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Andrea Fischer

Startschuss zum moselmusikfestival 2023 

Bernkastel-Kues. Welt- und Nachwuchsstars präsentieren sich beim Moselmusikfestival

Erfolgreiche Programmpräsentation des moselmusikfestivals 2023 mit Festivalchef Tobias Scharfenberger, dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung und Kulturdezernent Markus Nöhl, Ministeriumsvertreterin Dorothee Rhiemeier (MFFKI) und Aufsichtsratschef Wolfgang Port im Rheinischen Landesmuseum Trier.  (v.l.n.r.)

Erfolgreiche Programmpräsentation des moselmusikfestivals 2023 mit Festivalchef Tobias Scharfenberger, dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung und Kulturdezernent Markus Nöhl, Ministeriumsvertreterin Dorothee Rhiemeier (MFFKI) und Aufsichtsratschef Wolfgang Port im Rheinischen Landesmuseum Trier. (v.l.n.r.)

Bild: Sabine Krösser

Unter dem Festivalmotto "Ganz neue Welten tun sich mir auf..." (angelehnt an ein Zitat des weltberühmten Komponisten Robert Schumann) präsentierte der Festivalmacher und Geschäftsführende Intendant, Tobias Scharfenberger, mit viel Verve und Esprit in seinem rund 90-minütigen Vortrag das diesjährige Programm des moselmusikfestivals. 50 Konzerte (davon fünf im Rahmen der neugegründeten moselmusikfestival a.s.b.l. erstmals in Luxemburg) mit über 300 MusikerInnen an 30 verschiedenen, außergewöhnlichen Spielorten stehen auch in diesem Sommer im Rahmen des größten und ältesten Musikfestivals in Rheinland-Pfalz auf dem Programm. Mit von der Partie sind wie gewohnt Größen aus Klassik, Jazz und Weltmusik wie Max Mutzke & das Marialy Pacheco Trio feat. Thomas Quasthoff, Wildes Holz, The Tallis Scholars, Mnozil Brass, The Ukulele Orchestra of Great Britain, Ana de la Vega, Sebastian Manz und viele mehr. Einzigartige Musikerlebnisse wie Livemalerei, ein Stummfilmkonzert zum Filmklassiker "Algol" (1920) oder ein begehbares Musikhörspiel zum Thema "Auferstehung?" erhalten hierbei Einzug ins Programm.

Auch programmatisch gibt es einiges Neues zu entdecken: Beim Kammermusikabend, den Liv und Nadia Migdal gemeinsam mit Daniel Gerzenberg (22.07.) konzipiert haben, werden geniale und vergessene Literatinnen und Komponistinnen in die Jetztzeit zurückgeholt. Erstmals gibt das Festival den teilweise vergessenen oder viel zu wenig beachteten Künstlerinnen vom Frühbarock bis zur Moderne eine Stimme. Weitere Infos unter: https://www.moselmusikfestival.de/konzert/neue-welten-liv-migdal-nadia-migdal-daniel-gerzenberg/

Die Freiluftkonzertsaison wird eröffnet

Auch drei Freiluftkonzerte in Trier stehen auf dem abwechslungsreichen Programm, so darf sich das Festivalpublikum auch 2023 wieder auf den Besuch von Singer-Songwriter Max Mutzke freuen, der gemeinsam mit dem Marialy Pacheco Trio und dem weltbekannten Bariton Thomas Quasthoff (5.8.) im Innenhof des Kurfürstlichen Palais auf der Bühne stehen wird. "The Erlkings" werden bereits am Vortag (4.8.) die Evergreens der Romantik ins 21. Jahrhundert katapultieren. Der Auftritt des Asian Youth Orchestra (6.8.), eines der besten Jugendorchester der Welt, rundet das Freiluftwochenende in Trier ab. Zwei weitere Freiluftkonzerte (28./29.7.) mit "Marina & The Kats" (Indie-Swing aus Wien) und dem "Ukulele Orchestra of Great Britain" werden auch in diesem Jahr wieder in den Moselauen von Bernkastel-Kues zu erleben sein.

Bunte Programmmischung für Groß & Klein

Mit The Tallis Scholars kommt am 7. September im Format "Nachts im Dom" eines der weltweit führenden professionellen Ensembles für die Vokalmusik der Renaissance nach Trier. Auch für die ganze Familie steht - in Kooperation mit dem Sommerheckmeck - in diesem Jahr wieder ein Konzert auf dem Programm (13.8.). Im JuB Wengerohr wird Sukini ihr Album "Schmetterlingskacke" präsentieren und mit "Geschichten und Liebeserklärungen voller Trost und Mut" auf der Bühne stehen. In diesem Jahr geht außerdem der campus moselmusikfestival in die zweite Runde. Junge Liedduos werden eine Woche von renommierten Dozierenden ihres Faches angeleitet und präsentieren das erarbeitete Repertoire in zwei Abschlusskonzerten in Wittlich (22.9.) sowie im luxemburgischen Grevenmacher (23.9). Die Förderung junger Nachwuchstalente ist dem moselmusikfestival auch in diesem Jahr wieder ein großes Anliegen. So werden außerdem der LandesJugendChor (3.9.) und die zwei im Rahmen der Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb ausgezeichneten Ensembles "Duo AeroFONe" (1.9.) und "Bright Brass" (5.9.) in Ehnen, Pfalzel und auf Schloss Föhren Konzerte geben. Eröffnet wird das moselmusikfestival 2023 von Martin Stadtfeld, Klavier & der Rheinischen Philharmonie Koblenz (16.7.) mit Werken von F. Mendelssohn Bartholdy sowie W. A. Mozart und auch beim Schlussakkord (3.10.) in Trier steht mit J.S. Bach Hohe Messe in h-Moll wieder großformatige Orchester- und Chorliteratur auf dem Programm. Dem diesjährigen Kultursommer-Thema "Kompass Europa: westwärts" nimmt sich das Festivalprogramm in zahlreichen Konzerten an. So zum Beispiel am Auftaktwochenende des Kultursommers in Trier (13.05.) mit der schottischen Folksängerin Iona Fyfe. Zudem wird im Rahmen des moselmusikfestivals 2023 der 1. Orgelhalbmarathon an der Mosel zwischen Winningen und Zell ausgerichtet (10.-12.8.). Für ausgewählte Veranstaltungen werden in der kommenden Saison wieder Konzerteinführungen angeboten. Der Eintritt hierzu ist frei. Im Gespräch mit dem WochenSpiegel kommentiert der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung und Kulturdezernent Markus Nöhl das Festivalprogramm 2023 wie folgt: "Das Moselmusikfestival ist ein besonderes Kultur-Highlight an der Mosel und in Trier. Einzigartige Orte verbinden sich mit beeindruckenden Künstlerinnen und Künstlern, wie zum Beispiel die herrlichen Konzerte im Innenhof des Kurfürstlichen Palais oder im Brunnenhof, beides direkt an unseren Welterbestätten Porta Nigra und Konstantinbasilika gelegen. Hier entfalten Ort und Musik eine herausragende Magie, die diese Konzerte zu etwas Besonderem macht. Das macht die Moselregion im Sommer auch für viele Kultur-Touristinnen und Touristen aber auch für die Einheimischen hoch attraktiv. Es gibt viele spannende Konzerte wieder einmal in diesem Jahr. Aber als großer Freund der alten Musik freue ich mich sehr auf die Tallis Scholars, ein britischer Chor mit dem Schwerpunkt auf Renaissance-Vokalmusik. Das wird im Trierer Dom bestimmt ein Genuss." Kleiner Exkurs am Rande: Gefragt wieso sich denn die Schreibweise des moselmusikfestivals geändert hat, erklärte uns Intendant Scharfenberger: "Die offizielle, amtliche Schriftweise ist Mosel Musikfestival gGmbH. Diese hat sich nicht geändert und wird sich nicht ändern. In allen Fließtexten sind wir auf mosemusikfestival umgestiegen, was mit der fortschreitenden Digitalisierung und den entsprechenden Verlinkungen und Hashtags in den sozialen Netzwerken zu tun hat und einfach praktikabler ist."

Ressourcenknappheit als Wermutstropfen zur Programmpräsentation

"Sehr gerne setzen wir auch in diesem Jahr die 2020 begonnene Kooperation mit der Kulturkarawane bei "My Urban Piano" und zur Eröffnung des "Flying Grass Carpet" fort. Der mehr als zweijährige Ausnahmezustand infolge der Pandemie und die Maßnahmen zu deren Eindämmung haben zum Teil zu heftigen, bis heute nachwirkenden Verwerfungen in der Kulturbranche geführt. Angesichts empfindlich gestiegener Kosten in vielen Bereichen unserer Veranstaltungen, sind Kooperationen wie diese sinnvoll, denn wir nutzen gemeinsame Infrastrukturen, schonen Ressourcen, machen unsere Inhalte für neue Publikumsschichten zugänglich", erläuterte Tobias Scharfenberger im Rheinischen Landesmuseum. Vom 16. Juli bis 3. Oktober gastiert das Festival laut Scharfenberger wohl zum letzten Mal in dieser "Qualität und Quantität". Er kritisierte am Ende der Programmpräsentation: "Wir verzeichnen gegenwärtig in nahezu allen Lebensbereichen erhebliche Kostensteigerungen. In unserer Branche sehen wir das am stärksten bei den Veranstaltungsnebenkosten (Technik, Dienstleistungen wie Drucksorten, Energiekosten, etc.). Wir operieren fast ausschließlich mit Spielstätten, die keine originären Veranstaltungsorte sind. Das macht die hohe Attraktivität des Festivals aus, ist aber zugleich ein erheblicher Kostenfaktor, weil die Veranstaltungsinfrastruktur erst von uns geschaffen werden muss. Wir haben nahezu keine Künstlerverträge mehr, bei denen keine Fahrt-/Reisekosten gezahlt werden müssen und diese sind ebenfalls deutlich gestiegen. Das Kaufverhalten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert, hin zu einer kurzfristigen Entscheidung, d.h. der Veranstalter trägt ein hohes Risiko." Auch Versäumnisse in der Bildungspolitik, der kulturellen Bildung, Sparmaßnahmen bei den Musikschulen, eine veränderte kulturelle Sozialisierung (Stichworte: demographischer Wandel, Digitalisierung, Rückläufe Mitgliederzahlen in Laien-Chören, Musikvereinen, etc.) führen laut Scharfenberger zu einer anderen Nachfrage nach Kultur. "Als Veranstalter sind wir gefordert, unsere Konzertformate inhaltlich und in der Präsentation zukunftsweisend weiterzuentwickeln, aber wir können unmöglich, die oben aufgeführten Entwicklungen und bildungspolitischen und gesellschaftspolitischen Versäumnisse korrigieren. Das heißt konkret für unsere Situation: Will man (die öffentlichen Träger) ein Festival in dieser Form, in dieser Vielfalt und Qualität erhalten, muss man sich finanziell stärker engagieren (von den Gesellschaftern kommen etwa 15% des Gesamtbudgets in Form eines Verlustausgleiches also nicht als Festfinanzierung) oder man wird künftig die Menge der Veranstaltungen herunterfahren und/oder den Zeitraum verkürzen/verändern müssen, was nicht ohne Einfluss auf das Sponsoring bleiben wird," so das aufrüttelnde Fazit des Festivalmachers. Dieses Statement haben wir zum Anlass genommen, um in Mainz nachzufragen, ob sich das Land eine Aufstockung des Etats vorstellen kann, um dem Kostendruck entgegen zu wirken? Dazu haben wir folgendes Statement erhalten: "In den vergangenen Jahren hat das Kulturministerium die Förderung für das Mosel Musikfestival in erheblichem Umfang erhöhen können (seit 2017 plus 40.000 EURO auf insgesamt 235.000 EUR im Jahr 2022). Von Landesseite werden wir gerne das Gespräch mit dem geschäftsführenden Intendanten und den Gesellschaftern suchen, um gemeinsam eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu finden." Das lässt hoffen… Weitere Informationen und Tickets zum moselmusikfestival 2023 gibt's ab sofort online unter: www.moselmusikfestival.de, persönlich an über 500 Vorverkaufsstellen von Ticket Regional oder telefonisch unter +49 651 97 90 777 sowie zum Ortstarif aus Luxemburg unter 20301011.


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