der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Mentor AG, dem Sachwalter und der Geschäftsführung ein Sanierungskonzept ausarbeiten und mit den Krankenkassen im Dialog bleiben.
Über 3800 Kinder nutzen Leistungen des SPZ
Das SPZ steht in gemeinsamer Trägerschaft der Lebenshilfen Trier, Trier-Saarburg, Bitburg, Prüm, Daun und des Caritasverbands Trier. Auftrag des Trierer Zentrums mit seinen fünf Außenstellen in Bitburg, Daun, Hermeskeil, Prüm und Wittlich ist das Untersuchen und Behandeln von Kindern und Jugendlichen im Kontext mit ihrem sozialen Umfeld einschließlich der Beratung und Anleitung von Bezugspersonen. Zum Behandlungsspektrum gehören insbesondere Krankheiten, die Entwicklungsstörungen, drohende und manifeste Behinderungen sowie Verhaltens- oder seelische Störungen bedingen. Dieses umfassende Leistungsspektrum kommt jährlich über 3800 Kindern und deren Familien in der Region zu Gute.
Insolvenz als Chance
Dr. Heicappell wurde als Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH frühzeitig selbst aktiv. Sowohl der Aufsichtsrat als auch die Gesellschafterversammlung des SPZ stehen vollumfänglich hinter ihr und sprachen ihr einstimmig das Vertrauen aus. Ziel der Insolvenz in Eigenverwaltung ist das Aufrechterhalten dieser Leistungen, das Verhandeln einer planungssicheren, strukturellen Verbesserung der Kostenübernahme mit den Krankenkassen und das Sichern der insgesamt 146 Arbeitsplätze. Das Eigenverwaltungsverfahren ermöglicht es, die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung zu belassen.
RED