Thomas Förster

An Azubis scheitert es nicht

Städteregion Aachen. 27 Stellen sind in den 20 kommunalen Kindertagesstätten der Nordeifel unbesetzt. Nachwuchs wird fleißig ausgebildet, doch die Lücke klafft.
27 Stellen sind in den 20 kommunalen Kindertagesstätten der Nordeifel unbesetzt. Nachwuchs wird fleißig ausgebildet - doch ehe es Fachkräfte sind, dauert es noch eine Weile und nur wenige von ihnen zieht es nach Monschau, Simmerath oder Roetgen (wie hier die Kita Wackelzahn). Foto: van Rey

27 Stellen sind in den 20 kommunalen Kindertagesstätten der Nordeifel unbesetzt. Nachwuchs wird fleißig ausgebildet - doch ehe es Fachkräfte sind, dauert es noch eine Weile und nur wenige von ihnen zieht es nach Monschau, Simmerath oder Roetgen (wie hier die Kita Wackelzahn). Foto: van Rey

Eines ist klar: Am aktuellen Nachwuchs für Erzieher und Krankenpfleger liegt es nicht, dass in den Kindertagesstätten der Nordeifel 27 Stellen unbesetzt sind. 417 Erzieher und Kinderpfleger sind in die Ausbildung gestartet. Und doch bereiten die zunehmende Zahl an U3-Betreuungsplätzen und der Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule für alle Schulneulinge ab Sommer 2026 große Sorgen. Und es zieht nur wenige junge Erzieher aufs Land.

Eifel (Fö). »Wir haben 30 Ausbildungsplätze angeboten, aber nur 19 besetzen können«, weiß Markus Terodde, Bildungsdezernent der StädteRegion Aachen. Denn gerade in der Eifel sei es schwierig, die Plätze zu besetzen. Das zeigt auch ein Blick auf die »Einschulungszahlen« der angehenden Erzieher: »In Simmerath konnten wir nur mit zugedrückten Augen eine Klasse mit zehn Schülern in der klassischen Ausbildungsform einrichten«, erklärt Karin Bayer, Abteilungsleiterin Sozial- und Gesundheitswesen am Berufskolleg Simmerath/Stolberg. Am Stolberger Standort hingegen werden wurden 52 Auszubildende begüßt. Hinzu kommen dort 62 PiAs (praxisintegrierte Ausbildung). »Die Busverbindung nach Stolberg ist für junge Menschen beschwerlich«, weiß Thomas Döring, Schulleiter des Berufskolleg Simmerath/Stolberg. Und an der Käthe-Kollwitz-Schule in Aachen-Burtscheid sind Auszubildende aus der Eifel die Ausnahme - warum auch immer...

PiAs erhalten direkt eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1000 Euro, brauchen aber auch einen Ausbildungsplatz in einer passenden Einrichtung. Die klassische Ausbildung in Vollzeit bedeutet zunächst zwei Jahre Theorie, dann das Anerkennungsjahr. An einer attraktiven Entlohnung ändert das aber nichts. »Das Anerkennungsjahr wird bereits als Berufserfahrung anerkannt, was ein Einstiegsgehalt von rund 3140 Euro (Entgeltgruppe 8a, Stufe 2) bedeutet«, erklärt Markus Terrodde.

Ein Weg, dem massiven Fachkräftemangel im Kita-Bereich langfristig zu begegnen ist: Ausbilden! Dazu leisten die Berufskollegs der StädteRegion Aachen einen wichtigen Beitrag. An der Käthe-Kollwitz-Schule in Aachen und am Berufskolleg Simmerath/Stolberg konnten die Ausbildungskapazitäten für Erzieher sowie in der Kinderpflege in den letzten Jahren massiv ausgebaut werden. Das gilt vor allem für die vergütete praxisintegrierte Ausbildung (PiA). Von mehr als doppelt so hohen Ausbildungszahlen ist die Rede - 417 angehende Erzieher und Kinderpfleger sind neu dabei.

Ist die Nordeifel eigentlich ein beliebter Arbeitsort, so zieht es Erzieher kaum dorthin. »Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Trägern ist groß - in der Kita, der OGS oder in der ambulanten wie stationären Jugendhilfe findet man attraktive Arbeitsplätze. Da fährt niemand aus dem Nordkreis in die Eifel«, gesteht Terodde.

Zum Vergleich: In 56 Kindertagesstätten der Stadt Aachen fehlen 30 Erzieher, in den drei Nordeifel-Kommunen sind es bei 20 Einrichtungen 27 Stellen.

Und Entwicklungspotenzial ist nach einer Erzieher-Ausbildung reichlich gegeben, da man ein Bachelor-Studium anhängen kann und - wenn gewünscht - später große Kitas leiten könnte, die den Anforderungen an kleinen Unternehmen entsprechen.

Erzieher-Klasse

Bildungsdezernent Markus Terodde sieht die Kitas auf einem guten Weg: »Die Ausbildungszahlen steigen, obwohl wir an unseren Berufskollegs in den letzten fünf Jahren rund 20 Prozent an Auszubildenden verloren haben.« Und doch steht erstmal eine Durststrecke vor den Kitas und damit auch den Eltern: »Man muss auch mal ehrlich sagen, wenn etwas nicht klappt. Betreuungszeiten kürzen wird mittelfristig immer wieder nötig sein«, gesteht er.

Wer noch auf den Zug der Erzieher und Kinderpfleger aufspringen will, kann sich direkt am Schulort Simmerath des Berufskollegs Simmerath/Stolberg, Im Römbchen 1, melden: Tel. 02473 9602-0; E-Mail bk-simmerath@bk-simmerath-stolberg.de
Anmelden muss man sich auf »Schüler online« unter www.schueleranmeldung.de


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