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Claudia Neumann

»Keine Gewalt in der Geburtshilfe«

Trier. Kundgebung am 6. Mai an der Porta Nigra

Die Initiative "Gewaltfreie Geburtshilfe" wurde aus Unverständnis und Wut geboren.  Die Frauen aus medizinischen und nicht medizinischen Berufen haben eine Mission: Durch Kundgebungen und Netzwerke auf die Missstände der Geburtshilfe aufmerksam zu machen. Denn Geburt geht jeden etwas an.

Corinna Hansen-Krewer aus Longuich ist Teil der Privatinitiative "Gewaltfreie Geburtshilfe". Diese veranstaltet am kommenden Samstag, 6. Mai, an der Porta Nigra ab 12 Uhr eine Kundgebung zum Thema.

"Oftmals können Menschen nicht glauben, dass physische sowie psychische Gewalt im Kreisssaal stattfindet", weiss Doula Corinna Hansen-Krewer. Sie begleitet Frauen über Fehlgeburten auf natürlichem Weg und bemängelt fehlende Aufklärung und Druck durch die Ärzteschaft. Betroffene Frauen können keine informierte Entscheidung für sich treffen, da meist im Zuge einer Fehlgeburt zur schnellen Ausschabung geraten wird: "Du willst ja schließlich nicht verbluten?"

Gewalt in der Geburtshilfe kann sich in vielen Bereichen äußern: "Betroffene verstehen oft erst viel später, was sie teilweise im Kreissaal oder in der Schwangerschaft erlebt haben." Dass die Gesellschaft gewaltvolle Erfahrungen runterspielt, macht es für Betroffene nicht leichter: "Stell dich nicht so an. Das bisschen Blut. Wir machen das ohne Betäubung - das geht dann schneller. Hauptsache das Kind lebt" sind typische Aussagen, berichtet Hansen-Krewer.

Es gibt verschiedene Arten der Gewalt:

Physische Gewalt: Festhalten, Interventionen ohne Kommunikation und Einverständnis (Dammschnitt ohne Betäubung), vaginale Untersuchung, keine freie Wahl der Geburtsposition etc.

Psychische Gewalt: Anschreien, Vorwürfe, beschimpfen, diskriminieren (Alter, Gewicht, Herkunft etc), Nötigung, Erpressung etc.

Strukturelle Gewalt: Fallpauschalen: Für Kaiserschnitt gibt es mehr Geld als für eine natürliche Geburt, zu wenig Personal für zu viele Gebärende, Kleine Kreissääle werden geschlossen uvm.

Wichtig: Strukturelle Umstände begünstigen Gewalt, sind aber keine Entschuldigung und Ausrede hierfür!

Auch Hebamme Anja Lehnertz-Hemberger ist ein aktives Mitglied von "Gewaltfreie Geburtshilfe": "Ich bin seit über 23 Jahren mit Leib und Seele als Hebamme tätig und setze mich ein, weil eine Gewaltfreie Geburt ein Frauenrecht ist. Ich setze mich ein, weil ich als Hebamme eine Vertrauensperson der Gesellschaft bin und ich somit die Pflicht habe, meine Arbeit nicht zum Schaden der Frau auszuüben."

Laut dem Grundgesetz hat eine Mutter Anspruch auf Schutz und Fürsorge der Gemeinschaft und das bedeutet ganz klar: Es betrifft jeden! Es kann und darf sich niemand freisprechen, weil wir als Gesellschaft und Gemeinschaft Fürsorge für unsere Gemeinschaft tragen.

"Wenn Frauen nicht mehr gebären, wird unsere Gesellschaft verkümmern, also bitte fühlt euch angesprochen und schaut hin," bittet Hansen-Krewer. "Gewalt in der Geburtshilfe hat viele Gründe und Auswirkungen - diese wollen wir auf unseren Kundgebungen beleuchten und dadurch die Gesellschaft sensibilisieren. Es ist nicht egal, wie Geburten stattfinden - egal, in welcher Schwangerschaftswoche."

Facebook // Instragram: @Gewaltfreie_Geburtshilfe

 


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