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Konflikte rund um den Hund eskalieren

»Hundehasser legt Köder mit Rasierklingen aus«, »Nägel und Schrauben in der Wurst«, »Giftköder im Weinberg«, solche Schlagzeilen alarmieren alle Hundebesitzer in der Region. Sie fragen: Wer tut so etwas? Und was sind die Gründe für die immer häufiger gemeldeten Versuche, Hunde bewusst schwer zu verletzen oder gar zu töten? Wir haben mit Experten gesprochen.

„Hundehasser gab es schon immer, aber es sind mehr geworden. Meiner Meinung nach hat die Zahl der schweren Übergriffe mit Giftködern oder Metallstücken zugenommen.« Beatrix Peters, Inhaberin der Hundeschule »caredis« in Pluwig, weiß um die zahlreichen Anschläge auf Hunde in der letzten Zeit und kennt die Ängste der Hundebesitzer aus ihren täglichen Trainingsstunden für Vier- und Zweibeiner.»Die Polarisierung zwischen Hundehaltern und Hundehassern ist stärker geworden als noch vor ein paar Jahren. Zum einen gibt es mehr Hunde, zum anderen sind diese häufig ohne Leine unterwegs oder verrichten ihr Geschäft, da wo sie es nicht sollen –  also in Nachbars Garten, in der Nähe von Spielplätzen oder auf Fuß-, Spazier- und Radwegen.«

Mehr Giftköder ausgelegt

Auch Anna Jutz, Leiterin des Trierer Tierheims kann dies bestätigen. »Wir haben das Gefühl, dass in den vergangenen ein bis zwei Jahren mehr Giftköder ausgelegt worden sind. Einige Menschen sind möglicherweise gefrustet, weil Hundehalter ihre Tiere nicht anleinen oder überall hinmachen machen lassen. Das ist natürlich keine Rechtfertigung, weil es die Falschen trifft. Die Tiere können ja nichts dafür. Aber es gibt sicherlich auch Menschen, die Hunde hassen und Giftköder auslegen, weil sie den Tieren schaden wollen oder es lustig finden, wenn das Tier leidet«, so Anna Jutz. Hundehalter sollten beim Spazierengehen deshalb immer ein Auge auf ihre Tiere haben  – gerade in Bereichen, wo schon Giftköder ausgelegt wurden. Bei Hunden, die gerne Sachen vom Wegesrand fressen, müssen Besitzer den Tieren notfalls einen Maulkorb anlegen, rät die Tierheimchefin.

Halter in der Pflicht

Auch Beatrix Peters sieht die Halter in erster Linie in der Pflicht, sensibler zu reagieren. »Ich kann Spaziergänger, Eltern mit Kinderwagen, Fahrradfahrer oder Jogger verstehen, wenn Sie sich durch herumspringende Hunde in ihrer Bewegungsfreiheit beeinträchtigt fühlen oder vor großen Tieren einfach Angst haben.« Die Halter sollten die Tiere stets anleinen und eventuelle Hinterlassenschaften sofort beseitigen. »Allein, wenn diese selbstverständlichen Dinge konsequent beachtet würden, wäre die Situation viel entspannter«, so Peters. Aber auch Hundehassern sollte klar sein, dass sie ihre Wut über eine »Tretmine« im Garten oder eine Bellattacke nicht einfach durch Selbstjustiz in Form von Tierquälerei abreagieren dürfen. (s. Kasten )

Die Polizei rät zur Leine

Auch die Polizei rät dazu, Hunde grundsätzlich angeleint auszuführen. »Dies gilt sowohl zum Schutz des Tieres als auch anderer Fußgänger etc. Insbesondere sollen Hundehalter darauf achten, dass ihre Tiere nichts fressen, was sie beim Spaziergang finden.« Wenn Spaziergänger verdächtige Gegenstände finden, sollten sie sofort die Polizei informieren, damit diese ihre Ermittlungen direkt vor Ort aufnehmen kann. (Red/Fin)
Tierquälerei: Bis zu drei Jahre Freiheitsentzug
Als Tierquälerei wird eine in Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) beschriebene Straftat bezeichnet. Danach drohen allen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe, die »ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund töten oder einem Wirbeltier entweder aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden beziehungsweise länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügen«. Die letzte Änderung beziehungsweise Ergänzung des Gesetzes stammt vom 3. Dezember 2015.
Tipps für Hundehalter: Was im Notfall zu tun ist

Wenn der Verdacht besteht, dass der Hund einen Giftköder gefressen hat, ist schnelles Handeln gefordert.
Symptome einer Vergiftung sind unter annderem: Erbrechen, Durchfall, starker Speichelfluss, Unruhe oder Apathie, blasses Zahnfleisch oder stark verfärbte Schleimhäute, große Pupillen, gerötete Augen, Atembeschwerden, Krämpfe bis hin zum Koma. Auch mit Nadeln, Schrauben oder Rasierklingen gespickten Köder sind akut lebensgefährlich.
Bei Verdacht sollte man unter Mitnahme einer Probe (Giftköder, Erbrochenens, Kot) gleich zum Tierarzt oder in eine Tierklinik.   Achtung: die Probe nicht berühren! Um Wartezeiten zu vermeiden sollte der Notfall unbedingt vorher telefonisch angekündigt werden. Im akuten Notfall gilt es den Hund zu beruhigen und gegebenenfalls  anzuleinen beziehungsweise festzubinden. Maulkorb oder Maulschlinge dürfen wegen Erstickungsgefahr nicht angelegt werden. Bei Bewusstlosigkeit sollte der Hund in die stabile Seitenlage gebracht werden. Nach Erbrechen müssen die die Atemwege freigeräumt werden.
Wenn sich der Verdacht auf Giftstoffe erhärtet hat, sollte unbedingt die Polizei eingeschaltet werden. Vor allem dann, wenn möglicherweise auch spielende Kinder gefährdet sind. Jeder Hundehalter sollte einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren, um seinem Vierbeiner im Ernstfall helfen zu können. Zudem bieten manche Hundeschulen Kurse an, in denen der Hund lernt, nicht jedes Futter vom Boden aufzunehmen. (Red)


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