

Dabei begann der Abend aus Trierer Sicht durchaus hoffnungsvoll. Das erste Viertel entwickelte sich zu einem offenen Schlagabtausch, geprägt von schnellen Abschlüssen und wenigen Pausen im Rhythmus. Trier setzte mit 26:24 die erste kleine Marke, getragen von frühen Treffern und einer klaren Idee im Spielaufbau. Als die Gladiators im zweiten Abschnitt einen 8:2-Start hinlegten und sich auf 34:26 absetzten, schien sich der Abend in eine vertraute Richtung zu entwickeln. Zwischenzeitlich lagen die Gastgeber sogar mit zehn Punkten in Front (47:37), ein Polster, das zeigte, wie gut sie die Offensivoptionen nutzten, die Jena ihnen anbot.
Doch genauso schnell, wie sich eine Führung öffnet, kann sie im Basketball auch wieder schmelzen. Jena arbeitete sich Stück für Stück zurück, fand Lücken, die zuvor nicht da waren, und reduzierte die Trierer Vorteile auf ein Minimum. Zur Halbzeit führten die Modelstädter nur noch knapp mit 54:52 – und dieser schmale Vorsprung hielt nicht lange. Denn was nach dem Seitenwechsel folgte, war aus Sicht der Hausherren der schwerste Teil des Abends. Jena startete mit einem 17:2-Lauf, nutzte Trierer Ballverluste, gewann die Kontrolle und zog auf 69:56 davon. Bis ins Schlussviertel blieb diese Dynamik bestehen, Jena lag mit 79:66 vorn und bestimmten Phasen nach schienen die Gäste auf dem Weg zu einem sicheren Auswärtssieg.
Doch Trier gab nicht auf. Trotz der vielen eigenen Fehler, 16 Ballverluste insgesamt, und trotz der wachsenden Nervosität übernahm die Mannschaft Verantwortung. Plötzlich griffen die Aktionen wieder ineinander. Ein 12:2-Lauf brachte die Gladiators auf 81:88 heran, die Halle wachte wieder auf, und die Intensität stieg mit jeder Minute. Jena verlor Struktur, Trier gewann Mut – und spätestens als kurz vor Schluss weitere sieben Trierer Punkte fielen, wurde das Momentum endgültig auf den Kopf gestellt.
Der Wendepunkt kam, als Roland einen schweren Wurf nicht verwandelte und Nolan Adekunle den Ball 5,6 Sekunden vor Schluss aus der Luft pflückte und zum 94:93 über den Ring legte. Der Jubel explodierte. Trier hatte nach einem langen, ungleichen Ringen zum ersten Mal seit der frühen Phase wieder geführt.
Doch fünf Sekunden sind im Basketball ein Raum voller Risiken. Harmsen nahm die Auszeit, Jena zeichnete einen letzten Spielzug, und der Ball landete exakt dort, wo er landen sollte: in den Händen von Eric Washington. Der Point Guard löste sich an der Baseline minimal, gerade so viel, dass ein Step-back möglich wurde. Mit der Sirene stieg der Ball, und als er fiel, fiel auch der Lärmpegel der Arena ab. Washingtons Treffer zum 95:94 raubte den Gladiators den erkämpften Sieg im letzten möglichen Moment mit einem Buzzerbeater.
Statt Jubel blieb ein Abend voller Kontraste: ein Spiel, das verloren schien, dann gewonnen wirkte – und in der letzten Sekunde endgültig entglitt. Ein Abend, der beweist, wie dünn die Linie im Profibasketball sein kann. Fünf Sekunden reichen aus um eine komplette Partie zu kippen. Damit steht nun auch die erste Heimniederlage der BBL-Saison 2025/26.
Jetzt kommen für die Mannschaften erstmal zwei Wochen "FIBA Break". Die Länderspielpause sollte der perfekte Zeitpunkt sein, um mental wieder refokussieren zu können.
Das nächstes Spiel ist am Samstag, 6. Dezember in Ludwigsburg. Sprungball ist um 20 Uhr.
Text: Kevin Schößler
Jacques Schneider (Headcoach VET-CONCEPT Gladiators): „Erstmal Glückwunsch an Jena, sie waren heute das bessere Team. Wir haben es gerade im dritten Viertel nicht geschafft die defensive Intensität zu bringen, die es braucht dieses Spiel zu gewinnen. Wir haben uns mit einem tollen Comeback in die Situation gebracht gewinnen zu können aber so ist auch der Basketball, dass wir es heute mit dem letzten Wurf verloren haben. Wir hätten uns schon in der ersten Hälfte ein Polster aufbauen können, das ist uns wegen den Rebounds nicht gelungen.“
Die Viertel: 26:24 | 28:28 | 12:27 | 28:16
Die Zuschauerzahl: 5.346
Für Trier spielten: Dexter Akanno (2 Punkte), Behnam Yakhchali (4), Marco Hollersbacher (7), Yannis Steger (DNP), Marten Linßen (15), Jordan Roland (20), Urald King (12), Evans Rapieque (0), Nolan Adekunle (6), JJ Mann (0), Maik Zirbes (9) und Eli Brooks (19).
Beste Werfer Science City Jena: Joe Wieskamp (19 Punkte), Great Osobor und Eric Washington (jeweils 18).
Quelle: Gladiators Trier



