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Es war einmal... Klara Marie Faßbinder

Klara Marie Faßbinder war eine engagierte Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin. Die gebürtige Triererin trat während der Weimarer Republik für eine Aussöhnung mit dem "Erbfeind" Frankreich ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sie sich für die Annährung von Ost und West ein.

Klara Marie Faßbinder wurde am 15. Februar 1890 als fünftes von sieben Kindern in Trier geboren. Ihr Vater war der Volksschullehrer Peter Faßbinder. 1896 zog die Familie nach Brühl, da der Vater dort eine Stelle am Lehrerseminar erhielt. 1909 legte sie in Koblenz ihr Examen für die mittlere und höhere Mädchenschule ab. Vier Jahre später machte sie in Münster das externe Abitur. Dadurch konnte sie an der Uni Bonn Geschichte, Französisch und Philosphie studieren – das war Frauen in Preußen erst seit 1908 erlaubt. Faßbinder war in jungen Jahren glühende Anhängerin der Monarchie, die das Wahlrecht entschieden ablehnte. Nicht der einzige Widerspruch zu ihrem späteren Engagement. Obwohl Faßbinder die französische Sprache perfekt beherrschte, hatte sie eine negative Haltung zu Frankreich und war überzeugte Patriotin.

Erster Weltkrieg

1918 meldete sie sich zum "vaterländischen Hilfsdienst". Im Dörfchen Montgon südlich von Sedan war sie bald eine wichtige Vermittlerin zwischen der französischen Bevölkerung und der deutschen Besatzungsarmee. Die enge Freundschaft zu einer Bäuerin und deren Kindern löste in ihr ein Umdenken aus. Faßbinder warf ihre nationalistische Überzeugung über Bord und verschrieb sich dem Frieden und der Völkerverständigung. 1920 ging sie ins Saarland, das von den Franzosen besetzt war. Hier erhielt sie eine Anstellung als Lehrerin. Nach der Eingliederung des Saargebiets in das nationalsozialistische Deutschland wurde sie aus politischen Gründen entlassen. Als Übersetzerin des französischen Schriftstellers Paul Claudel (1868-1955) verschaffte sie sich in dieser Zeit Anerkennung. Wegen ihrer Bemühungen um die Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich beschloss die französische Regierung 1967, ihr den Orden "Les Palmes Académiques" zu verleihen. Diesen durfte Faßbinder aber erst 1969 nach der Wahl von Bundespräsident Gustav Heinemann annehmen.

Einsatz für Aussöhnung

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Klara Marie Faßbinder auf eine Professur für Geschichte an die Pädagogische Akademie in Bonn berufen. Mit Beginn des Kalten Krieges setzte sie sich für die Verständigung und Versöhnung mit dem Osten ein. Sie gehörte außerdem zu den Mitbegründerinnen der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung. Diese lehnte die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik ab und sah in der NATO-Mitgliedschaft einen Hemmschuh für die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Sie wurde deshalb vom Verfassungsschutz bespitzelt und wegen angeblicher prokommunistischer Äußerungen denunziert. Bis zum Erreichen der Altersgrenze blieb sie von ihrer Stelle an der Pädagogischen Akademie beurlaubt und durfte das Gebäude nicht mehr betreten. Das tat ihrem Einsatz für eine Aussöhnung mit dem Osten aber keinen Abbruch. Weltweit wurde sie für ihr Engagement geachtet – nur in Deutschland nicht. Hier nannten die Zeitungen sie abfällig "Friedensklärchen". Klara Marie Faßbinder starb am 4. Juni 1974 in einem Altersheim in Berkum bei Bonn.

Gastprofessur

Die Landeskonferenz der Hochschulfrauen (LaKoF) Rheinland-Pfalz hat eine Gastprofessur nach Klara Marie Faßbinder benannt. Die Professur wird seit 2001 vom Bildungs- und Kulturministerium gefördert. Semesterweise folgt eine international renommierte Wissenschaftlerin dem Ruf an die jeweils ausrichtende Hochschule. Infos gibt es hier.


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