Rund 1.000 minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte nach Deutschland gekommen sind, wurden in diesem Jahr bereits in der Trierer Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) registriert. Während ein Teil der betroffenen Jugendlichen unter anderem in stationären Jugendhilfe-Einrichtungen wie dem Don-Bosco Jugendhilfezentrum Helenenberg oder der Einrichtung des Trierer Vereins Palais, betreut wird, können auch Gastfamilien aus Trier und dem Kreis Trier-Saarburg unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge aufnehmen.
Junge Flüchtlinge, die nicht in Begleitung eines Erziehungsberechtigen nach Deutschland einreisen, durchlaufen nach ihrer Registrierung zunächst eine zweieinhalb bis dreimonatige Clearing-Phase (siehe Infobox). Zuständig während dieser Zeit ist grundsätzlich das Jugendamt, in dessen Bezirk die Ankunft des jungen Menschen festgestellt wird.
Jugendämter kooperieren
Für die Aufnahmeeinrichtungen (AfA) in Trier und Hermeskeil wäre zwar zunächst das sogenannte Schwerpunktjugendamt Trier zuständig, aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen unterstützt aber das Jugendamt des Kreises Trier-Saarburg die Trierer Kollegen und kümmert sich um die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen, die in Hermeskeil ankommen. Helfer haben die Jugendämter unter anderem im Don-Bosco-Jugendhilfezentrum Helenenberg gefunden. "Die Clearingphase dient zunächst der sofortigen Sicherung von Schutz der Jugendlichen innerhalb der Jugendhilfe und außerhalb der großen Aufnahmeeinrichtungen, in denen erwachsene Flüchtlinge untergebracht sind", sagt Carsten Lang, Erziehungsleiter im Jugendhilfezentrum Don Bosco. Hier werden ausschließlich männliche Flüchtlinge betreut und erhalten ab dem ersten Tag eine Sprachförderung. "Der größte Teil ist zwischen 15 und 17 Jahren alt, aber es reisen gelegentlich auch noch jüngere Minderjährige ohne Eltern ein", sagt Lang. Um Mädchen und jüngere Kinder kümmert sich die Bad Kreuznacher Diakonie.
Gasteltern als Alternative
Zwar bevorzugen die Jugendämter die Unterbringung der männlichen unbegleiteten Jugendlichen in Wohngruppen, aber aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen seien die meisten Gruppen ausgelastet. Eine Alternative dazu ist nach Angaben von Carsten Lang auch die Unterbringung der jungen Flüchtlinge in Gastfamilien. Diese Familien, die zunächst ein standardisiertes Eignungs-Prüfverfahren durchlaufen, werden während der gesamten Betreuungsdauer durch eine pädagogische Fachkraft begleitet. Weitere Voraussetzungen sind ein freies Zimmer, Zeit und Unterstützungsmöglichkeiten, die Bereitschaft sich mit verschiedenen Kulturen, Sprachen, Religionen und Gebräuchen auseinanderzusetzen und kreative Ideen für die Lösung von Sprachschwierigkeiten. "Die Gasteltern müssen bereit sein, auch für eine kurze Dauer eine verlässliche und flexible Beziehung einzugehen", sagt Ralf Frühauf vom Presseamt der Stadt Trier. Ansprechpartner für interessierte Gasteltern sind die Don-Bosco-Mitarbeiterin Alexa Lichter, Telefon: 0151/40907839, E-Mail: alexa.lichter@helenenberg.de oder die Jugendämter.
Clearing Phase
Während der Clearing-Phase, die ein unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling durchläuft, sollen der Gesundheitszustand, die schulische Vorbildung, besondere Interessen, Begabungen und Neigungen, der Verbleib von Familienangehörigen, der Einstieg ins Asylverfahren, die erste Orientierung in einer für die jungen Menschen fremden Situation und Kultur sowie der konkrete weitergehenden Hilfebedarf "geklärt" werden.
FS/RED