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Buch zum Bau der Reichsautobahn vorgestellt

„Der Autobahnbau der Nazis blieb jahrzehntelang als positiv im kollektiven Gedächtnis der Bewohner der Bundesrepublik“, erklärte Elke Scheid, Leitung Kulturamt und Stadtbücherei Wittlich, in ihrer Begrüßungsansprache. „Die Verbrechen, denen die Autobahnen ihre Existenz verdanken, wurden schlichtweg ignoriert, verschwiegen“, weshalb die Publikation des Wittlicher Bürgers Wolfgang Schmitt-Kölzer eine so wesentliche Aufarbeitung der Lokalgeschichte darstelle.   Der Autor stellte sein Buch „Bau der „Reichautobahn“ in der Eifel (1939-1941/42)“ vor, wählte das karge Wohnlager der Zwangsarbeiter des Autobahnbaus in Greimerath als Beispiel für die unmenschlichen Bedingungen aus und schilderte das Leben und Sterben der inhaftierten Menschen dort. Zwölf Stunden ohne nennenswerte Pausen mussten die Menschen arbeiten, Steine, Geröll und schweren Boden mit Schaufeln bewegen, bis zur Bewusstlosigkeit arbeiten. Wer zu dieser Sklavenarbeit nicht mehr in der Lage war, musste mit der Deportation in ein Vernichtungslager der Nazis rechnen. Ein Weg, den viele der hier inhaftierten Luxemburger Juden nehmen mussten.   Mit diesem Übergang leitete Schmitt-Kölzer zu seinen Nachrednern über. Herr Laurent Moyse, Luxemburger Journalist, begann und schilderte das Leben seines Verwandten Jakob Finkelstein, dessen Familie im Getto Litzmannstadt ermordet wurde. Glück in dieser grauenhaften Zeit hatte Fritz Erich Hanau. Dr. Jean-Paul Martin erzählte, wie dieser Freund seines Vaters plötzlich 1980 vor der Tür stand. Über abenteuerlichste Wege konnte er der drohenden Deportation in letzter Minute entkommen und nach Kuba fliehen. Als vermeintlicher Fan der kubanischen Olympiateilnehmer konnte er das Flugzeug von Havanna nach Moskau, das in Frankfurt am Main zwischenlandete, nehmen und ohne Gepäck verlassen. Er starb hochbetagt 2006 im Saarland.   Als letzte Rednerin trat Frau Monique Dabé, Mitglied im Vorstand von „MemoShoa Luxembourg“ ans Pult. Sie stellte die Vereinigung, die sich der Erinnerung der luxemburgischen Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtung hoch engagiert widmet, vor und schilderte den Staatsakt vom 16. Oktober 2016, wo vor dem Bahnhof Luxemburg-Stadt der Deportation der jüdischen Mitbürgerinnen und –bürger vor 75 Jahren gedacht wurde.   Tief bewegt berichtete sie dann über die Reise nach Warschau, Lodz (Litzmannstadt) und Chelmno, die MemoShoa zwischen dem 17. und dem 20. Oktober 2016 durchführte. Die Orte des Grauens zu sehen, das sie im Detail kannte und gleichzeitig antisemitische Graffitis zu erblicken oder kaum erkennbare und ungepflegte Grenzen des Warschauer Gettos, überwältigten nicht nur die Rednerin sondern auch das betroffene Publikum.   Das Buch „Bau der „Reichautobahn“ in der Eifel (1939-1941/42)“ von Wolfgang Schmitt-Kölzer ist im örtlichen Buchhandel erhältlich.   Fotos:FF 


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