Seitenlogo
Johannes Mager

Bürger haben den Pegel im Blick

Schutz. In der Ortsgemeinde Schutz wurde nun ein Ultraschallsensor zur Überwachung des Wallmerbachs eingerichtet.

In der Ortsgemeinde Schutz treffen der Wallmerbach und die Kleine Kyll aufeinander. Beim Hochwasser im Juli 2021 hat das Wasser der beiden Bäche dort einigen Schaden angerichtet. Nicht nur die großen Gewässer waren es, die in der Region zu den Fluten beigetragen haben. Die kleinen überquellenden Bäche haben beim Hochwasser an Kyll, Lieser, Ahr oder auch Erft und Urft eine große Rolle gespielt. Etliche Experten prognostizieren, dass die Wahrscheinlichkeit von Starkregen und Hochwassern zunehmen wird. Eine Studie der World Weather Attribution (WWA) zum Starkregen in Westeuropa im Juli 2021 beispielsweise geht davon aus, dass der bisherige menschengemachte Temperaturanstieg die Wahrscheinlichkeit dieser extremen Wetterereignisse um das 1,2- bis 9-Fache erhöht.

Hochwasservorhersagen und frühzeitige Warnungen ermöglichen im Notfall, rechtzeitig Schutzmaßnahmen einzuleiten. Allerdings überwacht das aktuelle Messnetz nur die Pegelstände der großen Flüsse. Bei lokalen Starkregenereignissen richten aber eben auch die kleinen Fließgewässer direkt vor Ort Schaden an. Um die Bürger für die Gefahr zu sensibilisieren, haben der Kreisverband Vulkaneifel des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier das Selbsthilfeprojekt »Bürger messen ihre Bäche selbst« geplant und nun auch in der Ortsgemeinde Schutz umgesetzt. Dazu hat der DRK-Kreisverband in Zusammenarbeit mit dem Dorf-Förderverein Schutz e.V. im Dezember eine automatische Pegelmessung an der Dorfbrücke am Wallmerbach installiert.

Im Mai war bereits ein Pegelsystem an der Kyll in Jünkerath eingerichtet worden. Die intelligente Messtechnik wurde am Umwelt Campus ganz im Sinne der sogenannten »Bürgerwissenschaften« (Citizen Science) entwickelt. Die »Citizen-Science-Box« besteht aus einem wasserdichte Gehäuse und einer autarken Energieversorgung sowie einem Ultraschallsensor. Befestigt wurde sie in Schutz an der Brücke der Dorfstraße oberhalb der Wasseroberfläche und sendet nun Informationen in das Internet. Über grafische Tools lässt das Gerät sich fast spielerisch programmieren. Das Projekt dient nicht nur der Kontrolle des Pegels, sondern auch dazu, die Einwohner in die Kontrolle einzubinden und für die Thematik zu sensibilisieren.

Die Betreuung der Messstation in Schutz hat der Dorf-Förderverein übernommen. Die Mitglieder kontrollieren das Gerät regelmäßig auf Einsatzfähigkeit, Batteriestand und Befestigung. Mitte 2022 hat der Verein Kontakt mit Manfred Wientgen, Projektverantwortlicher beim DRK-Kreisverband, aufgenommen. »In Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde wurde dann bei einem Vororttermin ein geeigneter Standort gesucht und gefunden«, berichtet Christian Weirich, Vorsitzender des Dorf-Fördervereins. Zur Datenübertragung der Messstelle stellt Martin Dax, Anwohner am Wallmerbach und stellvertretender Wehrführer der Ortsgemeinde Schutz, seinen privaten Internetzugang zur Verfügung. So kann aktuelle Messpegel jederzeit online unter www.schutz-vulkaneifel.de/hochwasser eingesehen werden. Ortsbürgermeister Thomas Oertlin ist froh, dass die Bürgerschaft den aktuellen Pegel nun jederzeit ablesen und gegebenenfalls frühzeitig Vorsorgemaßnahmen treffen kann. »Wir sind gespannt auf die Langzeitwirkung und freuen uns, dass wir bei diesem Modellprojekt beitragen können, hier erste Erfahrungen mit diesen Messstationen zu sammeln«, sagt Oertlin.


Meistgelesen